Olympiasiegerin Caroline Casaretto fühlt sich wohl im Münchner Norden

Zuhause in Milbertshofen

Eine olympische Goldmedaille ist wohl das Höchste, was ein Sportler erreichen kann. Caroline Casaretto aus Milbertshofen hat es geschafft.	Foto: cr

Eine olympische Goldmedaille ist wohl das Höchste, was ein Sportler erreichen kann. Caroline Casaretto aus Milbertshofen hat es geschafft. Foto: cr

Milbertshofen · Die letzten Sekunden laufen. Caroline Casaretto am Ball, holt aus und jagt die Kugel die Linie runter, um im nächsten Moment die Arme hochzureißen – das ist die Goldmedaille.

Längst ist die Goldmedaille in Milbertshofen angekommen, wo die inzwischen ehemalige deutsche Hockey-Nationalspielerin ihre Wahl-Heimat hat.

Der Bundesliga-Alltag hat sie wieder, nach drei Spielen gibt es für ihr Team, den Münchner SC, nicht viel zu feiern. 2:2 gegen Mannheim und gegen Leverkusen, gegen Köln setzte es am Wochenende gar eine 0:4-Pleite. Doch für die 26-jährige Krefelderin, die in München auf Grundschullehramt studiert, ist der sportliche Erfolg nicht so wichtig wie der Spaß am Sport.

Und weil Hockey eben nur die zweite Geige spielt, konzentriert sich die Mittelfeldspielerin jetzt auf ihr Studium. Damit ist die Karriere in der Nationalmannschaft schon frühzeitig zu Ende. »Studium, Bundesliga, Lehrgänge – da hat man keine Zeit für Nebenjobs«, erklärt die junge Frau, als wär’s das Normalste von der Welt. Dabei hat sie mit ihrer Leistung zu dem einzigartigen Erfolg von Athen maßgeblich beigetragen.

Der Lohn waren unbeschreibliche Gefühle und eine tolle Zeit mit einem tollen Team. »Mit dem Schlusspfiff gab es natürlich riesigen Jubel«, erzählt die 26-Jährige. Bei der Siegerehrung sah sie dann die enttäuschten Niederländerinnen aufs Treppchen steigen, um kurz darauf selbst den Platz ganz oben einnehmen zu dürfen. »Das kann man einfach nicht beschreiben.«

Die deutschen Fans hatten ihr Olympia-Hockey-Team angefeuert und gegen die favorisierten Spielerinnen aus den Niederlanden zum unerwarteten 2:1-Erfolg getragen. »Wir hatten ja in der Vorrunde schon mit 1:4 gegen Holland verloren. Im Finale haben sie uns dann wahrscheinlich unterschätzt«, vermutet Casaretto. Jetzt gibt sie ihre Erfahrung beim Münchner SC an die Kleinsten weiter. Sie trainiert die Minis, Drei- bis Sechsjährige, die zum ersten Mal einen Hockeyschläger in der Hand halten. »Das macht einfach riesig Spaß«, sagt die Olympiasiegerin darüber.

Die Wahl-Münchnerin, die wegen ihres Studiums hergezogen war, fühlt sich wohl in Milbertshofen: »Es ist wirklich nett hier. Man ist nicht so mitten drin, hat aber trotzdem alles, was man braucht.« Die Uni ist schnell zu erreichen, und im Luitpoldpark hält sich Casaretto mit Jogging fit. Um hier studieren zu können, hat sie den Wechsel in die Oberliga mitgemacht. Dass die Mannschaft dann nach und nach bis in die Bundesliga aufgestiegen ist, war zwar nicht geplant, kommt der Ausnahmespielerin aber doch entgegen.

Obwohl Deutschland eine ausgesprochene Hockey-Nation ist, nimmt man von dem Geschehen hierzulande kaum Notiz. So hatten die beiden Münchner Vereine MSC und Rot-Weiß einen eigenen kleinen Auto-Corso organisiert, um ihre Helden nach den Olympischen Spielen vom Flughafen abzuholen. Im Clubhaus wurde dann nochmal richtig gefeiert.

Jetzt hängt die Goldmedaille aus Athen bei Caroline Casaretto an einer Wand in Milbertshofen und ist stummer Zeuge einer starken sportlichen Leistung. cr

Artikel vom 22.09.2004
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