Gedenkgottesdienst zum 80. Todestag von Kaplan Wehrle

Bogenhausen · Von den Nazis hingerichtet

In der Pfarrkirche Heilig Blut in der Scheinerstraße findet ein Gedenkgottesdienst für Hermann Josef Wehrle statt. Wehrle wirkte dort als Kaplan. Foto: bas

In der Pfarrkirche Heilig Blut in der Scheinerstraße findet ein Gedenkgottesdienst für Hermann Josef Wehrle statt. Wehrle wirkte dort als Kaplan. Foto: bas

Bogenhausen · In der Pfarrkirche Heilig Blut (Scheinerstraße 12) findet anlässlich des 80. Todestags von Kaplan Hermann Josef Wehrle am Samstag, 14. September, um 18.30 Uhr, ein Gedenkgottesdienst mit Vize-Offizial Günther Ferg statt.

In Heilig Blut hatte Wehrle vor seiner Hinrichtung durch die Nazis am 14. September 1944 als Kaplan gewirkt. Geboren wurde Hermann Joseph Maria Dionys Wehrle am 26. Juli 1899 in Nürnberg, in eine tief katholische Familie. Er studierte Geschichte, Soziologie, Philosophie sowie – mit Unterbrechungen – Theologie und war nach seiner Promotion auch journalistisch tätig. 1933 fand diese Tätigkeit ein jähes Ende, da Wehrle sich weigerte, der Reichsschrifttumskammer der Nazis beizutreten.

Als „Mitwisser" zum Tode verurteilt

Nach mehrjähriger Mitarbeit in der ökumenischen Una-Sancta-Bewegung und einjährigem Noviziat in der Benediktinerabtei Scheyern nahm Hermann Wehrle 1940 sein Theologiestudium in der Erzabtei St. Ottilien wieder auf und trat ein Jahr später in das Erzbischöfliche Priesterseminar Freising ein. Am Ostermontag 1942 wurde er zum Priester geweiht und trat eine Stelle als Kaplan in Bogenhausen an. Aus seinen Plänen, ins Kloster zu gehen, wurde nichts: Am 18. August 1944 wurde Wehrle von zwei Gestapoleuten verhaftet. Der Präsident des "Volksgerichtshofs", Roland Freisler, unterzeichnete sein Todesurteil wegen der Mitwisserschaft an der Verschwörung des 20. Juli 1944, des gescheiterten Hitler-Attentats von Graf von Stauffenberg. Im Dezember 1943 hatte im Bogenhausener Pfarrhaus Ludwig Freiherr von Leonrod mit seinem Beichtvater Kaplan Wehrle ein Seelsorgegespräch geführt. Der Freiherr, der mit Graf Claus Schenk von Stauffenberg vertraut war, wollte wissen, ob das Wissen um die Vorbereitung eines »Tyrannenmordes« bereits eine Sünde sei. Wehrle verneinte dies unter ausdrücklicher Heranziehung theologischer Literatur. Nach dem Scheitern des Aufstandes gegen Hitler wurde auch Leonrod verhaftet. Unter den Foltermethoden der Gestapo gab er den Inhalt des Seelsorgegespräches preis. Hermann Josef Wehrle zählt zu den annähernd 1000 Männern und Frauen, deren Lebensbild im aktuellen deutschen Martyrologium nachgezeichnet wird, dem offiziellen Verzeichnis von um ihres Glaubens willen zu Blutzeugen gewordenen Menschen. Nach ihm ist die Wehrlestraße benannt, die nördlich an Heilig Blut vorbeiläuft.

Artikel vom 01.09.2024
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...