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Ramersdorfer Initiative für den Erhalt der Stadtteilbüchereien bleibt wachsam
Scheitern als Chance
Über ein Jahr kämpfte die Ramersdorfer Initiative um Stimmen für den Erhalt der Münchner Stadtteilbibliotheken. Schauspieler Jörg Hube war einer der vielen prominenten Mitstreiter.
Enttäuscht ist sie schon, auch wenn man es ihrer Stimme nicht anmerkt: »Ich hätte nicht gedacht, dass soviele mit Nein stimmen«, meint Traudi Zellbeck von der Initiative zur Erhaltung der Münchner Stadtbibliotheken.
90.000 Stimmen hätte es am Sonntag beim fünften Bürgerbegehren der Stadtgeschichte für den Erfolg gebraucht – doch genau 9713 fehlten letztendlich zum Sieg. 80.569 Münchner hatten mit Ja gestimmt, 35.479 mit Nein.
»Doch ich persönlich bin nicht frustiert«, so die Ramersdorferin, »den Bürgerwillen muss man akzeptieren und schließlich haben wir den Versuch gemacht, was zu ändern.« Traudi Zellbeck war von Anfang an dabei. »Wir haben die Stadtteilbibliotheken mehr ins Gespräch gebracht«, meint die Ramersdorferin, »denn die hatten ja überhaupt keine Lobby.«
Bereits kurz nachdem die ersten Gerüchte über Kürzungen im Bibliotheksbereich kursierten, hatte die spontan entstandene fünfköpfige Bürgerinitiative in Ramersdorf im Juli letzten Jahres über 4000 Unterschriften zum Erhalt der dortigen Stadtbücherei gesammelt.
Auch in Berg am Laim wurden Bürger aktiv, denn auch diese Bibliothek schien gefährdet. Am 2. April 2003, die Initiative hatte bereits 21.000 Stimmen für ein geplantes Bücherbegehren zusammen, stimmte der Stadtrat mehrheitlich für einen »Bibliothekskompromiss«.
Ende Mai wurden dann tatsächlich zwei Stadtteilbibliotheken geschlossen: überraschend die in der Au und in Solln. Der Bezirksausschuss 5, Au-Haidhausen, fühlte sich als lokale Instanz übergangen und sprach sich immer wieder gegen die Schließung aus.
Es hat alles nichts genutzt. Obwohl Zellbeck glaubt, dass die Stadtrats-Politiker das Anliegen der Iniative schon ernstnimmt und ihnen letzte Woche versichert wurde, dass sie bei Zukunftsplanungen des Bibliothekennetzes miteinbezogen werden, gibt es dennoch auf Seiten der rot-grünen Stadtratsmehrheit großes Aufatmen.
Erleichtert zeigte sich auch Oberbürgermeister Christian Ude über das Scheitern des Bücherbegehrens. »Dieses Scheitern erspart den Münchner Bibliotheksbenutzern in der ganzen Stadt weitergehende Gebührenerhöhungen und weitere Kürzungen der Öffnungszeiten, die erforderlich gewesen wären, wenn die Stadt bereits geschlossene Bibliotheken hätte wiedereinrichten und eröffnen müssen.«
Die Ramersdorfer indes bleiben wachsam: Noch diese Woche gründen sie einen Förderkreis, der nicht nur Lesenächte veranstalten, sondern wieder aktiv werden will, falls die eine oder andere weitere Stadtteilbibliothek vom Aus bedroht sein sollte. Michaela Schmid
Artikel vom 01.10.2003Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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