Horizont e.V. baut ein weiteres Schutzhaus

München · Zuflucht & Heilung

Freuen sich, dass die Arbeiten zum 3. Haus von Horizont e.V. bald losgehen können: (v.l.) N. Paulus (Horizont e.V.), B. Theile-Ochel und M. Lüddeckens (Sternstunden e.V.), J. Speidel, B. Heidler und S. Felix (alle Horizonte.V.). Foto. hw

Freuen sich, dass die Arbeiten zum 3. Haus von Horizont e.V. bald losgehen können: (v.l.) N. Paulus (Horizont e.V.), B. Theile-Ochel und M. Lüddeckens (Sternstunden e.V.), J. Speidel, B. Heidler und S. Felix (alle Horizonte.V.). Foto. hw

München · "Wenn die Stifterin jetzt von Wolke 7 auf uns herabschaut, dann freut sie sich hoffentlich, dass es bald mit den Bauarbeiten losgeht", erklärt Schauspielerin Jutta Speidel, die 1997 den Verein Horizont e.V. gegründet hat, um obdachlosen Müttern und ihren Kindern zu helfen.

Die Rede ist von der Spenderin, die den Verein in ihrem Testament mit einem großen Grundstück mit Altbestand im Norden Münchens bedacht hat. Dort errichtet Horizont e.V. jetzt ein neues Schutzhaus, das 20 Wohnungen aber auch einen offenen Jugend- und Begegnungsraum sowie ein eigenes Therapiezentrum bieten wird. Im ehemaligen Restaurant- und Pensionsgebäude wird wieder Leben einziehen und es steht unter einem guten Stern ist sich Jutta Speidel sicher, denn die verstorbene Besitzerin hatte laut Erzählungen ein Händchen für Geselligkeit und ein großes Herz für Kinder.

Seit der Gründung von Horizont e.V. ist viel passiert, wurden zwei Häuser gebaut, in denen rund 100 Erwachsene und 163 Kinder leben. Während in den Schutzhäusern die Frauen auf Zeit Zuflucht suchen und ihr Leben neu ordnen können, sind die 48 Wohnungen im Domagkpark für langfrisitiges Wohnen gedacht. Zielgruppe sind immer Mütter in Not und ihre Kinder. Der Bedarf ist riesig, wie Jutta Speidel berichtet. In München sind derzeit rund 11.000 Menschen wohnungslos gemeldet, darunter mehr als 3.300 Kinder und Jugendliche. Deshalb freut es sie besonders, dass dank der Erbschaft nun ein weiteres Haus gebaut werden kann. Geplante Kosten für das Wohn- und Therapiegebäude belaufen sich auf 14,8 Millionen Euro. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird das Bestandsgebäude weitgehend erhalten. Der Um- und Anbau wird vom Münchner Büro Florian Nagler Architekten realisiert. Ist der Bau fertig, was im Juli 2026 der Fall sein soll, stehen 2.150 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Platz gibt es dann für insgesamt 57 Personen. Die 20 verschieden großen Wohnungen bieten Platz für Mütter mit einem bis drei Kindern. Ziel von Horizont e.V. ist es dabei nicht, die betroffenen Frauen lediglich in den eigenen Räumlichkeiten unterzubringen, sondern sie vielmehr fit zu machen für ein selbstständiges Leben. Therapie, Sprachförderung, Lerntrainings, alles, was nötig ist, um einen selbstbestimmten Lebensweg zu gehen, finden die Frauen, die allesamt Gewalterfahrungen erlebt haben, hier.

Initiatorin und Gründungsmitglied Jutta Speidel ist stolz auf ihre Crew, die dafür sorgt, dass das Projekt seit seiner Gründung im Jahr 1997 auf stetigem Erfolgskurs ist.

Nachdem die bekannte und beliebte Schauspielerin durch einen Artikel auf die Situation obdachloser Mütter und ihrer Kinder in München aufmerksam wurde, beschloss sie gemeinsam mit ihrer Mutter und sechs weiteren Freundinnen, hier müsse etwas getan werden. Nicht von irgendjemandem, sondern von ihnen. Schon ein Jahr später wurde das erste Gebäude, ein ehemaliges Appartementhotel, angemietet. Mit der Unterstützung einer Erzieherin und einer Sozialpädagogin wurden noch im gleichen Jahr die ersten Mütter und ihre Kinder aufgenommen.

Mit den Jahren wuchs die Nachfrage, das erste Gebäude war auf Dauer für die Arbeit nicht geeignet. So wurde im Jahr 2000 mit dem Bau eines eigenen Hauses begonnen, das 2004 eröffnet wurde. Dort befinden sich 24 Wohnungen und zwei Notzimmer. Bis ins Jahr 2007 hatte man schon 800 Menschen zeitweise ein Obdach geschenkt.

Auch wenn es nicht leicht ist, die Frauen nach ihren schlimmen Erfahrungen wieder aufzurichten, so ist doch jede Erfolgsgeschichte Ansporn in der Arbeit nicht locker zu lassen. Die Hände in den Schoss legen könne man aber nicht, die Arbeit werde leider nicht weniger sondern eher mehr, bedauert Jutta Speidel. Wer mehr über die Arbeit von Horizont e.V. bzw die Möglichkeit zu spenden erfahren möchte, der findet weitere Infos unter www.horizont-muenchen.org

Heike Woschée

Artikel vom 26.07.2024
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