20 Jahre Ambulantes Kinderhospiz München

München · Wichtiges Hilfsangebot

Vor 20 Jahren gründete Christine Bronner das Ambulante Kinderhospiz München. Seither werden schwersterkranke Kinder und ihre Eltern unterstützt.  Foto: Steffen Horak, AKM

Vor 20 Jahren gründete Christine Bronner das Ambulante Kinderhospiz München. Seither werden schwersterkranke Kinder und ihre Eltern unterstützt. Foto: Steffen Horak, AKM

München · "Nicht das Leben mit Tagen, sondern die Tage mit Leben füllen" ist ein Motto des Ambulanten Kinderhospizes München (AKM). Seit Herbst 2004 betreut es Familien mit schwerst- und unheilbar kranken Kindern.

Das Ehepaar Christine und Florian Bronner gründete damals den Kinderhospizdienst. Ein halbes Jahr später folgte die Gründung der Stiftung "Ambulantes Kinderhospiz München – AKM" als Träger des Dienstes. Dank der Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter und vieler großzügiger Spender entstand in der Folge ein Beratungs- und Betreuungszentrum für die Krisenintervention und die ambulante Nachsorge betroffener Familien in München und ganz Bayern. Ein solches umfassendes Hilfsangebot ist dringend notwendig, denn in den betroffenen Familien ist stets das gesamte Umfeld in Mitleidenschaft gezogen. "Kranke Kinder und ihre Familie sind die verletzlichsten und schützenwertesten Menschen in unserer Gesellschaft. Wir müssen zusammenrücken und gemeinsam alles dafür tun, um die benötigte Unterstützung und Versorgung zu sichern. Hier muss in der Politik und in der Gesellschaft noch viel mehr passieren", sagt Christine Bronner. Auch Christa Stewens, Vize-Ministerpräsidentin und Staatsministerin a.D., teilt diese Ansicht: "Wenn ich zurückdenke an die Zeit vor 20 Jahren, weiß ich, dass es viele Familien gab, die wir allein gelassen haben, für die es noch keine entsprechende Versorgung gab. Es ist essenziell, dass wir diesen Familien ein umfassendes Hilfsangebot bereitstellen. Damals adressierte man mit der Kinderhospizarbeit im Übrigen auch nicht die gesamte Familie, sondern nur das erkrankte Kind und dessen Eltern. Es hat sich gezeigt, dass die Geschwisterkinder und weitere Angehörige in der Familie mit der jeweiligen Situation sehr zu kämpfen hatten. Dieser Blick hat sich geweitet, das ist auch ein Verdienst der Stiftung AKM."

Der Bruder sagt: "Hier darfst du weinen"

Wenn Kinder von schwersten Krankheiten betroffen sind, brauchen sie eine ganz spezielle Betreuung, die sich von der für erwachsene Schwerstkranke und Sterbende unterscheidet. Genau diese wird durch das Ambulante Kinderhospiz bereitgestellt. Der Dienst verfügt hierfür über ein Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen, Hebammen, Therapeuten und Pflegekräften, die durch einen großen Stamm von qualifizierten Ehrenamtlichen ergänzt werden. Eine von ihnen ist Diana Sandmann, Künstlerin aus München, die seit 15 Jahren Familien für die Stiftung AKM unterstützt. Sie setzt ihre Kraft gerne dort ein, wo sie dringend gebraucht wird. Im Folgenden beschreibt sie eine Situation, die sie selbst nachhaltig berührt hat: "Wenn der Bruder spürte, dass jemand in der Familie traurig war, oder er selbst weinen musste, weil sein Bruder nicht mehr da ist, setzte er sich genau auf den Platz seines Bruders, oder sagte zu anderen: 'Setz dich hier auf diesen Platz, hier kannst du traurig sein, hier darfst du weinen.'" Die Stiftung AKM hilft von Anfang an und noch viel weiter. Denn Familien mit einem unheilbar oder schwersterkrankten Kind oder Elternteil benötigen eine umfassende Fürsorge und krankheitsgerechte Pflege – ab der Diagnose und über den möglichen Tod hinaus. Ihr Ziel ist es, den betroffenen Familien eine feste Stütze zu sein und Momente der Sicherheit, Geborgenheit und Normalität zu schenken. Aktuell betreut die Stiftung AKM rund 950 kleine Patienten und Patientinnen. Auf der Website //www.kinderhospiz-muenchen.de// erfährt man mehr.

