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Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Politiker
„Da schau her“ - Zum Thema der Woche: Politiker
München · Dafür war das Stüberl schon immer gut, und da wird es in den Hunderten Münchner Boazn nicht anders zugehen als in meinem Stammstüberl oben auf Giesings Höhen.
In der gemeinen Kneipe lässt sich vieles ablesen, raushören, die Stimmungen
und Meinungen, die viele Menschen gerade beschäftigen. Die vielen ewigen
Parolendeppen und plumpen Stammtischlösungen bekommen von mir traditionell
ein taubes Ohr, es gibt genug Feineres. Das bekommt jeder, der genau hinhört
und vielleicht mal eine richtige Frage stellt. Das reizt mich am Stüberl
weit mehr als die drei Weißbiere, so schön ihre Kronen auch sein mögen.
Bei einer wichtigen Sache hat der Wind gedreht, besser noch: Er ist
abgeflaut. Wenn es um Politiker geht, ist die Meinung fast immer zu allen
gleich. Alle seien sie ähnlich, es gehe nur um ihren eigenen Vorteil. Und
ja! Seit Jahren höre ich in der Boazn nichts mehr von einzelnen Köpfen in
der Politik, die maßlos aufregen, denen etwas zugetraut wird, von Köpfen,
die vom einen ehrlich verabscheut und denen vom Tresennachbarn fast schon
gehuldigt wird - alles freilich in einer angenehm gereizten wie friedlichen
Art.
- Tagebücher von Franz Josef Strauß »entdeckt«
Artikel vom 31.10.2013: Kabarettist Helmut Schleich veröffentlicht scharfzüngige Notizen des CSU-Granden - Umfrage zum Thema „Politiker“
Umfrage vom 02.11.2013: Fehlt in Bayern ein Politiker wie Franz Josef Strauß? - So seh ich das! Zum Thema Politik
Artikel vom 03.11.2013: Münchner SamstagsBlatt-Redaktionsleiter Carsten Clever-Rott: Ihr da oben, gebt mal Gas!
Dieses Fehlen von gefühlter Nähe zum Politiker hat eine schlimme Folge: Nicht nur die Macher interessieren in der Boazn nicht mehr, auch die wichtigen Themen, die das Land und uns Menschen voranbringen sollten oder könnten, fallen durch. Dann wird halt eben eine halbe Stunde länger über den Bayern-Pep schwadroniert. Ob das Gymnasium denn nun wirklich nur acht Jahre dauern sollte? Durchgefallen.
Ganz besonders schön lässt sich das bei den Grünen ablesen, dieser Partei, die eigentlich unbedingt nötig wäre, die aber langsam droht, ihrer großen Gegenspielerin FDP ins Ignoriertsein zu folgen. Woran liegt’s? Bestimmt am Fehlen echter Köpfe, die aufregen und gleichzeitig genug Charisma besitzen, um auch den Gegner zu beeindrucken. Köpfe, die eine gewisse Dosis Machtgeilheit mitbringen, die dazu dient, ihre tiefe Überzeugung, Haltung, Linie nach vorne zu bringen.
Stattdessen herrscht: unsympathisches Geeiere oder Duckmäuserei mit Beißhemmung
nach innen wie nach außen. Bei den anderen Gruppen: das Gleiche in rot,
in schwarz, in wasweißich. Hätte ich eine Lösung, ich würde sie nun hier
hinschreiben. Wie lässt sich das mit dem Nachwuchs ändern? Warum gehen junge
Leute mit Charme, Überzeugung in welche Richtung auch immer, mit Witz und
einem starken Rücken wie Sprechwerkzeug nicht in die Politik? Oder warum
kommen sie nicht nach oben?
Aus diesem Jammertal will ich jedenfalls
schleunigst raus. Und im Stüberl: will ich endlich wieder anständig unterhalten
werden, weil man sich über Politik unterhalten kann.
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