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Pfarrer Gerhard Rupprecht schreibt über die vielen Gesichter von Weihnachten
Fest der Menschlichkeit
Weihnachten – das ist Ruhe, Besinnlichkeit, ein kleines Idyll in den eigenen vier Wänden wie hier bei dieser Krippenszene. Der Moosacher Pfarrer Gerhard Rupprecht wünscht sich, dass Weihnachten ein Fest der Menschlichkeit wird, bei dem jeder auch für ande
Moosach · An jenem 24. Dezember stand eine Frau an meiner Tür, ob »die Kirche« ihr nicht helfen kann, dass wenigstens ein Christbaum da ist, ein kleiner nur, wegen der Kinder... »es ist doch Weihnachten«.
Ich kannte sie: alleinerziehend, zwei Kinder, Sozialhilfe. Das bedeutet: wenig Geld. Trotzdem: Was denn aus dem Geld geworden ist, das sie am Monatsanfang bekommen hat – das wollte ich schon wissen.
Sie sagt, das hätte sie doch für Geschenke gebraucht. Ein Computerspiel für ihren 13-jährigen Sohn... weil er doch ein Außenseiter ist. Weil nur dann Freunde ihn besuchen kommen, wenn er ein trendy Computerspiel hat.
Weihnachten wird auch dieses Jahr in Moosach viele Gesichter haben: Familienfest, feines Essen, schöne Geschenke bei vielen, Einsamkeit bei anderen. Wie wird Weihnachten aussehen für die Spätaussiedler im Lager am Neubruch? Wie für die Flüchtlinge in der Franz-Mader-Straße? Wie für die, die in eine kalte Wohnung wanken, nachdem die Kneipe zugemacht hat? Oder wie für die Menschen, bei denen der Pflegedienst am Nachmittag der letze menschliche Kontakt war, und in jener besonderen Nacht, der Heiligen Nacht, liegen sie allein in ihrem Bett und haben Schmerzen?
Weihnachten wird viele Gesichter haben, auch in diesen Jahr, auch in unserem Stadtteil. Weihnachten ist nicht nur, wo unterm geschmückten Baum die teuren Geschenke liegen, Weihnachten ist nicht nur, wo bei Kerzenschein, Plätzchenduft und »Oh, Tannenbaum« im Radio so etwas wie traute Besinnlichkeit zustande kommt.
Wir feiern Weihnachten, weil Gott zu uns auf die Welt gekommen ist. Gott ist Mensch geworden... Weihnachten ist das Fest der Menschlichkeit. Wo Menschlichkeit nicht dabei ist, haben wir Weihnachten verpasst. Wo Menschlichkeit spürbar, erfahrbar, lebendig wird, da wird es Weihnachten. Mutter nach dem großen Festessen abspülen helfen? Es ist unfair, sie mit der Arbeit allein zu lassen. Und mag ja sein, dass man dabei gut miteinander reden kann, anders als sonst... weil Weihnachten ist.
Vorbeischauen bei der Nachbarin, die dieses Weihnachten allein feiert, weil ihr Mann vor kurzem gestorben ist...? Oder: So einen wie den 13-jährigen Jungen einladen zum Computerspielen? Sich seine Freunde nicht kaufen müssen... das ist Menschlichkeit.
Dass Weihnachten ein Fest der Menschlichkeit wird, das wünsche ich uns allen. Gerhard Rupprecht evang. Pfarrer in Moosach
Artikel vom 21.12.2004Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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