Ausgesprochen erfreulich!

Fest zu Ehren der Neueingebürgerten im Landkreis München

Landrat Christoph Göbel (l.) und Bürgermeister Ullrich Sander (Taufkirchen) freuten sich über die Redner: Ochmaa Göbel (2. v. r.) und Prof. Dr. Samarjit Chakraborty (2. v.l.). Foto: hw

Landrat Christoph Göbel (l.) und Bürgermeister Ullrich Sander (Taufkirchen) freuten sich über die Redner: Ochmaa Göbel (2. v. r.) und Prof. Dr. Samarjit Chakraborty (2. v.l.). Foto: hw

München/Landkreis · "Wir im Landratsamt finden, dass es immer ein ausgesprochen freudiges Ereignis ist, wenn jemand sich um die deutsche Staatsbürgerschaft bemüht", erklärte Landrat Christoph Göbel anlässlich des Empfangs, der für die Neueingebürgerten im Landkreis München im Festsaal des Taufkirchner Kulturzentrums gegeben wurde.

Insgesamt haben diesen Schritt seit vergangenen Mai 828 Landkreisbewohner gewagt. Der Großteil von ihnen stammt wie schon letztes Jahr aus Großbritannien (19,44 Prozent), gefolgt von der Türkei (7,24 Prozent), Rumänien (6,28 Prozent), Italien (5,79 Prozent), Polen (4,71 Prozent) und Indien (4,34 Prozent).

Als Hausherr begrüßte auch Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander die Festgäste und stellte fest, dass 58 der 828 Neueingebürgerten aus Taufkirchen stammen. Nicht nur Deutschland sondern auch Taufkirchen sei damit zur neuen Heimat geworden, freute sich das Taufkirchner Gemeindeoberhaupt, bevor er an den eigentlichen Gastgeber, Landrat Christoph Göbel übergab. Dieser begrüßte diesen Schritt und würdigte ihn als deutliches Zeichen für eine gelungene Integration.

Dass sich die neuen Staatsbürger nicht nur als Deutsche, sondern vor allem als Bayern verstehen, konnte man auch daran ablesen, dass vor allem die Frauen zahlreich in bayerischer Tracht erschienen, teilweise sogar in Kombination mit einem Kopftuch. Ein perfektes Beispiel dafür, dass die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft im Idealfall die Vereinigung des Besten aus zwei Nationalitäten hervorbringt.

Der Landrat bescheinigte den rund 500 Gästen, die der Einladung des Landratsamtes gefolgt waren, dass sie nun Staatsbürger mit allen Rechten, aber auch allen Pflichten seien. Aus insgesamt 69 Herkunftsstaaten stammen die Neueingebürgerten, 56 Prozent von ihnen sind Frauen. Zwei der frisch gebackenen deutschen Staatsbürger erzählten der Festgemeinde von ihren Beweggründen, diesen Schritt zu tun.

Ochmaa Göbel, die Ehefrau des Landrates, stammt ursprünglich aus der Mongolei. Den Schritt, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, sei ihr eigener gewesen, betonte sie. "Ich habe mich ganz alleine dafür entschieden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, es ist ein Bekenntnis zu unserer Gesellschaft", erklärte sie. Seit 2011 lebe sie bereits in Deutschland, erklärte sie weiter. Ihre ersten Erfahrungen mit Deutschland haben sie aber schon viele Jahre zuvor gemacht, da ihr Vater bereits immer wieder in der damaligen DDR gearbeitet habe.

"Was bedeutet es eine andere Staatsangehörigkeit anzunehmen, was gibt man auf", habe sie sich gefragt, berichtete sie den Festgästen. Sie sei nun Deutsche, bleibe aber auch gleichzeitig Mongolin, dass sei kein Widerspruch sondern eine wunderbare Fügung", betonte Ochmaa Göbel. Darüber hinaus sei sie aber auch Bayerin geworden, verriet sie. Ihr Ziel sei es nun sich für die Gesellschaft, in der sie lebe, einzusetzen, mit allen Rechten und Pflichten, die eine deutsche Staatsbürgerschaft mit sich bringe. Ihr Dank galt den engagierten Mitarbeitern des Landratsamtes, die sie bei diesem Verfahren begleitet haben. "Was für ein wunderbarer Moment war das, als ich die Urkunde erhalten habe", erinnerte sich Ochmaa Göbel.

Auch Prof. Dr. Samarjit Chakraborty, der ursprünglich aus Indien stammt, konnte nur Gutes über den Prozess seiner Einbürgerung berichten. Seit 2009 lebt er mit seiner Familie bereits in Deutschland. Er und seine Familie seien damals am Frankfurter Flughafen angekommen und von dort aus mit dem Zug weiter nach München gefahren. Bereits im Zug hätten sie Kontakt mit deutschen Urlaubern gehabt, die ihrerseits Indien schon bereist hätten. Ein nettes Gespräch habe sich entwickelt, und die Familie habe sich schon damals Willkommen geheißen gefühlt. Vor 20 Jahren habe er in der Schweiz studiert, sein Doktorvater sei ein Deutscher gewesen. "Das war das erste Mal, dass ich mit einem Deutschen Kontakt hatte", erzählte er.

Der Kontakt habe sich schließlich zu einer Freundschaft entwickelt. Nach dem Abschluss des Studiums sei er aber wieder in seine Heimat zurückgekehrt, um dort zu arbeiten. Schließlich habe ihn eine Anfrage der TU München erreicht, ob er nicht hier in München unterrichten wolle. Dass sei zum damaligen Zeitpunkt eher unüblich gewesen, dass Dozenten aus Indien nach Deutschland geholt wurden. Er habe diese Herausforderung aber angenommen und habe hier in München begonnen mit ganz wundervollen Studenten zusammenzuarbeiten, schwärmte er. Er schätze an der deutschen Art zu arbeiten, die Genauigkeit und Akkuratesse, zu der er neben seinen fundierten Kenntnissen auch das indische Organisationstalent einbringen könne, das eine nicht immer ganz so strukturierte Art zu arbeiten hervorbringe.

So profitieren beide Seiten von den Vorzügen der jeweils anderen, die sich ergänzen und nicht in Konkurrenz stehen. Beide Festredner bekamen für ihren Beitrag viel Applaus von den Festgästen, ebenso wie die Vertreter der Musikschule Taufkirchen, die den Rahmen des Festes gestalteten. hw

Infokasten
Und hier leben die Neueingebürgerten: Grünwald: 27 Personen, Hachinger Tal (Unterhaching, Taufkirchen, Oberhaching/Deisenhofen, Sauerlach): 148 Personen, Südöstlicher Landkreis (Neubiberg, Ottobrunn, Putzbrunn, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Brunnthal, Aying): 191 Personen. Garching: 47 Personen, Unterschleißheim: 93 Personen, Kirchheim: 28 Personen , Ismaning: 41 Personen, Aschheim: 19 Personen, Feldkirchen: 16, Grasbrunn: 4 Haar: 48 und Oberschleißheim: 32. Noch spannend: Nur ein Peruaner hat die Deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, ebenso wie ein Portugiese, ein Mexicaner und eine Person aus Myanmar.

Artikel vom 27.07.2019
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