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Horst Reichel schaltet und waltet im ältesten Privattheater Münchens mitten in Schwabing
Das »Theater 44«: Der Richter im Regisseur
Horst Reichel vom Schwabinger Theater 44 hat viel zu sagen, auf der Bühne und drumherum. Foto: me
Schwabing · Das Publikum wünscht zumeist Rotwein in Saftgläsern. Es sitzt an kleinen Tischen, unter expressionistischen Holzschnitten bis dicht an die Bühne gedrängt. Man unterhält sich lautstark im »Theater 44« in der Hohenzollernstraße 20. Die Gläser klappern, die Zigaretten rauchen in den Aschenbechern.
Endlich betritt Horst Reichel, Theaterdirektor und zudem Betreiber, Kassierer und Garderobier, den Saal und weist auf das Rauch- und Handyverbot während der Vorstellung hin. Fünf Minuten später steht er selbst auf der Bühne, als Kommissar in Friedrich Dürrenmatts ›Die Physiker‹. Das zentrale Thema: Die Verantwortung der Wissenschaft mit ihren absoluten Machbarkeitsbestrebungen gegenüber der Menschheit.
»Wir haben ›Die Physiker› ausgewählt wegen Herrn Bush, dem US-Präsidenten«, erklärt Reichel, der das Stück auch inszeniert hat, nach der Vorstellung. Und dann hebt der 67-Jährige an zu einem ausführlichen Exkurs über die US-amerikanische Außenpolitik. Und auch über den aktuellen großen Prozess in Augsburg gegen Max Strauß und in Düsseldorf hat er einiges zu sagen. Vielleicht ist es das Juristenblut in seinen Adern. »Meine Familie besteht seit zwei oder drei Jahrhunderten komplett aus Richtern«, erzählt er. Der Sprössling wählte dagegen die Aussteigerkarriere. Mit 14 schmiss er die Schule und machte erst mal eine Lehre.
»Danach fing ich an, als Grubenelektriker in einem Bergwerk zu arbeiten. Ein viertel Jahr habe ich die Sonne nicht mehr zu Gesicht bekommen.« Bei einem Zirkus fand er eine neue Stelle und hatte seinen ersten großen Auftritt als Pferdedompteur. Als Beleuchter beim Residenztheater entdeckte er seine Liebe zum Schauspiel. 1960, mit 24 Jahren, gründete Reichel schließlich das »Theater 44«. »Ich hatte einen Haufen Schulden. Also habe ich mir gesagt: Du brauchst deinen eigenen Laden.« Ein paar Jahre später kam seine Frau, die Schauspielerin Irmhild Wagner hinzu. »Sie hat mir erst mal erklärt, dass man auch Buchhaltung machen muss.«
Mittlerweile steht das »Theater 44« für mal mehr, mal weniger unkonventionelle, aber doch immer solide Inszenierungen. »Ich mache alles, was gut ist«, meint Reichel. Das sind oft Dramen von Sartre und Camus oder eben Dürrenmatt. Unbekanntere Autoren werden auch aufgeführt, versichert er. »Nur bleibt uns dann ein großer Teil vom Stammpublikum einfach weg.« Und so packt das »Theater 44« im Herbst mit »Endstation Sehnsucht« wieder einen Klassiker aus. Nicht zum ersten Mal übrigens. Früher spielte Reichel selbst die Rolle des Stanley Kowalski. »Dafür bin ich inzwischen doch zu alt«, meint er und schaut dabei durchaus nicht unglücklich. Meredith Haaf
Artikel vom 05.02.2004Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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