Wo geht’s zum Klo?

Altstadt · Öffentliche Toiletten: in der Innenstadt ein echtes Problem

Die Toiletten im Kulturreferat sind den Mitarbeitern vorbehalten. Dietmar Malich steht vor einer verschlossenen Tür.	Foto: cr

Die Toiletten im Kulturreferat sind den Mitarbeitern vorbehalten. Dietmar Malich steht vor einer verschlossenen Tür. Foto: cr

Altstadt · Öffentliche Toiletten gibt es in München zuhauf. Glauben Sie nicht? Stimmt aber. Und die lassen sich auch ganz leicht finden.

Einfach im Internet www.muenchen.de ansteuern, dann links oben »Rathaus« anklicken, danach im Untermenü weiter rechts den »Dienstleistungsfinder«, und bei der Schlagwortsuche »T« wie »Toilette« anklicken, runterscrollen und den Link zu »Toilette München« anklicken. Schon öffnet sich die nächste Seite, auf der Sie im unterlegten Kasten »Öffentliche Toiletten München« anklicken. Wenn Sie jetzt noch dabei sind, erfahren Sie, dass es in München 95 öffentliche Toiletten gibt. Schneller wär’s gegangen, wenn Sie im Eingabefeld rechts oben »toilette« eingegeben hätten. Das erste Suchergebnis bringt Sie auch ans Ziel.

95 öffentliche Toiletten also. Ist doch eigentlich nicht so wenig. Alles gut? Bei weitem nicht. Von diesen 95 Toilettenanlagen befinden sich gerademal fünf innerhalb des Altstadtrings, wobei die Toiletten in den U- und S-Bahnhöfen Karlsplatz, Sendlinger Tor und Isartor da schon ganz am Rande liegen. Bleiben noch die beiden Anlagen am Marienplatz, nämlich die im S- und U-Bahnhof (Achtung! Baustelle!) und die im Prunkhof des Neuen Rathauses, beide leidlich gut ausgeschildert. So weit, so schön. Am Rechner erfährt man das alles mehr oder weniger einfach. Aber was, wenn man sich am Marienplatz aufhält und ein dringendes Bedürfnis hat? Mobiles Internet hat nicht jeder dabei, abgesehen davon kann es wirklich eng werden, wenn man erst dann mit der Suche beginnt – sowohl online als auch offline. Und das nervt Dietmar Malich aus der Isarvorstadt. Der 65-Jährige kennt sich inzwischen aus, doch als Seniorenvertreter in seinem Stadtteil ist es ihm ein Anliegen, dass die öffentlichen Toiletten in der Innenstadt schnell und gut erreichbar sind.

Es gibt Alternativen, weiß Malich. Restaurants, Kaufhäuser und andere öffentliche Einrichtungen. Er nennt Geschäfte in der Innenstadt, die ihre Toiletten in erster Linie ihren Kunden bereitstellen. Aber jemanden abweisen, der eine Toilette benötigt? Schwierige Situation. Als Bittsteller komme man sich dennoch vor.

Klug verhält sich ein Fischrestaurant am Viktualienmarkt, das eine Gebühr von 50 Cent verlangt, die man aber als Kunde per Gutschein wiederbekommen kann. Etwas teurer ist es im Prunkhof, hier kostet die Benutzung 60 Cent. »Das ist absolut gerechtfertigt«, findet Malich. Ums Geld geht’s ihm auch nicht. Wer sucht, der findet. Zum Beispiel in der Rathauskantine, ebenfalls im Prunkhof. Oder im Kulturreferat in der Burgstraße. Aber: Hier handelt es sich eben nicht um öffentliche Toiletten.

Im Kulturreferat hat der Seniorenbeirat sein Büro im ersten Obergeschoss. Wer dahin möchte, kommt an den Toiletten vorbei. Aber die sind abgesperrt. Vorgesehen sind sie nur für Mitarbeiter, die einen Schlüssel haben. Im Büro des Seniorenbeirats kann man diesen Schlüssel zwar bekommen, aber sowohl das Fragen als auch das Antworten scheint für beide Seiten äußerst unangenehm zu sein. Hier wieder die Bittsteller-Position, da Verständnis für die Situation, aber für die Öffentlichkeit sind die Toiletten eigentlich nicht vorgesehen.

Ganz kurios wird’s, wenn man sich im Kulturreferat noch etwas umschaut. Im zweiten Stock sind die Toiletten nämlich nicht unbedingt verschlossen. Im Keller wiederum sehr wohl, zumindest die als Toiletten ausgewiesenen Räume. Eine Tür nebenan ist unbeschriftet. Dahinter befindet sich eine behindertengerechte Toilette. Quasi ein Geheimtipp. Aber auch hier gilt: keine öffentliche Toilette. Eine öffentliche Toilette findet man, wenn man vom Erdgeschoss die Treppe runter zur Sparkassenstraße geht. Von dort aus sei die Toilette ebenfalls erreichbar, erklärt Ingeborg Staudenmeyer, Vorsitzende des Seniorenbeirats München. Den Mangel an öffentlichen Toiletten beklagt sie ebenso wie Malich, auch die Beschilderung zu den existierenden Anlagen sei unzureichend. »Wir haben Unterschriften gesammelt, aber es hat nichts genutzt«, berichtet die langjährige Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg. 2.000 Unterschriften für die Errichtung von weiteren öffentlichen Toiletten seien zusammengekommen und der Stadt übergeben worden. Ergebnis: null. »Wir haben etliche Anträge gestellt, aber es tut sich nichts. Die Stadt muss erst ein Konzept erstellen«, erklärt Staudenmeyer und fügt an: »Wir haben noch nicht aufgegeben.«

Die Debatte um die Bereitstellung von öffentlichen Toiletten ist eine ums Geld. Der Betrieb von öffentlichen Toiletten kostet. Der Stadtrat hat aus Kostengründen vor inzwischen drei Jahren das Aus für 34 Toilettenstandorte beschlossen. In der Folge wurden die Stadtwerke zum Unterhalt der Anlagen vergattert, die wiederum für diesen Zweck die Münchner Toiletten GmbH gegründet haben. Ziel ist es, einen privaten Betreiber für die Anlagen zu finden. Das Problem: Nicht nur der bestimmungsgerechte Gebrauch der Toiletten erfordert die regelmäßige Reinigung, auch Vandalismus lässt die Kosten steigen. Es ist aufwendig, die Anlagen in einem Zustand zu erhalten, in dem sie die Nutzer vorfinden möchten: sauber und funktionsfähig.

Das Problem der öffentlichen Toiletten in München ist vielschichtig. Erst muss ein Betreiber gefunden werden, der sich mindestens mit einer schwarzen Null bestmöglich um die bestehenden Anlagen kümmert, erst dann kann über die Einrichtung neuer Anlagen diskutiert werden. Was aber jetzt schon möglich ist, ist eine bessere Ausschilderung. Oder München-Besucher sollten sich vorab im Internet schlau machen, um im Bedarfsfall keine wertvolle Zeit zu verlieren. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 11.11.2014
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