Burschenverein Taufkirchen feiert runden Geburtstag

Taufkirchen · 130 Jahre jung!

Bis heute eine gut gelaunte Truppe - die Burschen des Burschenvereins "Fröhlich frisch auf" aus Taufkirchen. Foto: Burschenverein Fröhlich frischauf

Bis heute eine gut gelaunte Truppe - die Burschen des Burschenvereins "Fröhlich frisch auf" aus Taufkirchen. Foto: Burschenverein Fröhlich frischauf

Taufkirchen · Am 2. und 3. Juni feiert der Taufkirchner Burschenverein sein stolzes 130. Gründungsjubiläum mit einem Festwochenende auf dem Gelände rund um die Burschenhütte an der Münchner Str. 12A.

Der Burschenverein »Fröhlich frisch auf« kann dabei auf eine stolze und vor allem bewegte Geschichte zurückblicken. Ins Leben gerufen wurde er am 18. Januar 1893. Taufkirchen zählte damals rund 600 Einwohner, stolze 53 davon schlossen sich dem neu gegründeten Verein unter dem Vorsitz von Simon Riedmaier an. Was dieser damals noch nicht wissen konnte, war, dass den 100. Geburtstag des Vereins sein Ur-Enkel Johann Hinterholzer in seiner Rolle als Vorsitzender der Burschen federführend ausrichten sollte. Doch zwischen Gründung und dem 100. Wiegenfest lag eine wechselvolle Geschichte, gezeichnet durch zwei Weltkriege und deren verheerende Folgen.

Der Zweck des Vereins: »Die Förderung des sittlichen Gesellschafts- und Gemeinsinns« wurde vor allem durch das Ausrichten von Theaterstücken und Bällen verfolgt, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Im Gasthof »Zum Stumpf«, dem heutigen Gasthof »Trenner« veranstalteten die Burschen gleich im ersten Jahr ihres Bestehens zwei erfolgreiche Bälle. Auch zu benachbarten Burschenvereinen pflegte man ein gutes Verhältnis, so gehört es beispielsweise seit 1894 zur Tradition der Taufkirchner Burschen das Leonhardifest in Siegertsbrunn mit einem geschmückten Pferdewagen zu besuchen, und das bis heute!

Der erste Maibaum wurde 1898 aufgestellt und das erste Ochsenrennen im Jahr 1904 veranstaltet. Damals war hinter dem Gasthof »Zum Stumpf« noch reine Ackerfläche, auf der sich damals zehn Ochsen und ihre Herren zur Begeisterung der Besucher ein spannendes Rennen lieferten. 279 Liter Bier wurden an die durstigen Zuschauer ausgeschenkt. Der Preis für eine Maß Bier lag damals bei 24 Pfennig.

Auch bei der Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahr 1910 war der Burschenverein mit einer Abordnung dabei. Damals ahnte man noch nicht, dass der Sockel für die Namen der Gefallenen aus den 1870er Kriegen bald zu klein werden würde für all’ die Namen, die noch folgen sollten. Fast alle jungen Männer mussten zum 1. Weltkrieg einrücken, auch in Taufkirchen war das nicht anders. So kam die Vereinstätigkeit quasi zum Erliegen. Erst nach Ende des Krieges im Jahr 1919 wurde der Verein durch August Wagmüller wieder belebt.

50 Burschen waren damals mit von der Partie. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Vereins war die Anschaffung einer eigenen Fahne im Jahr 1921. Nach einem feierlichen Festzug durch das Dorf wurde sie schließlich geweiht.

Auch die Inflation machte vor der Burschenkasse keinen Halt. So musste ein Bursche im Jahr 1923 noch 300 Mark bei seiner Aufnahme in die Kasse einzahlen, die Kirchweihmusik schlug dann schon mit Einnahmen von 30 Milliarden Mark zu Buche. Durch die Währungsreform wurden aus den 30 Milliarden dann schnell nur noch 50,22 Reichsmark. Der letzte Ball vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges fand im Januar 1939 statt. Für die Zeit des Krieges war der Verein aufgehoben, jedoch nicht aufgelöst worden.

Schon im Januar 1946 wurde bei den US-Behörden, die für Taufkirchen zuständig waren, die Wiederaufnahme des Vereinslebens beantragt. Ein umfangreicher Fragebogen mit sage und schreibe 542 Fragen mussten von den Burschen hierfür ausgefüllt werden. Der erste Vorsitzende wurde damals Georg Laubhart. Noch im selben Jahr wurde auch wieder ein Maibaum aufgestellt. Durch den Zuzug von Vertriebenen schnellte die Zahl der Einwohner auf 1.600 hoch, sodass die Nachfrage nach Veranstaltungen hoch war wie nie. Die noch in der Vereinskasse verbliebenen 1.077 Reichsmark wurden zur Währungsreform in 51 Deutsche Reichsmark umgetauscht. Nach dem Kauf von zwei Hochzeitsgeschenken war der Kassenstand wieder auf Null.

Der Burschenverein musste nun eine finanzielle Durststrecke durchleiden, denn das Geld war bei den meisten Menschen knapp bemessen, die Versorgungslage schwierig. Doch die Burschen ließen sich in ihrem Bestreben durch Geselligkeit ein wenig Freude in den Alltag der Menschen zu zaubern, nicht behindern. Aber nicht nur Kurzweil hatten die Burschen im Sinn, so waren sie mit von der Partie, als es 1954 galt, den zu klein gewordenen Sockel des Kriegerdenkmals durch einen neuen zu ersetzen, da die Namen der Gefallenen in den letzten Kriegen nicht mehr Platz auf ihm fanden.

Die nächsten Jahre verliefen ruhig, geprägt von regelmäßigen Festen und Veranstaltungen. Im Jahr 1979 ließ der Verein seine Fahne aufwendig restaurieren und feierte dies mit der gesamten Bevölkerung. 2005 fand dann vorerst der letzte Faschingsball des Burschenvereins statt, da die Nachfrage danach beständig nachließ. Stattdessen wurden das Dorffest im Juni und das Weinfest im Oktober eingeführt, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Die Jahre 2007 bis 2009 waren von internen Streitigkeiten geprägt, die erst mit dem neuen Vorstand Max Weber beigelegt werden konnten. 2015 stellten die Burschen wieder einen Maibaum auf und es gelang ihnen zudem den Maibaum aus Harlaching zu stehlen. Mit einer entsprechenden Brotzeit wurde das Traditionsstangerl schließlich von ihren Besitzern wieder ausgelöst. Den Taufkirchner Burschen selber wurde nie der Maibaum gestohlen, stets hatten sie ein wachsames Auge auf ihr Traditionsstangerl. Im Jahr 2022 stellten sie nach langer Corona-Pause wieder einen Maibaum auf und fast ganz Taufkirchen feierte und fieberte mit, als es wieder soweit war.

So wird gefeiert
Am Freitag, 2. Juni, starten die Feierlichkeiten um 17 Uhr mit Bier und Bratwurst. Ab 21 Uhr legt ein DJ in der Burschenhütte auf. Am Samstag, 3. Juni, startet der Biergartenbetrieb um 14 Uhr, es gibt bayerische Schmankerl, Blasmusik sowie Kaffee und Kuchen. Ab 21 Uhr wird mit einem DJ in der Burschenhütte gefeiert. Bei schlechtem Wetter werden die Feierlichkeiten auf den 9./10. Juni verschoben.

Heike Woschée

Artikel vom 30.05.2023
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