Die zweite Bauhalbzeit hat begonnen Das Parkviertel Giesing auf dem alten Agfa-Gelände gewinnt an Kontur Mitte 2015 soll alles fertig sein.
Giesinger Parkviertel
Giesinger Parkviertel Themenseite zum Parkviertel Giesing, dem ehemaligen Agfa-Gelände an der Tegernseer Landstraße
Die Zahlen wirken beeindruckend auf den Betrachter: Rund eine halbe Milliarde Euro als Gesamtinvestitionssumme, über 1.100 neue Eigentums- und Mietwohnungen, jeweils rund 50.000 Quadratmeter Grünflächen und Gewerbe-Areale mit Büros, Nahversorgung, Arztpraxen, Apotheken und einem riesigen Hotelkomplex dazu eine Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern für drei Kindertagesstätten, von denen zwei bereits fertiggestellt wurden: Das neue Parkviertel Giesing rund um den ehemaligen Agfa-Komplex im Straßengeviert zwischen Tegernseer Landstraße, Weißenseestraße und
park sowie entlang der Spix- und der Perlacher Straße in Obergiesing sprengt viele städtebauliche Rekorde. Beim 500-Millionen-Projekt zur Umstrukturierung eines ganzen Quartiers ist die »zweite Halbzeit« der umfangreichen Realisierung erreicht.
Bei einem Gespräch mit dem Südost-Kurier zog Ralf Büschl in seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter der vor Ort agierenden Büschl Unternehmensgruppe zufrieden Zwischenbilanz. Zeit für einen detaillierteren Einblick. »Ich bin sehr zufrieden mit dem bisherigen Projektverlauf, mit der Zusammenarbeit aller Planungs- und Realisierungsbeteiligten und optimistisch mit Blick auf die verbleibenden Entwicklungsschritte.« Ralf Büschl sitzt in seinem Büro im vierten Stock eines neuen Bürokomplexes an der Spixstraße und blickt nicht ohne Stolz durch die weiten Fensterglasfronten direkt auf den Ort der Handlung. Hoch über der Großbaustelle hat der erfahrene Projektentwickler auch die denkbar beste Sicht auf die stetig wachsenden Dinge. »Wir planen die komplette Fertigstellung des Areals und aller Bauten bis Mitte des Jahres 2015«, verkündet Büschl.
Ein mögliches Hindernis auf dem Erfolgspfad haben die Macher mittlerweile aus dem Weg geräumt: Ausgerechnet das Hochhaus direkt am Mittleren Ring, weithin sichtbarer »Eye-Catcher« und Wahrzeichen des neuen städtebaulichen Ensembles, hatte sich zunächst als ein Hemmschuh innerhalb des Riesenprojektes erwiesen. Das Problem ist passé der Schuh drückt auch hier nicht mehr: Das vierzehnstöckige Filetstück wurde mittlerweile an eine Hotelgruppe verkauft.
Von der früheren Ausrichtung, den Hochhausturm vor allem als Heimstätte gehobener Bürokultur zu entwickeln, haben die Planer längst Abschied genommen. »Das Ambiente dort ist eben hochqualitativ und damit auch hochpreisig wir standen einige Male vor einem Geschäftsabschluss und Verkauf das ist jeweils knapp gescheitert«, zeigt sich Büschl umso mehr erleichtert über die aktuelle Entwicklung. Derzeit laufen die letzten Planungen für die Umgestaltung des Turms nach den Wünschen der ambitioniert am Markt agierenden Hotelkette. Im Herbst sollen die eigentlichen Arbeiten beginnen für Mitte kommenden Jahres ist die Eröffnung avisiert.
