»In 20 Minuten…«

Auch wenn die Strecke »1A« auf dem Netzplan enge Kurven zeigt: Die neue Express-S-Bahn soll Flughafen und Hauptbahnhof auf fast geradem Weg verbinden. Grafik: DB AG

München · Kaum geht es bei der zweiten Stammstrecke weiter, bahnt sich in München ein neues Mega-Verkehrsprojekt an. Die Deutsche Bahn AG will bis 2028 den Flughafen durch eine Express-S-Bahn mit dem Hauptbahnhof verbinden.

Dafür werden ab heute, 1. April, für genau ein Jahr bis zum 1. April 2018 Informationstafeln zu dem Projekt an den beiden Endpunkten aufgestellt.

Anders als beim gescheiterten Magnetbahnprojekt soll die Trasse auf dem direkten Weg den Flughafen und den Hauptbahnhof verbinden. Weil die Strecke komplett unter der Erde liegen soll, teilweise 80 Meter unter der Oberfläche, weist sie kaum Kurven auf. Damit kann eine S-Bahn, wie sie bereits in München im Einsatz ist, die dann 29 Kilometer lange Strecke in knapp 20 Minuten zurücklegen. Ein kurzer Zwischenstopp ist nur am Flughafen-Besucherpark vorgesehen.

Wie die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung ankündigt, belaufen sich die Kosten für das Projekt auf vergleichsweise moderate 1,8 Milliarden Euro. »Die Pläne liegen bereits fertig in der Schublade und müssen jetzt nur noch das Genehmigungsverfahren durchlaufen«, erklärte Günther Renneisen, Projektbeauftragter bei der DB, auf Nachfrage. Er rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2021. Geplante Eröffnung der Strecke sei 2028, vielleicht auch schon zum Fahrplanwechsel im Dezember 2027, aber das sei noch völlig offen, meinte Renneisen und verwies auf den Berliner Großflughafen. Die Express-S-Bahn werde vom Flughafen aus in südwestlicher Richtung geführt, unterquere auf Höhe Garching die Isar und steuere von dort in fast direkter Linie den Hauptbahnhof an. Dort solle der Zug durch ein parallel zur Stammstrecke laufendes Gleis in den bereits bestehenden S-Bahnhof geführt werden.

Langfristig ist eine Verlängerung bis nach Andechs vorstellbar

Die Arbeiten werden nahezu vollständig in bergmännischer Weise ausgeführt. Lediglich zwischen dem Flughafen und der Isar solle ein Großteil in offener Bauweise errichtet werden. Naturschützer haben bereits angekündigt, sich diese Pläne genau anzuschauen. Eine Petition oder ein Bürgerbegehren gegen die Planungen wollen sie nicht ausschließen.

Die Verkehrswegeplanung der Deutschen Bahn reicht noch weiter in die Zukunft. So solle die Express-S-Bahn-Strecke langfristig nach Südwesten in Richtung Starnberg, Andechs und Herrsching verlängert werden. Dabei handele es sich im Moment allerdings nur um »Gedankenspiele«, betont Renneisen. Hier sei noch nicht mal die Wirtschaftlichkeit der Strecke überprüft worden.

Im Bayerischen Wirtschaftsministerium zeigt man sich von der Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Flughafen überzeugt: »Damit rückt der Flughafen näher an die Stadt, was für die Münchner Wirtschaft, aber auch für die ganze Region von großer Bedeutung ist«, sagt Ministerialrat Dr. Hans Theuerkauf. Die Baukosten werden nach derzeitigem Stand auf drei Träger aufgeteilt. So würden Deutsche Bahn und der Bund jeweils ein Viertel, also jeweils etwa 450 Millionen reinstecken, der Freistaat übernimmt die restlichen 900 Millionen Euro, verhandelt allerdings noch mit der Stadt München und der Flughafen München GmbH über eine teilweise Kostenübernahme.

Doch auch wenn der Freistaat seinen Anteil komplett tragen muss, sei das ein sinnvolles Zukunftsprojekt, so Theuerkauf: »Damit stellen wir auch die Weichen für die dritte und langfristig betrachtet für die vierte Start- und Landebahn am Flughafen.«

Artikel vom 01.04.2017
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