Ländlich-dörflicher Charakter bleibt bis heute prägend

Die Geschichte Oberpframmerns

Ländliches Idyll an der Zornedinger Straße. Trotzdem wuchs die Bevölkerung in Oberpframmern zwischen 1988 und 2018 von 1.578 auf 2.450 um 872 Einwohner bzw. um 55,3 Prozent. Foto: Edelmauswaldgeist, CC0

Ländliches Idyll an der Zornedinger Straße. Trotzdem wuchs die Bevölkerung in Oberpframmern zwischen 1988 und 2018 von 1.578 auf 2.450 um 872 Einwohner bzw. um 55,3 Prozent. Foto: Edelmauswaldgeist, CC0

Oberpframmern · Oberpframmern kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.Vorgeschichtliche Funde, wie aus der Jungsteinzeit und der folgenden Bronzezeit sind in unserer Gegend, wie in Glonn oder Taglaching, nur vereinzelt registriert. Im ersten Jahrhundert n.Chr nahmen die Römer das heutige Altbayern kampflos in Besitz.

Unser Gebiet gehörte der römischen Provinz Raetien mit der Hauptstadt " Augusta Vindelicorum" (Augsburg) an, die bis an den Inn reichte. Es verlief eine römische Konsularstraße von Regensburg über Sempt, Pframmern nach dem römischen Dorf "Isinisca" (Kleinhelfendorf), wo sie auf die "via Teberia", die Heeresstraße Salzburg-Augsburg, stieß. Ausgrabungen bei der Einöde Oberseeon am Steinsee belegen ein römisches Gebäude eines römischen Veteranen mit Anbindung an die Konsularenstraße.

Doch erst mit dem Verfall der römischen Herrschaft Ende des 5.Jahrhunderts und der Einwanderung der Bajuwaren beginnt die bayerische Geschichte. Das Freisinger Kirchenbuch erwähnt im Jahre 790 am Ort eine "Kirche zu Ehren der Gottesmutter". Es wird von einer Schenkung an den Bischofssitz in Freising berichtet. Diese besteht aus einer Kirche, zwei Fronhöfen und 120 Joch Wiesen mit großen Waldungen. Am 21. Dezember 806 erfolgte die urkundliche Bestätigung der Schenkung mit offizieller Nennung des Ortes "Phrumari" durch Bischof Atto. Bereits im 14. Jahrhundert wird zwischen den durch einen schmalen Waldstreifen getrennten Orten Ober- und Niederpframmern unterschieden. 1416 wird eine Schranne zu Oberpframmern beurkundet, die sich aber bis zum 30-jährigen Krieg auflöste. Grundherren waren in dieser Zeit neben Freising die Stifte und Klöster Weihenstephan, Tegernsee, Schäftlarn und die Hofmarken Egmating und Wildenholzen.

Um 1900 war Oberpframmern noch ein reines Bauerndorf

Bei den einhergehenden kirchlichen Organisationen kam Oberpframmern zur Urpfarrei Egmating. Das hiesige Gotteshaus aus der Frühzeit wurde wohl bei den Ungarneinfällen zerstört, als Steinkirche wieder aufgebaut und in der romanischen Zeit mit Fresken ausgemalt. Um 1430 entstand ein mit einem Frühmessbenefizium ausgestatteter gotischer Bau. Die damit geförderte Marienverehrung unter dem späteren Bild der Schmerzhaften auf dem linken Seitenaltar entwickelte sich zu einer blühenden Wallfahrt. Das heutige Vesperbild und das große Wandkreuz sind Zeugnisse dieser Zeit.

Auf kulturellem Gebiet ist die Schulgeschichte Oberpframmerns besonders nennenswert. Bereits seit dem Jahre 1709 bestand im heutigen Ortsteil Tal für die Kinder der Gemeinden Oberpframmern und Egmating eine Klause. Urheber dieser "Schule" war der Egmatinger Pfarrer. Der Lehrer war ein Eremit. 1765 wurde das Holzhaus geplündert, der Klausner ausgeraubt. Unweit des Thalschwaigers baute der nachfolgende Eremit ein Schulhäusl aus Stein, welches im Jahre 1843 durch ein geräumigeres Schulhaus an der Egmatinger Straße abgelößt wurde. Für Oberpframmern hatte man einen eigenen Schulsprengel gebildet. Wegen des enormen Kinderzuwachses wurde auch dieses Gebäude im Jahr 1958 durch den jetzigen Bau am Soiherweg abgelöst.

Auf wirtschaftlichem Gebiet ist der "Saliterer zu Pframming" erwähnenswert. Dieser vom Kurfürsten eingesetzte Mann, hatte das Recht, vor allem in den Ställen nach Salpeter zur Schießpulverherstellung zu suchen. Der Bezirk des Saliterers Georg Westermaier umfasste 1811 ein Drittel des Gerichtes Schwaben. Er lieferte in einem Jahr 500 Kilogramm Salpeter an das Zeugamt in München. Im letzten Jahrhundert und den darauffolgenden Jahrzehnten war Oberpframmern ein reines Bauerndorf, 378 Einwohner im Jahr 1838, 351 im Jahr 1867 und 386 zu Kriegsbeginn 1938. Auch hier kündigte sich zu dieser Zeit die Industrialisierung der Wirtschaft an: das Pumpwerk für die Wasserleitung, die Anschaffung des ersten Dampfkessels, einer Gemeindewaage oder der Betrieb einer Kalkbrennerei.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann der totale Umbruch: Zuwachs der Einwohner von 849 im Jahr 1950 auf 2010 im Jahr 2000. Der Ort veränderte sein Gesicht, Zuwanderung Heimatvertriebener nach dem Krieg, der Bau einer Mehrzweckhalle, der Neubau des Kindergartens mit der Möglichkeit einer Nachmittagsbetreuung, Neuanlage eines Friedhofs, Schaffung von drei Industriegebieten und Umstrukturierung der Landwirtschaft verschaffen Oberpframmern heute den reizvollen Charakter, den seine Anwohner so lieben. www.oberpframmern.de

Artikel vom 23.11.2020
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