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Ursula Esau feierte ihren 90. Geburtstag
Ottobrunn · Umweltschützerin mit Leib und Seele
Die junggebliebene Jubilarin Ursula Esau. Kleines Foto: Im Februar 2018 wurde Ursula Esau mit dem goldenen Reißnagel der ÖDP ausgezeichnet. Fotos: privat
Ottobrunn · »Ich bin eine optimistische Natur“», sagt Ursula Esau. Auch mit 90 Jahren ist sie noch in Ottobrunn aktiv: als Ortsvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), als Mitglied des Arbeitskreises »Fairer Lebensstil« der Lokalen Agenda und als eine der »Mütter gegen Atomkraft« im gleichnamigen Verein.
Geboren und aufgewachsen ist Ursula Esau auf dem elterlichen Gutshof in Ostpreußen in der Nähe von Königsberg. 1945 musste die Familie nach Holstein fliehen. Die junge Frau machte eine Lehre als Gärtnerin, arbeitete aber nach dem Umzug nach Rheinland-Pfalz im Büro auf einer Baustelle, wo sie ihren späteren Mann Lothar kennenlernte.
1965 zog sie mit ihm und den mittlerweile drei Kindern nach Ottobrunn. »Davor sind wir in zehn Jahren fünfmal umgezogen; in Ottobrunn wurden wir sesshaft und sind nach wie vor gerne hier«, erzählt die Wahl-Ottobrunnerin. Ihre »zweite Heimat« habe sie besonders in der Michaelskirchengemeinde gefunden. Der damalige Pfarrer war es auch, der sie schon kurz nach dem Einzug fragte, ob sie einmal in der Woche eine alte Dame besuchen könne. Daraus wurde ein regelmäßiger, von der Diakonie organisierter Besuchsdienst mit bis zu zehn Einsätzen in der Woche samt Pflege. Es gab zudem regelmäßige Treffen mit der Gemeindeschwester, Supervision und Fortbildungen mit einer Prüfung zur Altenpflegehelferin. Erst als ihr Mann pensioniert wurde, gab sie dieses Ehrenamt bewusst auf, um Zeit für gemeinsame Unternehmungen zu haben.
Tschernobyl zwang zum Handeln
1986 begann Ursula Esaus politisches Engagement. Anlass war die Nuklearkatastrophe
im Atomkraftwerk von Tschernobyl, die sich Ende April ereignete. »Damals
habe ich mit der Umweltarbeit begonnen. Ich hätte mich schon viel früher
engagieren müssen, spätestens nach der Lektüre der vom Club of Rome in Auftrag
gegebenen Studie ‚Grenzen des Wachstums‘ im Jahr 1972«, bedauert Esau. Nach
Tschernobyl tat sie sich mit besorgten Müttern zusammen, die teilweise noch
kleinere Kinder hatten und aufgrund des unbekannten Ausmaßes der Strahlenbelastung
verunsichert waren, was sie ihren Kindern zu essen geben konnten. In Sachen
Strahlenmessung fühlten sich die Mütter ein Stück weit von den offiziellen
Stellen im Stich gelassen. Esau: »Es wurde beschwichtigt. Eine Mutter war
zum Glück Physikerin; sie hat ein Strahlenmessgerät besorgt und selbst gemessen.
Wir fingen an zu protestieren und gründeten den Verein »Mütter gegen Atomkraft.«
In dieser Aufbruchsstimmung und mit einer »Wir müssen das selbst in die Hand nehmen«-Haltung wurde ebenfalls im Jahr 1986 der Ottobrunner Ortsverein der ÖDP gegründet. Ursula Esau war auch hier eines der Gründungsmitglieder. Seit 2001 ist sie dessen Vorsitzende.
Klimawandel verhindern
Diesen Februar erhielt sie für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement
die Auszeichnung »Goldener Reißnagel« von ihrer Partei, über die sie sich
sehr freute. »Ich finde solche Auszeichnungen wichtig, weil damit die freiwillige
Arbeit Aufmerksamkeit und Wertschätzung in der Öffentlichkeit bekommt«,
so Esau. Auf die Frage, was sie unbedingt noch machen oder erleben möchte,
sagt sie ohne lange zu überlegen: »Dass wir den Klimawandel verhindern.
Da ist jeder gefragt und damit müssen wir heute anfangen.« MO
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