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Cornelia Canady lebte zwölf Jahre mit Pygmäen, jetzt wieder in Haidhausen
Die Gottestänzerin
Die Pygmäen leben als Nomaden in kleinen Gruppen. Durch den Raubbau am Urwald und die wachsenden Großstädte sind ihre Lebensräume bedroht. Fotos: Cornelia Canady
Haidhausen · Der nächtliche Blick aus ihrem Fenster auf das eindrucksvoll angeleuchtete Deutsche Mu- seum macht sie nicht glücklich.
Auch nicht die Möglichkeit in einem der schönen Münchner Biergärten zu sitzen. Zu sehr hängt ihr Herz noch an Zentralafrika, wo sie zwölf Jahre mit Pygmäen zusammenlebte. Und wenn man sie sieht denkt man nicht an eine Frau die solche Strapazen durchlebte.
Cornelia Canady hat als Regieassistentin und Cutterin gearbeitet, so an den ersten »Tatort«-Folgen mitgewirkt und half, das Filmarchiv des Max-Plack-Institutes für Verhaltensforschung aufzubauen. Dort packte sie das Interesse an fremden Völkern. Zwar gehörte das Reisen schon immer zu ihren Leidenschaften, doch bis in so tropische Breiten wie Afrika hatte es die reiselustige Frau noch nie verschlagen. Als ein Bekannter ihr dann anbot auf eine Expedition mitzukommen, war sie erst zögerlich, doch als die Tickets auf ihrem Tisch lagen griff sie zu.
Der Traum der ersten Wochen verwandelte sich in einen Albtraum, als sich die Gruppe zerstritt. Doch vom Wesen des Urwald in Besitzgenommen, machte sie sich allein mit einem Träger und einem Führer auf die Suche nach dem Naturvolk der Pygmäen. Als sie sie endlich fand, war es nicht nur für die neugierige Europäerin ein Erstkontakt. Canady war die erste Weiße, die die Pygmäen zu Gesicht bekommen hatten. Ein gegenseitiges Erforschen begann. Viel kann man von diesem Volk lernen. Hektik ist ein Fremdwort. Muße bestimmt den Alltag. Ein Volk das sich in Lianenschnüre kleidet und Steinäxte als Werkzeug benutzt kennt keine dringenden Termine.
»Umso erschreckender ist die Erkenntnis, dass diesem Volk durch den »Fortschritt« wohl kaum mehr als zwei Jahre bleiben bis sie vertrieben und ausgerottet sind«, bedauert Canady. Die ambitionierte Deutsche begann einen erbitterten Kampf. Zusammen mit dem WWF wollte sie ein Reservat gründen um die Pygmäen zu retten. Doch für ein Nomadenvolk ist die Sesshaftigkeit nicht einfach. Und ehe sie weitere Projekte starten konnte, wurde sie aus der bürgerkriegsgeplagten Republik vertrieben.
Seit einem halben Jahr ist die 59-jährige zurück. Die Holzkonzessionäre, die auf ihrer Jagd nach wertvollem Tropenholz den Lebensraum der Pygmäen zerstören, sind weiterhin am Werk. So versucht sie jetzt von hier aus, die Leute zum Umdenken zu bewegen. Mit ihrem Buch »Die Gottestänzerin« schrieb sie sich in die Bestsellerlisten. Ihr Terminkalender gibt ihr zumindest ab und zu die Gelegenheit einmal an etwas anderes zu denken, als an ihr geliebtes Afrika. ta
Artikel vom 05.06.2002Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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