Heimatmuseum öffnet wieder seine Pforten

Arget · Schätze der Vergangenheit

Die Aussteuer war von großer Bedeutung, ohne Aussteuer gab es keine Hochzeit.  Foto: von Borries

Die Aussteuer war von großer Bedeutung, ohne Aussteuer gab es keine Hochzeit. Foto: von Borries

Arget · Am Sonntag, 14. Juli 2024, öffnet das Heimatmuseum in Arget wieder. Wie immer ist die Spinn- und Webstube geöffnet und wird Brot gebacken, auf traditionelle Weise im alten gemauerten Backofen.

Wir bieten Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, stets begehrt. Und die Ausstellung mexikanischer Kunst von Jorge Ruiz und Uriel Trejo kann ein weiteres Mal bewundert werden. Gerne begleiten wir unsere Besucher durch unsere Ausstellungen.

"Jedes Mal, wenn ich durch unser Museum gehe, fällt mir dieser Schrank auf: er steht im Raum hinter der Schlafstube, dort, wo auch die Trachten zu finden sind. Er erzählt eine doppelte Geschichte: einmal die Geschichte der Aussteuer und zum anderen die Geschichte des Leinen. Die Aussteuer zählte früher zu einem wichtigen Hochzeitsbrauch nicht nur in Bayern.

Damals ist in den seltensten Fällen aus Liebe oder auch nur aus freien Stücken geheiratet worden. Bei einer Hochzeit handelte sich unmissverständlich um einen Vertrag zur gegenseitigen Absicherung. "Die Heirathen sind in der Regel nicht Herzens- sondern Geschäftssache", notierte der Schriftsteller Felix Dahn im Jahre 1860. "Wie viel moanst, dass an Mosbauern sei Cenz mitkriagt?" fragt logischerweise der Hochzeiter in Ludwig Thomas Stück "Der Heiratsvermittler". Der Aussteuerschrank der Braut musste voll sein, damit die Hochzeit gelingt.

Ein wohlgefüllter Bauernschrank gehört zur Aussteuer wie auch die Ausstattungsgegenstände zur Taufe. Die Braut eines Großbauern musste mindestens 25 Pfund Wachs haben, um geehelicht zu werden. Der Wachsstock war eigens ein Geburtstagsgeschenk, das während der Trauung angezündet wurde. Wachs war zur damaligen Zeit ein wertvolles Gut. In den Vitrinen sind entsprechende Stücke zur Taufe zu sehen. Diese wurde einen Tag nach der Geburt zelebriert, damit der neue Erdenbürger kein Heide bleibt.

Aber nicht nur das Wachs war damals noch sehr wertvoll, sondern auch das Tuch aus gesponnenen und anschließend gewobenen Leinen und selbst sein Urstoff, der Flachs. Hier im Schrank bereits bestens aufbereitet, denn vorher muss die Pflanzen mit Sichel oder Sense geerntet werden, um anschließend getrocknet in Grob- und Feinbrechen im ersten Schritt verarbeitet zu werden. Anschließend wurde der Flachs durch feine Kämme und Bürsten aus Metall gezogen – gehechelt - um endlich eine feine Faser zu bilden, die man dann spinnen konnte. Was für ein Aufwand! Wir haben einen gesonderten Ausstellungsraum, in dem man die Arbeiten nachvollziehen kann" berichtet der 1. Vorsitzende, Götz von Borries.

Artikel vom 04.07.2024
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