Innovatives Konzept

Berg am Laim · Münchens erste Tagesstätte für Demenzkranke

Sabine Rube ist froh, einen Platz für die Einrichtung gefunden zu haben, in der Demenzkranke gemeinsam Zeit verbringen können. 	Foto: js

Sabine Rube ist froh, einen Platz für die Einrichtung gefunden zu haben, in der Demenzkranke gemeinsam Zeit verbringen können. Foto: js

München/Berg am Laim · Rund 930.000 Demenzkranke leben derzeit in Deutschland. »In den Altenheimen kommen diese Menschen oft zu kurz«, sagte Sabine Rube, Leiterin für Sozialpflegerische Ausbildung bei dem katholischen Hilfsdienst Malteser.

Um die Patienten und ihre Angehörigen zu unterstützen, hat die Organisation nun in der Michaeliburgstraße in Berg am Laim Münchens erste Tagesstätte für Menschen mit Demenz gegründet, die am Donnerstag, 5. Dezember, offiziell eröffnet. Oft beginnt alles ganz harmlos. »Im Anfangsstadium kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass Leute nicht mehr wissen, wo sie ihr Auto geparkt haben«, berichtet Rube. Unter Umständen können solche Vergesslichkeiten ein erster Hinweis auf eine Demenzerkrankung sein. Weitere Symptome sind Orientierungslosigkeit an eigentlich bekannten Orten oder Sprachprobleme: »Etwa fallen den Leuten im Gespräch die Wörter nicht mehr ein.« Im späteren Stadium würden sogar lebenswichtige Dinge wie Essen und Schlafen vergessen. Schätzungen zufolge soll es bis zum Jahr 2050 rund zwei Millionen Demenzpatienten in Deutschland geben. Aufgrund des Personalmangels könnten diese jedoch in Alten- und Pflegeheimen nicht ausreichend betreut werden, klagt Rube.

Die gute Nachricht ist jedoch: Bei entsprechender Förderung lässt sich der Krankheitsverlauf und damit der Gang ins Heim hinauszögern. Genau das hat sich die Tagesstätte in der Michaeliburgstraße zur Aufgabe gemacht. »Bei uns gibt es kein Animationsprogramm, sondern wir schauen, welche Fähigkeiten der einzelne noch hat, und trainieren diese«, erklärt Rube. Dazu gehören Alltagstätigkeiten wie Backen, oder Arbeiten im Haushalt und Garten, aber auch Hobbys wie Handarbeiten, Malen oder Zeitunglesen, die in der Einrichtung gezielt gefördert werden. Nicht zu kurz kommen sollen außerdem die Lebensfreude und der Spaß. Vor einiger Zeit habe sie die deutschlandweit erste Tagesstätte der Malteser für Demenzpatienten in Bottrop besucht, erzählt Rube: »Dort wird viel gelacht, auch über die Krankheit.«

Unterstützt werden in der neuen Einrichtung in Berg am Laim, in der von 9 bis 15 Uhr jeweils acht Patienten am Tag betreut werden können, auch die Angehörigen. Geplant sind unter anderem Selbsthilfegruppen, die auch von Betroffenen besucht werden können, die keinen Verwandten in der Tagesstätte angemeldet haben. Außerdem gibt es kostenlose Beratungsgespräche. Arbeiten werden in der Einrichtung neben der Leiterin Elke Rieger, die bisher bei den Maltesern für das Betreute Wohnen zuständig war, zwei Teilzeitkräfte und acht ehrenamtliche Helfer. Sehr zufrieden ist Rube mit dem Standort in Berg am Laim.

Eine Immobilie für das Projekt zu finden, sei nicht einfach gewesen, sagt sie: »Ich habe etwa ein halbes Jahr lang gesucht.« Der Vermieter des Hauses in der Michaeliburgstraße sei jedoch sofort von der Idee begeistert gewesen. Erfreulich sei auch, dass die 130 Quadratmeter große, ursprüngliche Gewerbewohnung über einen Garten verfügt und nicht weit von der Stadtgeschäftsstelle der Malteser in der Streitfeldstraße entfernt ist. Aufgebaut ist die Tagesstätte übrigens nach dem Konzept der Silviahemmet-Stiftung, die von der schwedischen Königin Silvia ins Leben gerufen wurde, deren Mutter an Demenz erkrankt war. Finanziert wird das Projekt allerdings von den Maltesern selbst. Die Betreuung der Patienten kostet 49 Euro am Tag und wird zum Teil von den Krankenkassen übernommen. Jedoch könne man »nicht einmal ansatzweise kostendeckend arbeiten« und sei daher auch auf Spenden angewiesen, sagt Rube. Gesucht werden außerdem noch ehrenamtliche Helfer, die von den Maltesern eine spezielle Schulung erhalten. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.malteser-muenchen.de oder telefonisch unter Tel. 43 60 85 12. Die Anmeldung von Angehörigen ist weiterhin möglich. js

Artikel vom 03.12.2013
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