Touristenzahlen erholen sich langsam wieder

Nach den Anschlägen im Sommer zählt München jetzt wieder mehr Besucher

Auf dieses Idyll verzichteten 2016 mehr Touristen als geplant, vor allem aus Übersee. Ihr Vertrauen in die Sicherheitslage in Deutschland war nach den Anschlägen in Bayern vorübergehend eingetrübt.	Foto: Thomas Klinger, München Tourismus

Auf dieses Idyll verzichteten 2016 mehr Touristen als geplant, vor allem aus Übersee. Ihr Vertrauen in die Sicherheitslage in Deutschland war nach den Anschlägen in Bayern vorübergehend eingetrübt. Foto: Thomas Klinger, München Tourismus

München · Dass München in einer Krisenregion liegt, kann man nun wirklich nicht behaupten. Dennoch haben mehrere Krisensituationen die Besucherzahl in der Stadt beeinflusst, wie die München Tourismus mitteilt. Die Auswirkungen waren gering, aber messbar.

14 Millionen Übernachtungen zählte die Stadt von Januar bis Dezember 2016, nur 0,1 Prozent weniger als 2015. Nach einem touristisch äußerst erfolgreichen ersten Halbjahr hätten jedoch viele Reisende infolge der Anschläge von Würzburg und Ansbach und des Münchner Amoklaufs von einem Aufenthalt in München abgesehen. »Die Fernmärkte reagierten dabei insgesamt sensibler auf die Sicherheitslage als die europäischen Märkte«, hieß es aus der kommunalen Tourismusorganisation.

Aus der Perspektive der Überseemärkte hätten die Anschläge in Bayern und der Münchner Amoklauf zusammen mit den vorausgegangenen Ereignissen von Paris ­(Terroranschläge vom 13. November 2015), Köln (Neujahrsnacht 2016), Brüssel (Terroranschläge vom 22. März 2016) und Nizza (Terrorakt am 15. Juli 2016) das Bild von Europa als unsicherem Kontinent. Nach den stark rückläufigen Zahlen im Zeitraum zwischen Juli und September habe ab Oktober und November eine allmähliche Konsolidierung der Tourismuszahlen eingesetzt.

Der zweite Bürgermeister der Stadt München, Josef Schmid, erklärte zur Entwicklung der Tourismuszahlen: »Die weltpolitische Wirklichkeit macht vor unserer Stadt nicht halt. Nachrichten von Anschlägen beeinflussen die Urlaubsentscheidung. Vor diesem Hintergrund bin ich mit dem Ergebnis der Jahresbilanz sehr zufrieden und freue mich, dass vor allem im letzten Quartal zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland nach München gekommen sind.«

Mit 47,8 Prozent haben Gäste aus dem Ausland fast die Hälfte aller Übernachtungen in München belegt, knapp zwei Prozentpunkte weniger als 2015. Der Inlandsmarkt habe sich als wichtigster Stabilisator in schwierigen Zeiten gezeigt. Demnach betrug die Zahl der Übernachtungen aus Deutschland 7,3 Millionen, was einen Anstieg von 3,4 Prozent gegenüber 2015 bedeute.

München habe wie alle deutschen Städte Rückgänge aus bei den Besucherzahlen aus Österreich hinnehmen müssen. Die seit Einführung der Grenzkontrollen im Frühjahr 2016 erschwerten Einreisebedingungen mit Pkw und Bahn wie auch die Anschlagserie und der Amoklauf haben mutmaßlich dazu geführt, dass die Österreicher Reisen in ihre eigene Hauptstadt Wien den Vorzug gaben. Davon geht man im Münchner Rathaus aus.

Weniger britische, mehr russische Touristen kommen nach München

Die Schweiz schloss 2016 mit 434.000 Übernachtungen (minus 2,6 Prozent) und 234.000 Ankünften (minus 1,9 Prozent) ab. Im Gegensatz zum Nachbarland Österreich zeichne sich seit den Anschlägen im Sommer für die Schweiz noch keine Erholung der Tourismuszahlen ab.

Auch eine unsichere Wirtschaftslage und ungünstige Wechselkurse hätten in manchen Herkunftsregionen dazu beigetragen, die Reiseentscheidung für München zu vertagen. So sei der starke Rückgang der Übernachtungszahlen aus Großbritannien (504.171, ein Minus von 4,9 Prozent) unter anderem auf die Brexit-Entscheidung zurückzuführen, infolgedessen das Britische Pfund gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren hat.

Trotz deutlicher Rückgänge um 11,7 Prozent auf 268.200 Übernachtungen behauptet München seine Marktposition in Russland. Ab November zeigte der russische Markt zum ersten Mal seit zwei Jahren Talfahrt wieder eine positive Tendenz. Sollte sich die Lage weiter entspannen, bietet Russland nach wie vor ein hohes Wachstumspotenzial, frohlockt man im Rathaus.

Aus den arabischen Golfstaaten gab es in allen deutschen Destinationen deutliche Rückgänge. In München betraf das vor allem die Zahl der Übernachtungen. Diese gingen um 13,5 Prozent auf 591.005 Übernachtungen zurück. Bei den Ankünften gab es dagegen nur einen leichten Rückgang von 2,7 Prozent auf insgesamt 200.200 Ankünfte.

Artikel vom 02.03.2017
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