Zeit spenden, Freude schenken

Mammalade e.V. sucht Einköcherinnen und Musiker für regelmäßige Feste

Helene Nestler (2.v.r.) mit einem Teil der Helferinnen, mit denen sie "Mammalade" ins Leben gerufen hat. Dekan Steinbauer freut sich, das großartige Projekt im Haus der Corneliuskirche unterbringen zu können. Foto: hw

Helene Nestler (2.v.r.) mit einem Teil der Helferinnen, mit denen sie "Mammalade" ins Leben gerufen hat. Dekan Steinbauer freut sich, das großartige Projekt im Haus der Corneliuskirche unterbringen zu können. Foto: hw

München/Neubiberg · Einmal im Monat wird im Karla 51, dem Frauenobdach in der Karlstraße 51 in München, so richtig gefeiert. Mit Kaffee, Kuchen, Musik und Tanz werden all' die Geburtstage gefeiert, die in den letzten vier Wochen stattgefunden haben. Ein fröhliches Miteinander im sonst oft schweren Alltag der obdachlosen Frauen.

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Seit vielen Jahren ist Helene Nestler als ehrenamtliche Helferin mit von der Partie, seit bald drei Jahren laufen Spenden ihres Projekts "Mammalade" in Aktionen wie die Geburtstagsfeiern. Als die engagierte Ottobrunnerin damals von einer Spedition hörte, die Obst mit Transportschäden bereitstellt, das sonst vernichtet wird, war die Idee für die »Mammalade« geboren. Das gespendete Obst wird zu Marmelade verarbeitet, diese wird verkauft, und der Erlös kommt obdachlosen Menschen wie den Frauen und Kindern von Karla 51 zugute. Bereits im Herbst 2016 begann Helene Nestler und ihr Team, Marmelade einzukochen »Ich wollte sehen, ob wir damit auch den Nerv der Menschen treffen.« Nachdem gut verkauft und nach Nachschub gefragt wurde, ging es mit großen Schritten in Richtung Vereinsgründung.

Inzwischen hat Nestler hochwertige Geräte für die Herstellung als Spende erhalten; die Genehmigung der Lebensmittelaufsicht lag auch schnell vor und eine einprägsame Marke wurde erfunden. „Mittlerweile haben wir zwei Einkochtage, weil wir die Mengen sonst gar nicht produzieren können, die wir brauchen“, freut sich Helene Nestler.

Untergekommen sind sie in der evangelischen Corneliuskirche in Neubiberg. Dekan Matthias Steinbauer freute sich sehr, dem Projekt eine Heimat bieten zu können. „Das ist ein wunderbares Projekt, das wir gerne unter unserem Dach beherbergen“, betonte er. Nicht nur weil es nachhaltig mit Lebensmitteln umgehe, sondern vor allem, weil es den diakonischen Gedanken aufgreife und in vorbildlicher Weise umsetzte, so der Kirchenmann weiter.

Mit dem Geld habe man in den letzten Jahren die Zimmer im Karla 51 ansprechender ausgestattet, kocht einmal im Monat für die Frauen, stelle Hygieneartikel zur Verfügung und habe auch schon einen Ausflug für alle Frauen an den Tegernsee organisiert, zählt Helene Nestler auf. Und eben dazu beigetragen, dass die Frauen im Karla 51 einmal im Monat zum Feiern zusammen kommen können. Genau dafür wird jetzt eine Musikerin oder ein Musiker gesucht, der am 1. Donnerstag im Monat zwischen 15 und 16 Uhr Zeit hat, dort aufzuspielen. "Mit Musik macht die ganze Sache natürlich noch viel mehr Spaß. Gerne können wir auch die Fahrtkosten übernehmen beziehungsweise eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlen", so Helene Nestler weiter. Die Dame, die zuvor immer aufgespielt hat, ist leider schwer erkrankt und kann dieses Ehrenamt nicht mehr ausüben, bedauert die Ottobrunnerin weiter.

Zum Karla 51: 2018 haben im Frauenobdach abwechselnd 172 Frauen gewohnt. 15 weitere in einem neu dazu gewonnenen Wohnobjekt, nur einen Steinwurf vom Karla 51 entfernt in der "Kleinen Karla". Hier leben Mütter mit ihren Kindern und Säuglingen. Das Frauenobdach Karla 51 existiert seit nunmehr 23 Jahren. Es nimmt wohnungslose Frauen auf, ob mit oder ohne Kind. Untergebracht werden die Frauen in einem der 55 kleinen Einzelzimmern, idealerweise können sie nach einem Cleraring in entsprechende Nachfolgeeinrichtungen unterbracht werden.

Die Gründe für die Obdachlosigkeit sind mannigfaltig: Nach der Trennung vom Partner können die betroffenen Frauen die Miete nicht mehr bezahlen, die flüchten aus gewalttätigen Partnerschaften oder finden als alleinerziehende Mütter keine Wohnung. Der Altersdurchschnitt liegt bei 39,7 Jahren, tatsächlich bewegt sich das Alter der Frauen, die dort zeitweise leben zwischen 19 und 87 Jahren.

Der Verein Mammalade e.V. sorgt mit seinen Spenden für kleine Lichtblicke im Alltag. Etwa durch freundlichere Ausgestaltung der Zimmer, durch Spendenaktionen und Ausflüge. Der nächste ist schon geplant. Mit 60 Frauen geht es in den Pfaffenwinkel, verrät Helene Nestler.

Damit die Spendenaktionen auch finanziert werden können, sind zahlreiche Ehrenamtliche zweimal die Woche mit Marmaldeeinkochen beschäftigt. Pro Einkochtag werden zwischen 130 und 180 Gläser "Mammalade" hergestellt, 200 Milliliter kosten 2,50 Euro.

Viele heimische Supermärkte bieten sie bereits an, aber auch in den Klawotten in Ottobrunn und Unterhaching oder während der Einkochzeiten sind sie zu haben. Diese sind dienstags und freitags von 9 bis 13 Uhr. Der Verein freut sich über weitere Einköcherinnen, dann könnte vielleicht auch ein dritter Einkochtag auf den Weg gebracht werden. Wer gerne seine Zeit in den Dienst der guten Sache stellen möchte, kann sich direkt an Helene Nestler unter der Email: helene.nestler@mammaladefuerkarla.de wenden. hw

Artikel vom 27.09.2019
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