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80-jähriger Doppeldecker feiert Renaissance in der Flugwerft Oberschleißheim
Oberschleißheim · »Flamingo« mit Propeller
Zärtlicher Schluck: Stilecht mit Sektdusche taufte Messerschmitt-Neffe Prof. Gero Madelung die Maschine auf des Oheims Namen. Fotos: gf
Oberschleißheim · Naturgemäß tritt der Vorführ-Effekt immer dann ein, wenn besonders viele Zuschauer einem besonders aufregenden Moment entgegenfiebern, in dem etwas ganz Besonderes gleich passieren soll.
So hatte Mario Selss vom Oldtimer Segelflugverein München (OSVM) am vergangenen Samstag nicht nur die Ehre, sondern auch die Krux, den Propeller der originalgetreu nachgebauten 80 Jahre alten Doppeldeckermaschine Udet »Flamingo« erstmals wieder anzuschwingen – etwa 20 Mal ließ sich der betagte, rund 82 PS starke Siemens-Motor bitten. Doch schließlich ratterte der erste bayerische Doppeldecker, der bereits in den 20er Jahren in den Ramersdorfer Udet-Werken konstruiert wurde, wacker los und erhob sich in den Himmel über der Oberschleißheimer Flugwerft.
Dem zuvor kam die feierliche Einweihung der detailgetreu rekonstruierten Maschine durch Professor Gero Madelung in der Flugwerft. Weit über 100 Gäste wohnten der Geburtsstunde des »Flamingo« bei. Mit einer zärtlichen Sektdusche taufte Madelung die Maschine schließlich auf den Namen »Willy Messerschmitt«. Die Hommage an den berühmten Flugzeugkonstrukteur kommt nicht von ungefähr.
Zwar sei die »Flamingo« nicht von Messerschmitt entworfen worden, so der Neffe Madelung in seiner Laudatio, jedoch entdeckte der Flugzeugbauer früh die Vorteile der Doppeldeckerbauweise, »und war von der Udet auf Anhieb begeistert«. Schnell avancierte das Leichtgewicht zum, laut Madelung, »beliebtesten Schulflugzeug seiner Zeit«.
Die Gründe dafür begeisterten die Oberschleißheimer Zuschauer am vergangenen Wochenende erneut, als die »Flamingo« waghalsige Manöver über Schleißheims Himmel flog. »Durch die beiden Tragflächen in Fachwerk-Bauweise hält das Ganze deutlich mehr Belastungen aus«, erklärte ein Zuschauer seiner staunenden Gattin auf dem Flugfeld.
Neun OSMV-Mitglieder bastelten rund zehn Jahre an dem Nachbau unter der Anleitung des Vereinsvorsitzenden Mario Selss. Dabei verbauten die »tollkühnen Männer für ihre fliegende Kiste« hauptsächlich Originalteile. Lediglich Fahrwerk, Bremsen, Cockpitausstattung und Funk sind dem 21. Jahrhundert angepasst worden.
Aus Gründen der Flugsicherheit – denn in den 20er Jahren gab es weder Funkgerät noch Bremsanlage. Gestoppt wurde der »Flamingo« einst nur durch einen Pflugdorn am Heck der Maschine, der sich beim Landen in den Boden krallte. Gerald Feind
Artikel vom 29.03.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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