Ein ganz besonderes Hobby

Alexander sucht eine besondere Mülltonne - steht sie vielleicht in Ihrem Keller?

Alexander Smoljanovic ist stolz auf seine Tonnen-Sammlung. Foto: Smoljanovic

Alexander Smoljanovic ist stolz auf seine Tonnen-Sammlung. Foto: Smoljanovic

Bayern/München · Alexander Smoljanovic ist 22 Jahre jung, kommt aus Sachsen-Anhalt und hat ein ganz besonderes Hobby: "Ich sammle seit vielen Jahren Miniatur-Mülltonnen und echte Mülltonnen", erzählt er. 90 echte Mülltonnen befinden sich inzwischen in seiner Sammlung. Dazu kommen 300 Miniaturen und sogar Modelle aus Australien.

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"Ich habe sogar einen echten Müllcontainer aus den Vereinigten Staaten mit 1.700 Liter Volumen von 1999 in meiner Sammlung", ist er stolz, doch für die Vollendung seiner Sammlung fehlen noch einige Exemplare.

Eines davon hat Smoljanovic beim Lesen der Münchner Wochenanzeiger entdeckt: In einem 2017 erschienenen Beitrag über Arbeiten bei Krauss-Maffei. Der Betrieb entwickelte vor über 50 Jahren eine Spritzgießmaschine für Kunststoff-Mülltonnen. Anders als die früher runden Blechtonnen sollten die Kunststofftonnen eckiger sein und Räder haben, um die Leerung bei den Müllfahrzeugen zu erleichtern. 1971 fertigte Krauss-Maffei die ersten dieser neuen 220-Liter-Tonnen.

"Durch die Zeitung darauf aufmerksam geworden"

"Dieser Artikel hat meine Liste an gesuchten Mülltonnen um ein Exemplar erweitert", erzählt Smoljanovic. "Die eckige Kunststoff-Mülltonne auf zwei Rädern gibt es seit 1972 mit Kammleiste. Ich wusste gar nicht, dass es davor noch einen Version ohne Kammleiste gab. Durch den Artikel in den Münchner Wochenanzeigern bin ich darauf aufmerksam geworden."

Was hat es mit dieser Kammleiste auf sich? Mülltonnen haben unterhalb des Deckelrandes vertikale "Zinken". Die Hebevorrichtung am Müllwagen greift an diese "Zinken", wenn sie die Mülltonne beim Entleeren anhebt. Bei den ersten Tonnen, die Krauss-Maffei spritzte, fehlte diese hilfreiche Kammleiste noch. Und das macht diese Tonnen zu etwas ganz Besonderem.

"Ich möchte unbedingt die erste serienmäßig gefertigte 220-Liter-Kunststoff-Mülltonne auf 2 Rädern ohne Kammleiste finden", hat sich Smoljanovic zum Ziel gesetzt. "Von allen fehlenden Mülltonnen ist diese Urform ohne Kammleiste aus dem Jahr 1971 mit Abstand das wichtigste Exemplar."

Er ist optimistisch, nach über 50 Jahren fündig zu werden: "Ich habe es geschafft, die Nachfolgeversion im Neuzustand zu finden. Da muss es doch möglich sein, die Vorgängerversion ohne Kammleiste zu erlangen. Ich bin davon überzeugt, dass die Urform der Mülltonne noch existiert!"

Im alten Bericht der Münchner Wochenanzeiger hatte auch Dipl.-Ing. Roland Lacher, damals bei Krauss-Maffei beschäftigt, seine Erinnerungen wiedergegeben. Nun half Lacher auch Alexander Smoljanovic bei seinen Recherchen. "Ich möchte meinen besonderen Dank an Dipl.-Ing. Roland Lacher für die umfangreiche Unterstützung mit Prospekten und Informationen zum Ausdruck bringen", so der junge Sammler.

Es kann durchaus sein, dass die gesuchte Mülltonne ohne Kammleiste noch bei einem Mitbürger unbeachtet im Keller oder Schuppen steht. In diesem Fall hofft Alexander Smoljanovic auf eine Nachricht (Tel. 0171 8005494 oder Mail an wbs.deutschland@gmail.com).

Von vier auf 300

Alexander Smoljanovic erzählt, wie er zu seinem Hobby kam und was ihn daran reizt:

Mülltonnen zu sammeln ist ein wirklich ungewöhnliches Hobby. Wie hat bei Ihnen dieses Faible angefangen?

Alexander Smoljanovic: Meine damalige Nachbarin arbeitete für die Entsorgung und schenkte mir vor über 15 Jahren vier Miniaturen. Nun kann ich auf 300 Miniaturen zurückblicken. Man kann also sinngemäß sagen, dass meine Nachbarin nicht wusste, was sie mit diesen vier Miniaturen anrichtet.

Sie haben Tonnen aus unterschiedlichen Ländern. Gibt es da spezielle Eigenarten? Sind z.B. europäische Tonnen anders als US-amerikanische?

Alexander Smoljanovic: Die US-amerikanischen sind in der Form anders, da die Müllfahrzeuge den Behälter mit seitlichen Greifarmen "Grabber" umschließen. Damit der Behälter diesen hohen Belastungen standhalten kann, wurde die Form den Ansprüchen angepasst.

Die Kammleiste zeigt, dass selbst in einem banalen Alltagsgegenstand eine ganze Menge Technik und Tüftelei steckt. Unterschätzen wir die "selbstverständlichen" Dinge in unserer Umgebung?

Alexander Smoljanovic: Ich denke, dass wir die banalen Alltagsgegenstände mehr schätzten sollten. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass nichts selbstverständlich ist. Die Mülltonne ist dafür ein sehr gutes Beispiel. In nun 50 Jahren hat sich dort sehr viel getan.

Was ist das ungewöhnlichste Stück in Ihrer Sammlung? Oder Ihr liebstes?

Alexander Smoljanovic: Meine ungewöhnlichste Mülltonne ist aus Tilburg (Niederlande) und hat einen zweifarbigen Deckel. In dem Behälter wird eine Trennwand eingebaut, sodass zwei verschiedene Abfälle gleichzeitig gesammelt werden können. Im Müllfahrzeug ist ebenfalls eine Trennwand eingebaut. Dies reduziert die Anzahl der notwendigen Mülltonnen von 4 auf 2, entlastet die Umwelt und auch den Geldbeutel. Die Erfindung geht auf den Erfinder Rolf Schiller aus Ravensburg zurück.

Wenn Sie die Ur-Tonne finden, bekommt sie dann einen besonderen Platz?

Alexander Smoljanovic: Die Urform wird natürliche einen ganz besonderen Platz in meiner Sammlung einnehmen. Ich werde die Urform direkt neben der nagelneuen Nachfolgeversion von 1972 aufstellen. Dann ist die "Familie" endlich komplett.

Artikel vom 01.04.2021
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