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Die Mauer ist zu alt
München · Die junge Generation kennt nur ein Deutschland
Die Mauer bröckelt, auch in den Köpfen. Junge Menschen der ersten Nach-Wende-Generation wachsen mit weniger Vorbehalten auf, sagen Schüler des Gymnasiums Moosach. Foto: cr
München · Vor 25 Jahren verschwand in Deutschland eine Grenze, die die Welt in zwei Lager gespalten hatte. Die Mauer war niedergerissen, Deutschland wurde wieder eins. Im Freudentaumel der Wiedervereinigung war sich kaum einer bewusst, wie lange das Zusammenwachsen nach 40 Jahren Teilung wirklich dauern würde.
Wir haben mit Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 des Moosacher Gymnasiums gesprochen. Junge Menschen, die die Zukunft des Landes mitgestalten, die zugleich der ersten Generation der »Nach-Wende-Zeit« angehören und die deutsche Teilung nicht erlebt haben.
Für sie ist es vor allem abstrakt, dass eine Grenze mitten durch das Land ging. Es sei nicht greifbar, meint einer der Schüler. »Ich kenne es gar nicht anders als ein Land«, erzählt ein anderer. Sie alle kennen die Hintergründe der Teilung und haben bei einer Klassenfahrt nach Berlin gesehen und gespürt, wie sich die Trennung angefühlt haben mag. »Das war für mich ganz unerwartet«, stellt eine Schülerin fest. Aber diese Trennung ist inzwischen weit weg. Mit Begriffen wie Ossis und Wessis können die Schüler fast nichts mehr anfangen. Dennoch haben einige selbst festgestellt, dass die gegenseitigen Vorurteile zwischen Ost und West auch heute noch bestehen würden – und das löst dann bei den jungen Menschen eher Verwunderung und Unverständnis aus, weil ihnen die Erfahrungen fehlen, die solche Vorurteile bestätigen könnten. Zum Glück, muss man wohl sagen, doch auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung stellen sie Unterschiede als Folge der Trennung fest.
»Wir wissen viel darüber aus dem Unterricht und sehen die Unterschiede zum Beispiel, wenn Statistiken in den Nachrichten gezeigt werden«, wirft ein angehender Abiturient ein. Rente, Arbeitslosigkeit, Löhne – Deutschland ist noch lange nicht eins.
Junge Menschen nehmen die Einheit Deutschlands als selbstverständlich an, können mit altem Klischeedenken nichts anfangen. Damit droht die Wiedervereinigung »gewöhnlich« zu werden. Das wichtigste Ereignis vielleicht der ganzen deutschen Geschichte wird zu den Jahrestagen am 3. Oktober und 9. November mit den immer gleichen Bildern »abgenudelt«. Genscher in der Botschaft in Prag, Kohl auf Privatbesuch bei Gorbatschow und tanzende Menschen auf der Mauer. Die Wiedervereinigung ist mit einem Feiertag gewürdigt worden, dem Nationalfeiertag der Deutschen. Für Schüler und Arbeitnehmer wird er immer öfter zu einem freien Tag »abgewertet«, der in diesem Jahr unglückseligerweise auf einen Samstag fällt.
Die Schüler in Moosach werden die Wiedervereinigung im privaten Umfeld nicht feiern, zumindest, so sagen sie, haben sie nicht geplant, eine entsprechende Veranstaltung aufzusuchen.
Anscheinend ist Deutschland noch nicht so weit, sich wieder laut und öffentlich über die Wiedervereinigung zu freuen, außer in Berlin, wo ein dreitägiges Fest am Brandenburger Tor stattfindet. Die deutsche Einheit ist anscheinend tatsächlich »normal«. Und vielleicht ist die Mauer noch nicht ganz verschwunden, aber sie wird immer kleiner. Von Carsten Clever-Rott
Artikel vom 02.10.2015Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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