Heimat entdecken

Am Tag des offenen Denkmals eintauchen in die Vergangenheit

In Sauerlach/Arget kann man am Tag des offenen Denkmals eine fantastische Reise in die Vergangenheit antreten. 	Foto: Schunk/Privat

In Sauerlach/Arget kann man am Tag des offenen Denkmals eine fantastische Reise in die Vergangenheit antreten. Foto: Schunk/Privat

Sauerlach-Unterhaching-Harlaching · Am Sonntag. 8. September, ist es mal wieder so weit, im Landkreis München wird zum Tag des offenen Denkmals eingeladen.

In diesem Jahr ist auch das Sauerlacher Heimatmuseum mit von der Partie, das gleich aus drei sehenswerten Einrichtungen, allesamt in der Holzkirchner Straße 22 in Arget beheimatet, besteht. Der Troadkasten aus dem Jahr 1667 ist ein zweigeschossiger Blockbau mit Satteldach und Laube. Früher war es ein Nebengebäude des Garnerhofes in der Michaelistraße in Arget, er diente zu dieser Zeit der Bevölkerung als Lagerstätte für Brot und Saatgetreide.

1987 wurde das ehrwürdige Gebäude neben das alte Pfarrhaus in der Holzkirchner Straße versetzt, restauriert und zum Heimatmuseum umgewandelt. Betreut wird das Ensemble vom Förderverein »Heimatfreunde Sauerlach«. 130 Mitglieder zählt der Förderverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Heimatgeschichte lebendig zu machen. 50 unterschiedliche Abteilungen findet man auf dem rund 760 Quadratmeter großen Areal, das neben dem Troadkasten auch den alten Pfarrhof aus dem Jahr 1682, das Wasserhäusl (erbaut 1902), einen Taubenkogel (gebaut im Jahr 1920) und vieles mehr bereit hält. Der alte Pfarrhof ist eine Einfirstanlage mit barocker Gliederung. Besonderes Schmuckstück des Alten Pfarrhofes ist die »Kuchl«, die im Jahr 2000 mit viel Liebe zum Detail rekonstruiert wurde. Der Herd aus dem Jahr 1900 stammt ursprünglich vom Garnerhof und ist bis heute voll funktionstüchtig. Zu besondern Anlässen, wie beispielsweise dem Kartoffelsonntag am 13. Oktober, wird er angeschürt und darf seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen.

»Wir haben versucht, die einzelnen Abteilungen attraktiv und anschaulich zu gestalten«, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins, Simon Kastenmüller. »Ohne ehrenamtliche Helfer wäre die Arbeit im Verein und bei den Festen gar nicht möglich«, betont der engagierte Sauerlacher. So sind auch wieder am kommenden Sonntag zahlreiche Ehrenamtliche im Einsatz, die bei den vielen Führungen mitwirken und dafür sorgen, dass die Vergangenheit heute noch lebendig ist.

Besonders stolz ist der Verein auf seine neueste Entwicklung. »Im ersten Stock des Hauptgebäudes haben wir jetzt wechselnde Ausstellungen Sauerlacher Künstler zu Gast. Unter dem Titel Spiel der Fakten werden dieses Mal Werke der Künstlerin Maria Eisinger zu sehen sein«, verrät der engagierte Sauerlacher. Maria Eisinger ist Mitglied im Künstlerkreis Feuervogel in Sauerlach und hatte schon viele Einzel- und Gruppenausstellungen bestritten. Die Künstlerin wird während der Ausstellungszeit anwesend sein. Das Museum wird am 8. September wie von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt ist frei. Auch in Unterhaching öffnet sich für Freunde der Denkmalpflege ein ganz besonderes Kleinod. So darf man erstmalig die Jugendstilvilla in der Bibergerstraße 3, die sich in Besitz von Hans Kassel befindet, bewundern. Das imposante Gebäude wurde 1903 von Baumeister, Bildhauer und Stuckateur Georg Kraus errichtet. Restaurator und Kunstmaler Baron Freiherr von Schlechtendal war Erstbezieher des Anwesens. Geschmückt wird die Villa durch bogenförmige Fenster mit floralen Ornamenten. Ins Auge fallen dem Betrachter die im Rauputz integrierten Tiere und das Halbrelief von Gottvater. Wie Heimatpfleger Günter Staudter betont, freue er sich sehr, den Besitzer für eine Teilnahme am Tag des offenen Denkmals gewonnen haben zu können. Geöffnet ist die Jugendstilvilla nur am 8. September von 10.00 bis 12.30 und 14.00 bis 17.00 Uhr.