Große Herausforderungen zu bewältigen

Doch nicht nur die Kinder und ihre Familien, auch die Stiftung selbst ist mit immensen Herausforderungen konfrontiert. Genannt seien hier die (Re-) Finanzierung der Aufwendungen durch die Krankenkassen und der Personalmangel. Speziell die professionelle Kinderhospizarbeit, die pädiatrische Nachsorge und die Palliativversorgung (als Teil der spezialisierten Versorgung im gesamten deutschen Gesundheitswesen) sind davon betroffen. Zu rund 70 Prozent ist die Kinderhospizarbeit von Spenden abhängig. Gründerin Christine Bronner zeigt sich dennoch optimistisch: „In den nächsten 20 Jahren wollen wir erreichen, dass es in ganz Deutschland ambulante Zentren gibt, die betroffene Familien beraten, die Krisenbetreuung und teilstationäre Versorgung für die schlimmsten Situationen anbieten, so dass die prekäre Fachkräftesituation entlastet wird, denn die wird sich in den nächsten Jahren noch verschlimmern. Bis dahin muss man hoffen, dass Kinderrechte endlich im Grundgesetz verankert werden und weitere politische Maßnahmen ergriffen werden, die die Situation der betroffenen Familien nachhaltig optimieren. Dazu gehört auch die Bereitschaft der Krankenkassen, sich zu bewegen und kompromissbereiter zu werden. Gesundheit ist keine Frage der sozialen Randgruppen, sondern sie betrifft uns alle. Zudem sind Kinder keine kleinen Erwachsenen. Sie müssen wie Kinder behandelt, gefördert, gepflegt, versorgt und therapiert werden. Und Kinder müssen geschützt werden. Sie gehören in den Mittelpunkt der Gesellschaft!“

Ehrenamt und Spenden sind essentiell

Um die breit aufgestellte Arbeit der Stiftung langfristig zu sichern, ist jede Spende willkommen. Das können Familienpatenschaften oder Geldspenden ebenso sein wie ehrenamtliches Engagement. Auch Unternehmen können sich beispielsweise im Rahmen von Corporate Volunteering oder Social Days aktiv beteiligen und dieses Engagement in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung (nach CSRD, Pflicht ab 2025 für Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitenden) geltend machen.

Auf folgendes Konto kann man spenden:
Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München
Liga Bank München
IBAN DE67 7509 0300 0902 4001 03
BIC GENODEF1M05

Die Idee durch Deutschland tragen

Alle zwei Jahre geht eine sogenannte "Engelsfackel" auf die Reise durch die ganze Bundesrepublik, um auf die Arbeit der Kinderhospize und die Wichtigkeit des Themas aufmerksam zu machen. Die Aktion wird vom Bundesverband Kinderhospiz e.V. organisiert und dauert jeweils ein halbes Jahr. Hunderte von Unterstützern, darunter auch Prominente wie die Triathlon-Weltmeisterin von 2021, Anja Kobs, bringen die Fackel zu Fuß, mit dem Fahrrad, in Booten, mit Rollstühlen, Kutschen und weiteren Transportmitteln von einer Kinderhospizeinrichtung zur nächsten. Beginn der Aktion war heuer Mitte April in Berlin. Ende Juli machte die Fackel auch in München Station: Am Odeonsplatz wurde sie von zahlreichen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen des Ambulanten Kinderhospizes mit Luftballons und Fähnchen feierlich in Empfang genommen. Weitere Informationen zu dieser Aktion mit dem Titel "Kinder-Lebens-Lauf" findet man unter der Adresse www.kinder-lebens-lauf.de

Krisendienst
Der Krisendienst "RUF24" des Ambulanten Kinderhospizes ist in ausgesprochenen Notfällen für alle da und kann rund um die Uhr unter Telefon 0157/733 11 110 erreicht werden.

red, mha

Artikel vom 23.08.2024
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