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Kardiologie steht 7-Tage-Langzeit-EKG zur Verfügung
Ebersberg · Neuheit in der Kreisklinik
Auf dem modernsten Stand der Technik: Priv.-Doz. Dr. Martin Schmidt und Marina Matjanovski testen die neue Belastungs-EKG-Anlage. Foto: KK
Ebersberg · Mit einer neuen Ergometrie- und Langzeit-EKG-Anlage hat die kardiologische Abteilung der Kreisklinik Ebersberg im Juli ihre konservative Diagnostik ausgebaut. Was die neue Technik den Patienten bringt, erläutern Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Martin Schmidt sowie Marina Matjanovski, Bereichsleiterin Funktionsdienst Innere Medizin und Kardiologie.
Sybille Föll: Dr. Schmidt, welche Untersuchungen sind jetzt im Vergleich zu früher möglich?
Dr. Schmidt: Die wichtigste Neuerung ist, dass wir nun Langzeit-EKG bis zu sieben Tagen durchführen können. Bisher waren nur 24 Stunden möglich. Das ist vor allem für Patienten mit Herzrhythmusstörungen relevant, denn mit der Dauer der Messung steigt auch die Wahrscheinlichkeit, mögliche Arrhythmien festzustellen. Bei 24 Stunden liegt sie bei etwa 50 Prozent, bei sieben Tagen können bis zu 90 Prozent entdeckt werden. Die genaue Erfassung der Rhythmusstörung ist wichtig, da sich erst aus der EKG-Erfassung ableiten lässt, ob eine medikamentöse oder doch eine invasive Therapie im Herzkatheterlabor erforderlich ist. Für uns ist das neue System also ein wichtiger Schritt, um die Therapie der Herzrhythmusstörungen noch besser steuern zu können. Auch für die notwendigen Kontrollen bei Patienten, bei denen eine Verödungsbehandlung (Ablation) durchgeführt wurde, bietet eine längere Messung wichtige Informationen über den Therapieerfolg.
Muss der Patient für das Langzeit-EKG in der Klinik bleiben?
Dr. Schmidt: Grundsätzlich nicht. Es ist sogar erwünscht, dass der Patient sich wie unter normalen alltäglichen Bedingungen verhält. Einige Patienten erhalten das Langzeit-EKG aber unter stationären Bedingungen, z. B. bei der Abklärung einer kurzen Bewusstlosigkeit oder nach einer Ablation. Dem Patienten werden Elektroden an die Brust über dem Herzen geklebt, die mit einem handtellergroßen Rekorder verbunden sind. Er wird zum Beispiel am Gürtel befestigt – so kann man sich ganz normal im Alltag bewegen. Im Zuge der Digitalisierung haben wir unseren Bestand an Rekordern von fünf auf zehn erweitert. Das hat die Wartezeit für Patienten deutlich verkürzt.
Jeder, bei dem ein Langzeit-EKG notwendig ist, kann innerhalb eines Tages mit der Messung beginnen. Das Gerät zeichnet die elektrischen Impulse des Herzens auf und speichert sie auf einem Chip. Die Daten können wir dann mit unserem neuen System abrufen, speichern und an verschiedenen Klinikrechnern, auch auf der kardiologischen Station, auswerten. Das ist neu. Bisher mussten die Kurvendiagramme ausgedruckt und zentral begutachtet werden.
Ist das System auch mit Computern anderer Abteilungen in der Kreisklinik vernetzt?
Frau Matjanovski: Da jetzt die EKG, Langzeit-EKG- und Belastungs-EKG-Befunde, die im Funktionsbereich durchgeführt werden, direkt in das Klinik-Informationssystem übertragen werden, sind wir mit der Zentralen Notaufnahme (ZNA) verbunden. Das kann mitunter lebensrettend sein. Wird zum Beispiel ein Patient bewusstlos dorthin gebracht, erstellen wir in der ZNA ein EKG. Gibt es bereits einen Befund aus einer stationären Behandlung, kann dieser schnell mit dem neuen verglichen werden. Veränderungen etwa können ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung im Herzen sein. Dann wird der Patient sofort ins Herzkatheterlabor zur Untersuchung gebracht.
Dr. Schmidt: Generell hat die Digitalisierung den Vorteil, dass schneller auf Befunde zugegriffen werden kann. Auch wir Ärzte können von unserem Arbeitsplatz aus die Daten abrufen und müssen nicht in den EKG-Raum gehen.
Welche Möglichkeiten bietet die neue Anlage außerdem?
Frau Matjanovski: Sie kann
präventiv eingesetzt werden, beispielsweise, um vor einer Operation abzuklären,
ob bei dem Patienten ein Herz-Kreislauf-Risiko besteht. Auch bei Schwindel
und Ohnmachtsanfällen lässt sich mit Hilfe eines Langzeit-EKG erkennen,
ob die Ursache eventuell eine Herzrhythmusstörung ist. Außerdem haben wir
eine neue Belastungs-EKG-Anlage für die Diagnostik von Durchblutungsstörungen
sowie für die Leistungsdiagnostik in den Funktionsbereich integriert.
Ein Ergometer steht direkt neben der computergesteuerten EKG-Anlage
– diese Befunde werden ab sofort ebenfalls digital erfasst.
Dr. Schmidt: Patienten, die nach einer längeren Ruhepause wieder mit Sport beginnen möchten, empfehlen wir vor dem Beginn ein Belastungs-EKG durchführen zu lassen. Hier wird der aktuelle Leistungsstand überprüft und es wird eine Empfehlung zur Intensität des Trainings gegeben. Denn wichtig ist in so einem Fall, langsam anzufangen und das Herz nicht zu überfordern.
Das Gespräch führte Sybille Föll.
Artikel vom 31.08.2018Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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