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Ungewöhnliche Fastenaktion in St. Joseph/ Erlös für Straßenkinder in Bolivien
Suppe für Sarantanani
Im Rahmen der Fastenaktion standen Nahrungsmittel und Kunsthandwerk original aus Bolivien zum Verkauf für einen guten Zweck. Foto: Privat
Maxvorstadt · Fasten ist eine feine Sache – wenn man eigentlich genug zu Essen hat. Und auch eine bolivianische »Quinoa-Suppe« isst sich leichter in dem Bewusstsein, dass dies nicht die einzige Mahlzeit des Tages und schon gar nicht das einzige Nahrungsmittel ist, das man überhaupt zur Verfügung hat.
So langten die Gottesdienstbesucher von St. Joseph denn auch kräftig zu am vergangenen Sonntag, als im Pfarrsaal die nahrhafte Getreidesuppe aus riesigen, dampfenden Töpfen geschöpft wurde. »Sie ist nach einem absolut originalen bolivianischen Hausfrauenrezept gekocht«, versichert Judith Günther. Zusammen mit ihrem Mann Miguel, der aus Bolivien stammt, hat die gebürtige Ungarin die Fastenaktion in St. Joseph auf die Beine gestellt – und dabei keine halben Sachen gemacht.
Die zum Kochen verwendeten Produkte kommen wirklich alle direkt aus Bolivien, ebenso wie die übrigen Waren, die im Rahmen der Aktion verkauft werden: Popcorn, Puffreis, Müsli und Nudeln aus Quinoa (einer Art Hirse), bolivianische Früchtetees, die fast alle nach Ananas duften, sowie getrocknete Kiwis, Kakao und Kaffee. – Alles natürlich aus »fairem Handel«, betont Miguel Günther.
Vor einer Woche erst ist er von einem Besuch in seiner Heimat zurückgekehrt. Dort hat er sich auch das Straßenkinderprojekt »Sarantanani« angesehen, für das der Erlös der Fastenaktion in St. Joseph bestimmt ist.
Rund 600 Kinder und Jugendliche, die zuvor auf der Straße gelebt haben, sind derzeit in dieses Projekt eingebunden.
In einer ambulanten Betreuungsstation am »Arbeitsplatz Straße«, aber auch in »beschützten Wohnheimen« bekommen sie die Chance, sich selbst aus dem »Teufelskreis der Armut« zu befreien. Medizinische Versorgung, Unterricht und handwerkliche Ausbildung sind wichtige Voraussetzungen dafür.
»Die Stimmung ist sehr gut«, erzählt Miguel Günther von seinen Beobachtungen. »Die Kinder sind so stolz, wenn sie etwas aus eigener Kraft erreicht haben – auch wenn sie weiterhin arm sind.« Wegen seiner hohen Auslandsschulden, angehäuft in 30 Jahren Militärdiktatur, gehört das mittlerweile demokratisierte Bolivien zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas.
»Man braucht viel Geduld und Fingerspitzengefühl, um wirkungsvoll gegen die Probleme anzugehen«, meint Miguel Günther und fügt hinzu: »Ich bin froh, dass ich selbst von Deutschland aus etwas für meine Landsleute tun kann.«
Und er belässt es nicht nur bei Worten und bei Suppe, er macht auch selbst Musik. In der Gruppe »Karumanta«, was soviel heißt wie »Von weit her.« Und genauso klingt auch die Musik, die die sechs bolivianischen Musiker in St. Joseph spielten: Mit kleiner »Charango-Gitarre«, Andenflöte und »Bombo«-Schlagwerk brachten sie exotisches Flair in den Sonntagsgottesdienst. Und danach auch in den Pfarrsaal. Da »rutschte« die leckere Fastensuppe noch bedeutend besser! rme
Artikel vom 10.04.2003Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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