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Gedanken zur Weihnacht
»Der Gott, der auf uns zukommt« von Pfarrer Lorenz Poschenrieder
Pfarrer Lorenz Poschenrieder lädt nicht nur am Heiligen Abend dazu ein, darüber nachzudenken, an welchen Gott wir eigentlich glauben. Foto: hw
Sauerlach · An welchen Gott glauben wir? Es mag verwundern, wenn ich vor dem Weihnachtsfest diese Frage stelle, wo doch scheinbar alles klar ist.
Was ist das für ein Gott, unser Gott? Nicht wenige beantworten diese Frage mit »Ich weiß nicht so recht«, andere sagen »Wir glauben doch sowieso alle an den gleichen Gott: Die Christen, die Muslime und die vielen anderen Religionen. Bei den einen heißt er eben Allah, bei den anderen eben Gott, für wieder andere ist er ein höheres Wesen, eine nicht näher definierbare Kraft, ein schicksalsbestimmendes Wesen.«
Glauben wir an einen solchen »Gott«? Wenn das so ist, dann kann ich die Antwort vieler Menschen verstehen, die die Frage nach ihrem Glauben mit »Ich weiß nicht recht« oder mit »Nein« beantworten. Ein solcher Gottglaube hat wenig mit dem Leben zu tun. An einen solchen Gott kann ich mich wenden oder nicht. Ich kann ihn anklagen oder nicht. Ich kann ihn zur Verantwortung, zur Rechenschaft ziehen oder nicht. Ich kann an ihn glauben oder nicht, es spielt am Ende keine Rolle.
Ein solcher Glaube mag im täglichen, eigenem Leben wenig Halt und Kraft geben. »Der Gott, der auf uns zukommt«
An welchen Gott glauben wir Christen? Weihnachten, das Kind in der Krippe gibt uns die Antwort: Wir Glauben an Gott, der auf uns zukommt! Das ist die Grundbewegung Gottes. Von den ersten Seiten der Hl. Schrift zieht sich diese Bewegung wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte Gottes mit den Menschen. Ob das die Schöpfung ist oder die großen Gestalten in der Glaubensgeschichte – Abraham, Mose, die Propheten –, Gott kommt auf uns zu! Er bleibt nicht irgendwo, er geht aus sich heraus, er spricht uns an, er teilt sich mit. Und er steigert das ins Unvorstellbare, ins Unermessliche, er wird Mensch. Weihnachten zeigt uns: Gott thront nicht über uns, er ist unter uns. Gott schaut nicht auf uns herab, er schaut uns an. Er studiert den Menschen nicht, indem er ihn beobachtet, er wird einer von uns.
»Gott unser Allernächster« In diesem Kind ist Gott der Allerhöchste, unser Allernächster geworden. Nicht der Ferne, der Verborgene, der Abwesende. In diesem Kind, so hat es der Apostel Paulus in seinem Brief an Titus kurz und bündig in Worte gefasst, ist Gott erschienen. Er versetzt sich so sehr in den Menschen hinein, dass er selber Mensch wird, weil er alles mit uns teilen möchte. Alles, ob das die Freude der Kinder ist in diesen Tagen oder die Leiden der Kranken und die Todesangst so vieler Sterbender. Alles, die Begeisterungsfähigkeit der jungen Menschen, aber auch die Schrecken derer, die in unseren Tagen die Gräuel von Krieg, Zerstörung und die Strapazen der Flucht ertragen müssen.
Alles hat Gott mit uns geteilt, das ganze Leben in seiner ganzen Vielfalt. Unser Allernächster ist Gott geworden, an einen solchen Gott dürfen wir glauben!
Und das bedeutet doch: Jeder und jede einzelne von uns darf sich angenommen wissen in seinem/ihrem ganz persönlichen Lebensschicksal. In Jesus hat Gott alles, was das Menschsein ausmacht, angenommen und ernst genommen.
Wir leben nicht allein, Gott lebt mit uns! An einen solchen Gott dürfen
wir glauben! Möge dieser Glaube wieder für uns alle der tragende Halt sein
auf dem Weg durch das Jahr 2016, was auch kommen mag!
G.R. Pfarrer
Lorenz Poschenrieder
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