Ich war durch meinen Sport viel in der Welt unterwegs. Egal wo, wenn ich gesagt habe, dass ich aus Bayern komme, erntete ich eigentlich immer ein freundliches Lächeln. Vielleicht ging es Ihnen schon einmal genauso.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Da kommt dann als erstes das Oktoberfest, dann Neuschwanstein, das Bier und die Weißwurst.
Neuschwanstein und das Oktoberfest kann ich Ihnen bei uns im Freilichtmuseum nicht bieten, doch kommenden Samstag dreht sich bei uns alles um die Weißwurst. Und das bayerische Bier kredenzen wir Ihnen sowieso das ganze Jahr über. Doch zurück zur Weißwurst, genauer gesagt zur Münchner Weißwurst.
Angeblich hat sie der Metzger und Wirt Joseph Moser am Faschingssonntag 1857 erfunden. Er war mitten in der Bratwurstherstellung, als ihm die Schafsdärme, auch Saitlinge genannt, ausgingen. Sein Lehrling, den er um neue Därme schickte, kam fälschlicherweise mit viel dickeren Schweinsdärmen zurück. Vielleicht lag das ja an den Faschingsaktivitäten. Nun war guter Rat teuer. Die Wirtsstube war voll und die Gäste warteten. So füllte Moser die eigentlich viel zu großen Därme mit Wurstmasse. Da er Angst hatte, die Würste könnten beim Braten platzen, brühte er sie lediglich auf. Die Münchner Weißwurst war geboren. Vollkommen für bare Münze darf man die Geschichte allerdings nicht nehmen, denn es gibt einen Kupferstich von 1814, auf dem Weißwürste zu sehen sein könnten. Auch in einem alten Metzgerhandbuch fand man eine frühere Erwähnung der Maibockwurst, die identisch mit der Weißwurst sei, so die Quelle.
Wie dem auch sei, die Weißwurst ist aus der bayerischen Küche nicht mehr wegzudenken, jedenfalls nicht vor zwölf Uhr. Denn es heißt, die Weißwurst darf das Zwölf-Uhr-Läuten nicht hören. Eine mögliche Erklärung dafür ist die damals fehlende Kühlmöglichkeit. Die Würste, die am Morgen hergestellt wurden, mussten vormittags gegessen werden, um nicht zu verderben. Eine andere Erklärung hat man mir vor kurzem erzählt, die ich Ihnen nicht vorenthalten will. Die Weißwurst war eine beliebte Brotzeit bei Handwerkern und diese belegten dann am Vormittag die Plätze in der Wirtschaft.
Der Legende nach 1857 am
Faschingssonntag erfunden
Da die zahlungs- kräftigeren Gäste gegen Mittag eintrafen, sollten die Handwerker bis dahin mit ihrer Brotzeit fertig sein, um wieder Platz zu schaffen. Was Sie jetzt glauben, überlasse ich Ihnen, mir jedenfalls schmeckt die Weißwurst sowieso am besten am Vormittag. Wer sich noch eingehender mit der Weißwurst und ihrer Geschichte befassen möchte, hat nächsten Samstag in unserem altbayerischen Dorf bei unserem Weißwurstseminar Gelegenheit dazu. Im Seminar stellen Sie gemeinsam mit unserem Metzger Weißwürste her und erfahren mehr über die Geschichte der Weißwurst. Über den süßen Senf, der erstmals 1854 von Johann Conrad Develey hergestellt wurde und auch als bayerischer Senf bezeichnet wird, werden Sie ebenfalls bestens aufgeklärt.
Doch vom Reden allein werden wir nicht satt und so werden die selbst hergestellten Würste anschließend gemeinsam gegessen. Bleibt nur eine letzte Frage offen: Zuzeln oder schneiden? Auf dem oben erwähnten Kupferstich waren Münchner beim Zuzeln von Würsten abgebildet. Von daher ist es sicher eine originale Verzehrform. Ich bin allerdings der Meinung: Egal wie, Hauptsache es schmeckt! Und da mache ich mir bei unseren Weißwürsten keine Sorgen.
Besuchen Sie uns doch einfach im Freilichtmuseum und überzeugen Sie sich selbst, ich freue mich auf Sie!