Vortrag im Museum der Stadt Grafing

Grafing · Historischer Vortrag lockt

Die „Schenkung“ des Ratpot von 774 in den Traditionen des Hochstifts Freising. Ein historischer Vortrag beleuchtet die Hintergründe. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Die „Schenkung“ des Ratpot von 774 in den Traditionen des Hochstifts Freising. Ein historischer Vortrag beleuchtet die Hintergründe. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Grafing · 774 übergab ein gewisser Ratpot das, was er von seinem Vater Crimuni geerbt hatte, der Bischofskirche zu Freising. Von „casas“ und „curtes“ ist in dem hierüber verfassten Dokument die Rede, von Häusern und Herrenhöfen also, zudem von Leibeigenen, die dort arbeiteten, und von Wiesen, Wäldern und Weideland sowie von Wasserläufen, die die genannten Besitztümer durchzogen, aber auch davon, dass Aermunt, der Diener Ratpots, bei seinem Bruder Uuicpato verbleiben solle.

Und wie so häufig in den „Schenkungsurkunden“ jener Zeit, galt das Ganze natürlich erst „post obitum“, also nach dem Tod des Tradenten, und war damit an Bedingungen geknüpft. Deshalb ist im juristischen Sinn auch nicht von einer Schenkung zu sprechen, sondern es muss der Begriff der „Traditio“ bemüht werden, der „Übertragung“ von Eigentum, das von einem Geber auf einen Begünstigten übergehen soll. Genau genommen war der Rechtstakt, den Ratpot mit dem Freisinger Bischof Arbeo vollzog, erst einmal nur ein Versprechen, das er 821, 47 Jahre später, als betagter Priester, der er inzwischen geworden war, noch einmal bestätigte. Zu oft und zu gerne wurde damals nämlich über Abmachungen zu Eigentumsübertragungen gestritten. Neben den bereits genannten Informationen enthält die Traditionsurkunde von 774 die erste schriftliche Bezeugung der den Süden des Landkreises Ebersberg prägenden Bäche Moosach und Glonn. Ob nun aber allein der Satz „quam hereditatem ad Mosaha amne vel Clana possideo“ – „was ich an Erbe an dem Bach Moosach und auch Glonn besitze“ – schon die Existenz einer Siedlung namens Glonn oder gar einer Kirche an eben einem solchen Ort voraussetzt, versucht der Glonner Heimatforscher Stephan Ametsbichler am Mittwoch, 26. Juni, in einem Vortrag zu beantworten. Mit seinen Ausführungen, in denen er auch den Fragen nachgeht, warum im Mittelalter überhaupt Eigentum eines Grundherrn an eine Bischofskirche tradiert wurde und was es mit den sogenannten Eigenkirchen seinerzeit auf sich hatte, folgt er einer Einladung des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg. Die Veranstaltung, zu der alle an der Geschichte Interessierten, Mitglieder wie Nichtmitglieder eingeladen sind, findet im Vielzweckraum des Museums der Stadt Grafing, Bahnhofstraße 10, statt und beginnt um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 18.06.2024
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