Seniorenwohnheim wird größtes Projekt in BRK-Geschichte

Kieferngarten · Richtfest gefeiert

Der Richtfestbaum wird per Kran nach oben auf das Dach des zehnstöckigen BRK-Seniorenwohnen-Neubaus gezogen. Foto:  Klaus D. Wolf

Der Richtfestbaum wird per Kran nach oben auf das Dach des zehnstöckigen BRK-Seniorenwohnen-Neubaus gezogen. Foto: Klaus D. Wolf

Kieferngarten · Im siebten Stock bläst der Wind kräftig. Beim Baustellenrundgang im BRK-Seniorenwohnen Kieferngarten ist es an diesem Februarnachmittag bei acht Grad Celsius kühl. Dafür ist die Aussicht imposant. Im Süden zeichnen sich am Horizont, und trotzdem fast greifbar, die Berge ab. Im Norden glänzt unweit silbergrau die Allianz Arena des FC Bayern.

Die Makrolage des rund 40 Meter hohen Neubaus ist beeindruckend. Die Vorgespräche mit der Stadt waren nicht einfach, wie Brigitte Meyer in ihrem Grußwort am Richtfest verrät. Die BRK-Vizepräsidentin ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der Sozialservice-Gesellschaft (SSG) – der Bauherrin – und erinnert, wie sie vor acht Jahren bei OB Dieter Reiter saß, um das Grundstück an die private Wohnungswirtschaft zu verkaufen. Doch der SPD-Oberbürgermeister wollte keine Umnutzung der Fläche zulassen. "Zum Glück", wie beide unisono sagen. Denn dadurch sah sich die SSG als 100-prozentige Tochter des BRK veranlasst, das heutige Bauprojekt zu konzipieren. So entstand die Idee, das seit den 1970-er Jahren bestehende Seniorenwohnen mit einem "innovativen Konzept in die Zukunft zu führen", wie Meyer betont.

In Würde altern können - Bedarf ist enorm

Herausgekommen ist ein Quartiersgedanke, in dem Menschen arbeiten, wohnen und in verschiedenen Pflegeformaten betreut werden können. Mit einem Baubudget im oberen zweistelligen Millionenbereich entsteht somit das größte Bauprojekt in der Geschichte der bayerischen Rot-Kreuz-Familie. Die Bauzeit erstreckt sich über fünf Jahre und soll 2027 abgeschlossen sein. In der ersten Bauphase entsteht der sich jetzt im Rohbau befindende Komplex. Er thront mitten auf dem Areal als zehnstöckiges Wohn- und Verwaltungshochhaus. Ende dieses Jahres ist die Fertigstellung geplant. Im Gebäude sollen die Verwaltungen der Landesgeschäftsstelle des BRK und der SSG arbeiten, wie Meyer verdeutlicht. Oberbürgermeister Dieter Reiter erinnert sich ebenfalls an besagtes Treffen mit der SSG-Spitze, zu der auch SSG-Geschäftsführer Christian Pietig gehört. Auf seine Antwort von damals scheint der OB noch heute stolz zu sein. Betont er doch, wie wichtig für München Seniorenheime seien. Die Stadt bewohnen derzeit 270.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Etwa 90.000 Einwohner sind älter als 80. "Der Bedarf ist enorm", so Reiter. Der an den gesellschaftspolitischen Auftrag erinnert – damit Alte in Würde altern können.

Ganzer Bau wird barrierefrei erstellt

Laut SSG-Chef Pietig liegt der Rohbau im Zeitplan. Und auch beim Budget gebe es "keine Überraschungen". Gleichwohl freue er sich "wie Bolle", dass das Richtfest gefeiert wird. So habe die SSG, vor allem die Bauabteilung um Claudia Winkler, enorm viel geleistet. Lob gibt es auch für die beteiligten Firmen, deren Fachplaner, Bauleiter und Handwerker, die bisher alle unfallfrei arbeiten. Im Rohbau selbst wird beim Rundgang deutlich, was für ein Schmuckstück da entsteht. Auch wenn Reiter liebevoll von "einem rechten Klotz" spricht, fügt sich der kubische Baukörper nahtlos ins Umfeld ein. So steht das 40 Meter hohe Gebäude neben drei weiteren SSG-Türmen gleicher Höhe, die dieses Jahr 50 Jahre direkt an der S-Bahnstation Kieferngarten als betreute Wohnanlage bestehen. Claudia Winkler betont in ihrem Grußwort, die technischen Aspekte des Neubaus. Die 100 KW-PV-Anlage auf dem Hausdach erzeugt 50 Prozent des künftigen Strombedarfs. Zwei Wärmepumpen sorgen mittels Fußbodenheizung im Winter für Wohlfühltemperaturen und bei Sommerhitze für Kühlung. Und weil die Planer den Lebenszyklus des Hauses bedacht haben, finden sich keine Silikonfugen mehr im Gebäude. Die Spülsysteme sind automatisiert und der gesamte Bau wird mit Null-Barriere erstellt.

Soziale Teilhabe auch für Bettlägerige ermöglichen

In der Pflege sollen innovative Konzepte greifen, die der steigenden Zahl von an Demenz erkrankten Bewohnern gerecht werden. Auch wird es überbreite Pflegebetten und Aufzüge für adipöse Senioren geben. Die Gemeinschaftsräume sind zudem größer dimensioniert als vorgeschrieben. So können Menschen an Konzerten oder Feiern teilnehmen, die das Pflegebett nicht mehr verlassen können. Die zweite Bauphase umfasst von 2025 an den Abriss der bestehenden stationären Pflege und den Neubau eines modernen Gebäudes mit 120 stationären Pflegeplätzen, einer Tagespflege, einem großen Veranstaltungssaal und einem Innenhof mit Foyer und Café. Nach Abschluss dieser Phase steht die Sanierung der Bestandstürme und der Neubau der Mitarbeiter-Wohnungen an. Ziel ist ein lebendiges Quartier mit Arztpraxen, Frisör und Apotheke. Das Konzept unterstützt die bayerische Staatsregierung mit 7,7 Mio. Euro. Aktuell beherbergt der Kieferngarten 543 Appartements, 116 vollstationäre Pflegeplätze und 37 Mitarbeiterwohnungen.

Artikel vom 15.02.2024
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