Königliches Liebesnest geöffnet

Nicht ganz so imposant, dafür mit umso mehr Geschichte und Geschichten »umrankt«, präsentiert sich das Lola-Montez-Haus in Harlaching, das schon zum wiederholten Male am Tag des offenen Denkmals teilnimmt. Ein wenig verträumt liegt das liebevoll restaurierte Häuschen am Spazierweg der Isar, gleich hinter der Gastwirtschaft Menterschwaige. Erst auf den zweiten Blick gibt es dem Betrachter sein ein wenig pikantes Geheimnis preis. In dem ehemaligen Wohnsitz des königlichen Hofschmieds trafen sich König Ludwig I. und seine »Tänzerin«, die ihm erst das Herz gestohlen hatte und ihn dann die Krone kostete. Dort, beim Schmied, seiner Frau und deren vier Kindern lebte Lola Montez einige Zeit (1846 – 1848), da der König seine Geliebte vor der tobenden Öffentlichkeit verstecken musste.

Die Liebesgeschichte, die in Bayern eine Revolution auslöste, ist auch in dem zauberhaften Häuschen auf Schritt und Tritt präsent. Der Besitzer Prof. Frank Wiedenmann hatte das Häuschen 1997 gekauft und es in dreijähriger, mühevoller Arbeit wieder aufgebaut, denn eigentlich war das Liebesnest damals mehr ein Trümmerhaufen als alles andere, erinnert er sich schmunzelnd. Aber nicht nur wegen seiner romantischen Vergangenheit wollte er das Kleinod, das es heute ist, aus seinem unverdienten Dornröschenschlaf erwecken, sondern auch wegen seiner ganz persönlichen »Liebesgeschichte«, die aber im Gegensatz zu der von Ludwig und Lola ein glückliches Ende gefunden hat.

»Als junger Mann bin ich mit meiner heutigen Ehefrau hier oft spazieren gegangen und habe damals verkündet, dass ich eines Tages das Häuschen kaufen und renovieren werde«, erinnert sich Wiedenmann. Für dieses kühne Vorhaben erntete er damals nur ein amüsiertes Lächeln, aber manchmal dauern Wunder eben etwas länger.

Bis das »Lola-Montez-Haus« sich aber in seiner heutigen Version zeigte, vergingen viele arbeitsame Tage, denn es galt zahlreiche Verordnungen vom Denkmalamt bei der Restauration zu beachten. Seiner Frau verriet er indes nichts von seinen Plä- nen und überraschte sie zu einem runden Geburtstag mit dem renovierten Häuschen. So ist das Haus gleich zweimal mit gutem Karma gesegnet, was aber nicht der einzige Grund für Besucher sein sollte, es am kommenden Sonntag zu besuchen. Die Holzfußböden sind ebenso original erhalten wie die Deckenbalken. Bei der Einrichtung wurde darauf geachtet, dass möglichst alles aus dem 19. Jahrhundert stammt. Heute nutzt die Familie Wiedenmann das Haus für Familienfeiern, ab und an vermietet sie es aber auch, damit darin Feiern und Feste stattfinden können. Prof. Wiedenmann und sein Team freuen sich am kommenden Sonntag ab 10 Uhr auf viele Besucher, die sich von dem Haus und seiner Geschichte verzaubern lassen wollen. Der Eintritt ist frei. Heike Woschée

Artikel vom 03.09.2013
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