Jubiläum wird mit einem Festgottesdienst begangen

Harlaching · 90 Jahre Heilige Familie

Die im Bau befindlichen Pfarrkirche Heilige Familie (Foto vom 5.5.1931) wurde am 6.9.1931 eingeweiht. Foto rechts: Pater Joseph und Team erwarteten im Juli 2019 Kardinal Reinhard Marx vor der "Heiligen Familie". F.: Archiv Heilige Familie / Archiv hw

Die im Bau befindlichen Pfarrkirche Heilige Familie (Foto vom 5.5.1931) wurde am 6.9.1931 eingeweiht. Foto rechts: Pater Joseph und Team erwarteten im Juli 2019 Kardinal Reinhard Marx vor der "Heiligen Familie". F.: Archiv Heilige Familie / Archiv hw

Harlaching · Am Sonntag, 12. September, feiert die Pfarrkirche „Heilige Familie“ um 9.30 Uhr einen Festgottesdienst anlässlich ihres 90. Geburtstags. Viel passiert ist seit ihrer feierlichen Weihe am 6. September, 1931 durch Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber.

Der erste Pfarrer der Gemeinde war Franz-Xaver Meisel, der bereits seit 1925 als Kurat für die Katholiken im Stadtteil zuständig war. Aufgrund der ständig steigenden Zahl seiner Schäfchen war das St. Anna-Kircherl für die Gottesdienste zu klein geworden. Unter seiner Führung entstanden schon vor der Bildung einer eigenen Pfarrei beispielsweise die Männergemeinschaft Harlaching oder das Mütterbündnis, aus dem die heutige Frauengemeinschaft erwuchs.

Mit der Einweihung der Kirche wurde aus dem Kuraten ein Stadtpfarrer. Vor allem seinem großen Einsatz ist der Bau der Kirche in Rekordzeit zu verdanken. Von der Beschlussfassung bis zur Einweihung vergingen nicht einmal zwei Jahre. Auch wenn das Wort damals noch nicht erfunden war, ohne das ausgeklügelte und fantasievolle Fundraising durch Pfarrer Franz-Xaver Meisel wäre der Kirchbau wohl nicht in dieser kurzen Zeit möglich gewesen. Schwere Jahre standen der Pfarrei aber bevor, denn 1933 erfolgte die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die beispielsweise alle Jugendgruppen verboten. Bis 1943 versah Pfarrer Meisel sein Amt. Er verstarb 1951 in Annabrunn.

Von 1944 bis 1955 wurde Josef Kornreiter neuer Stadtpfarrer. In sein Antrittsjahr 1944 fiel auch der schwere Kirchenbrand, der am 27. November durch eine Brandbombe ausgelöst wurde. Viel mutige Helfer verhinderten, dass die komplette Kirche ein Raub der Flammen wurde. Die Aufbauarbeiten dauerten bis 1949. Weihbischof Neuhäusler spendete der renovierten Kirche im gleichen Jahr noch seinen Segen. Aber nicht nur die Kirche musste als Gebäude wiederhergestellt werden, sondern auch das Gemeindeleben wieder Fahrt aufnehmen. Weil die Pfarrgemeinde beständig wuchs, wurde bereits 1937 mit den Planungen für eine zweite Kirche im Stadtteil begonnen. Aufgeteilt wurde das Viertel unter Maria Immaculata, das zur Kuratie erhoben wurde und der Heiligen Familien. Bis es eine zweite Kirche gab dauerte es allerdings bis 1959 (Einweihung Maria Immaculata und damit Erhebung zur Pfarrei).

Zuvor hatten sich die Katholiken von Maria Immaculata in einer von den Amerikanern errichteten und dann umgebauten Baracke getroffen.

Auf Pfarrer Kornreiter folgte von 1956 bis 1975 Pfarrer Leopold Ellner. Unter seiner Führung wurde das II. Vatikanische Konzil durchgeführt und zum 1. Mal eine Pfarrgemeinderat gewählt (1969). Eine Folge des II. Vatikanischen Konzils war unter anderem der Umbau des Kirchengebäudes. Nicht wegzudenken aus der Geschichte der Pfarrei ist auch die Pfarrschwester Maria Rinkl (Heimatmission), die sich besonders für Arme und Kranke in der Pfarrei einsetzte. Mit dem Wachsen der Gemeinde veränderten sich auch die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder und damit die Gestaltung des Areals.

So wurde 1965 das Pfarrheim eingeweiht und ein Kindergarten. Noch unter Stadtpfarrer Zellner kam Thomas Zehetmaier als Kaplan nach Harlaching. Nach dem Tod von Pfarrer Zellner übernahm dieser als Pfarrer die Gemeinde, die er bis zu seinem Ruhestand 2008 lenken sollte. Im Jahr 2002 wurde der Kindergarten durch einen Neubau ersetzt. 2008 verabschiedete sich nicht nur Pfarrer Zehetmaier in den Ruhestand, sondern auch die Oblatenpatres von der Pfarrgemeinde Maria Immaculata, die dort ihren Dienst unter anderem in der Seelsorge versehen hatten. Dem Umstand geschuldet, dass es weniger tatsächliche Kirchenbesucher gab, aber auch weil sich der zunehmende Priestermangel bemerkbar machte, wurden vielerorten Pfarrverbände geschaffen. So auch in Harlaching.