Aufsehen erregend ist in diesem neuen Giesinger Herzstück allerdings nicht nur die Entwicklung rund ums Hochhaus. Büschl ist auch bei der Umsetzung der ehrgeizigen Planungen auf dem übrigen Gelände in diesen Tagen optimistisch gestimmt. Elementarer, weiterer wichtiger Bestandteil ist auch die Überplanung des Teilareals an der Werner-Schlierf-Straße im Westen des neuen Parkviertels. Hier entsteht rund um das Wohn-Gewerbe- und Grünkonstrukt »Giesinger« eine wichtige Pulsader, der Nahversorgungskomplex dieses ehrgeizigen neuen Stadtquartiers: Bis Mitte kommenden Jahres soll hier nicht nur ein Discounter seine Tore öffnen sondern auch diverse gastronomische Betriebe und andere Geschäfte für Abwechslung und ausreichende Versorgung zur Verfügung stehen. In diesem Bereich wird auch das neue Sozialbürgerhaus entstehen. Weite »Reisen«, wie aktuell noch in die derzeitig zuständige Dependance an der Berg am Laimer Streitfeldstraße, werden dann entfallen eine elementare Forderung von Bürgern wie örtlichen Politikern anlässlich der Projektentwicklung vor Ort. Laut Büschl sollen Mitte 2015 auch diese Arbeiten im Spektrum des sogenannten Baumplatzes mit weiterer kleinteiliger Versorgung und der Etablierung von Arztpraxen, Apotheken und weiteren Gesundheitseinrichtungen abgeschlossen sein.
Bei der Wohnraumschaffung sind die Projektverantwortlichen indes bereits wichtige Schritte vorangekommen. Zwei große Gebäude mit rund 320 Wohnungen sind bereits fertiggestellt und angesichts vieler Bewohner schon mit Leben erfüllt. Knapp 300 weitere Wohnungen werden nach Büschls Plänen und denen der Co-Entwickler bis Mitte kommenden Jahres realisiert. »Der Rest wird dann bis Mitte 2015 fertig sein«, bleibt der Firmenchef aufgrund der rasanten Entwicklung optimistisch. Neben vielen Wohnungskapitalanlagen ist auch der Mietmarkt im Parkviertel Giesing stark ausgebaut. »Fast 700 Wohnungen werden hier einmal vermietet sein wir tragen dem enormen, münchenweiten Bedarf in diesem Segment damit deutlich Rechnung«, unterstreicht Büschl. Das Gros der Wohnungen sei bereits verkauft. Inkludiert in die Wohn-Planungen ist auch ein Gesamtpaket von Wohneinheiten nach dem München Modell. Die sozial geförderten Wohnareale entstehen ebenfalls bis 2015 auf der Fläche des ehemaligen Wohnheims »A1«, nahe des Weißenseeparks. Der Mix stimme somit auch in der Preis- und Sozialstruktur, glaubt Büschl.
Kritik an der Grünplanung
Einem echten Kritikpunkt vonseiten der Bürger und auch des örtlichen Bezirksausschusses (BA) Obergiesing-Fasangarten will man laut Büschl bei der Grünplanung offensiv begegnen. Lange war lokal kritisiert worden, dass vor allem im Zuge der Parkviertelrealisierung Fläche in großem Stile versiegelt werde dafür aber zu wenige Grünareale realisiert würden. »Das stimmt keinesfalls«, argumentiert der Planer. Sowohl in die Wohn- und Gewerbeanlagen selbst sei in Form des Baumplatzes an der Werner-Schlierf-Straße oder etwa der großen Wiese im Nordbereich nahe der Perlacher Straße die Grünplanung entschieden vorangetrieben worden. Zudem gebe es über das sogenannte »Aktivitätenband« eine direkte Grünverbindung zum südöstlich des Planungsgebietes liegenden Weißenseepark.
Über die Unterführung unter der Tegernseer Landstraße seien auch Nachbarquartiere an die Grünzone und das gesamte Planungsgebiet gut angebunden zudem öffne die Unterführung auch für die Anwohner eine weitere Wegbeziehung Richtung Westen und Süden. Ralf Büschl jedenfalls bereitet der Überblick, den er aus seinem Büro in Richtung des Gesamtgeländes gewinnt, viel Mut und Freude. »Wir liegen voll im Plan«, betont er abschließend nochmals. Beobachtet man das emsige Wirken rund um das Chefzimmer und auf der Großbaustelle, kann man diesen Eindruck durchaus bestätigen. Giesing ändert sein Gesicht an vielen Stellen in diesen Jahren das Parkviertel liegt da im Trend. H. Hettich