Der Speiseplan tropischer Raupen

Die Zoologische Staatssammlung München mit spannenden Ergebnissen

Im Mittelpunkt der Forschung: die Asselspinnerraupe, westliches Amazonien, Peru. Foto: J. Diller, SNSB- ZSM

Im Mittelpunkt der Forschung: die Asselspinnerraupe, westliches Amazonien, Peru. Foto: J. Diller, SNSB- ZSM

Obermenzing · Die Zoologische Staatssammlung München in der Münchhausenstraße 21, Obermenzing, lädt regelmäßig zu Vorträgen, Ausflügen und kleineren Ausstellungen ein. Eine aktuelle Studie der Zoologen untersuchte nun die Nahrung der Raupen tropischer Schmetterlinge – durch die genetische Analyse ihres Darminhaltes. Ihre Ergebnisse sind durchaus spannend.

Studien über die Beziehungen von Schmetterlingslarven zu ihren Futterpflanzen in den Tropen gibt es bisher kaum, denn die Erforschung des Fressverhaltens von Raupen ist äußerst schwierig. Das hat vor allem praktische Gründe: So sind gerade Baumkronen, der natürliche Lebensraum vieler Raupen, meist sehr schwer zugänglich – vor allem die Suche nach nachtaktiven Arten ist für Forscher nahezu unmöglich. Häufig bleibt unklar, ob es sich bei einem Raupenfund auf einer bestimmten Pflanze nur um einen Rastplatz oder um einen echten Fraßnachweis handelt. Von den meisten Schmetterlingslarven weiß man daher bislang nicht, von welchen Pflanzen sie sich ernähren, so dürfte bei weniger als 10 Prozent der tropischen Schmetterlingsarten bekannt sein, auf welche Futterpflanzen sie spezialisiert sind.

In einer Pilotstudie haben Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) nun die Beziehungen südamerikanischer Schmetterlinge zu ihren Futterpflanzen untersucht - und zwar anhand der genetischen Analyse ihres Darminhaltes.

Ein überraschendes Ergebnis

Für die Studie wurden Raupen von fast 50 Bäumen rund um die Panguana-Forschungsstation im Regenwald von Peru untersucht. Ihre Proben erhielten die Forscher durch sogenanntes gezieltes „Fogging“ (Benebeln) von ausgesuchten Baumkronen mit natürlichem Pyrethrum. Die so gefangenen Raupen, der Inhalt ihres Darms sowie die gefoggte Baumart wurden später im Labor genetisch analysiert und identifiziert. Mit einem überraschenden Ergebnis: Entgegen der bisherigen Annahme scheinen sich nur 20 Prozent der untersuchten Larven direkt von der Pflanze ernährt zu haben, auf der sie gefunden wurden. Im Darm der überwiegenden Mehrheit der Tiere fanden sich verdaute Reste von Lianen und Moosen oder von benachbarten Bäumen.

„Die molekulare Identifizierung der Larven und Wirtsbäume in Korrelation mit der Analyse der Darminhalte gibt uns wichtige Einblicke in die Ernährungsbiologie der Schmetterlingsraupen. Wir wollen die Methodik nun in größerem Maßstab anwenden. Weitere Projekte wurden bereits in Angriff genommen“, berichtet Axel Hausmann, Kurator für Schmetterlinge an der ZSM und Leiter der Studie.

Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) sind eine außeruniversitäre Forschungs- und Bildungsinstitution mit fünf naturkundlichen Staatssammlungen der Fachrichtungen Zoologie, Botanik, Geologie und Paläontologie, Mineralogie, Anthropologie und Paläoanatomie sowie acht Schaumuseen in München, Bamberg, Bayreuth, Eichstätt und Nördlingen und dem Botanischen Garten München. Die Schaumuseen der SNSB ziehen jährlich rund 700.000 Besucher/innen an.

Infos unter www.zsm.mwn.de

Artikel vom 13.02.2020
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