Diese Aufgabe fiel in die Zeit von Pfarradministrator Dr. Dr. P. Joseph Pandiappallil. Er blieb bis 2019 in der Pfarrei.

Rund 10.000 Mitglieder umfasst der Pfarrverband, der zusätzlich von Pater Bernd Paal, Kaplan Christoph Lintz und Gemeinde­referent Ulrich Lohmeier betreut wurde.

Aus Zwei mach Eins: Es sei selbstverständlich, dass in den vergangenen Jahrzehnten in jeder Pfarrei eigene Traditionen geschaffen worden seien, die es auch in einem Pfarrverband zu erhalten gilt, versprach Pfarrer Joseph Pandiappallil, der aus Indien stammt und dem Missionsorden vom Allerheiligsten Altarsakrament angehört, den beiden Pfarreien bei den zahlreichen Gesprächen, die dem Zusammenschluss begleiteten. Deshalb gibt es auch nach dem Zusammenschluss zwei Pfarrgemeinderäte und auch andere Gruppen behielten ihre Selbstständigkeit. Vor allem auf der Verwaltungsebene war die Fusion angestrebt worden. Pater Joseph stand ab 2017 als Pfarradministrator Anton Hagl zur Seite, der nach dem Weggang von Pater Joseph 2020 Leiter des Pfarrverbandes wurde und seitdem die Geschicke der Pfarrverbandes lenkt.

Das St. Anna-Kircherl und seine Geschichte

Die Wallfahrtskirche und der Ort, auf dem sie errichtet ist, haben eine bewegte Geschichte hinter sich: Wie Einzel- und Grabfunde beweisen, ist das Gebiet des heutigen Harlaching seit der frühen Bronzezeit (um 1800 vor Christus) kontinuierlich besiedelt worden. Die erste urkundliche Nennung datiert bereits aus dem Jahr 1149: In einem Steuerverzeichnis des Klosters Tegernsee wurde die Gegend am Isarlauf im Süden Münchens als »Hadaleichingen« bezeichnet. Erstmals schriftlich verbürgt ist der Bau der Kirche 1186. Rund 130 Jahre später weist das Bistum Freising die damals schon von einem Friedhof umgebene Harlachinger Kirche als einzige Filiale der Pfarrkirche St. Georg in Unterbiberg (Landkreis München) aus.

Das St.-Anna-Kircherl, wie es heute zu sehen ist, stammt aus der Zeit des Rokoko. Nachdem es während des Dreißigjährigen Kriegs von schwedischen Truppen geplündert und schwer beschädigt worden war, erhielt das Bauwerk 1653 ein neues Gesicht. 1678 kamen zwei neue Glocken aus der Werkstatt von Johann Kippo hinzu – derselbe, der bereits die »Elferin« für den »Alten Peter« in München gegossen hatte. 1751 wurde der Neubau der Annakirche unter Beibehaltung von Teilen der mittelalterlichen Choranlage geplant, zwei Jahre später erfolgte die Genehmigung durch den Geistlichen Rat. Am 17. September 1763 war es dann so weit: Die »neue« Annakirche wurde geweiht. Bereits damals krönte das Fresko »Mariä Geburt« des Rokoko-Meisters Franz Michael Zimmermann das Langhaus-Gewölbe, weitere Schmuckstücke der Kirche sind der rechte Seitenaltar, der Anna und Maria beim Lesen der Bibel zeigt, ein prächtiger Rokokorahmen mit herrschaftlichen Attributen, sowie ein weiteres Altarbild, das eine ausdrucks­starke Barockpietà zeigt. 1913 fanden in der Kirche sonn- und feiertags wieder regelmäßig Gottesdienste statt.

1925 wurde das Gotteshaus dann Kuratie-Kirche von Neu-Harlaching. Mit Gründung der Pfarrei »Heilige Familie« wurde das Annakircherl dann dieser zugeordnet.

Nach dem Neubau der Pfarrkirche Heilige Familie wurde es unter anderem für zusätzliche Gottesdienste, Rorategottesdienste im Advent oder im September zum St. Anna-Dreißiger genutzt. 1972 wurde der Dachstuhl erneuert, 1979 die Orgel. Grundsaniert wurde es dann vom 2009 bis 2013. Stolze 1,3 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet, 30 Prozent davon mussten die Pfarrverbandsmitglieder selber aufbringen. Auch als Tauf- und Traukirche wird das St. Anna-Kircherl gerne genutzt. hw

Artikel vom 08.09.2021
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