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München reagiert auf Feinstaub-Krise: Ab 1.4. ist das Zentrum Mautgebiet
Münchner Zentrum · City-Maut kommt doch
Von der Sonnenstraße bis zum Isartor: Ab Freitag mautpflichtig. Foto: jal
Zentrum · Jetzt ist es amtlich: Wer künftig motorisiert durch die Münchner Innenstadt fahren will, muss blechen. In einer Eilentscheidung hat der Stadtrat überraschend beschlossen, als erste deutsche Großstadt die City-Maut einzuführen. Und das bereits ab Freitag, 1. April.
Seit Monaten wird die Durchfahrtsgebühr für das Zentrum heiß diskutiert. Eigentlich sah es lange so aus, dass die Maut Wunschtraum einiger Umweltpolitiker bleibt – die SPD sträubte sich vehement. Das hat sich nun schlagartig geändert, denn München weist die höchste Belastung mit gefährlichem Feinstaub in ganz Deutschland auf.
Feinstaub besteht vor allem aus aufgewirbeltem Straßenstaub, Reifenabrieb und Dieselruß, er ist also eine Folge des Auto- und Lastverkehrs. Vergangenen Sonntag wurde zum 36. Mal der seit Januar gültige EU-Grenzwert (50 Mikrogramm pro Liter Luft) überschritten. Damit hat München gegen EU-Recht verstoßen – und das in weniger als drei Monaten. Denn nur 35 Mal im Jahr darf die 50er-Marke überschritten werden.
Oberbürgermeister Christian Ude zu dem radikalen Entscheid: »Natürlich können wir mit einer Maßnahme allein noch nicht das Problem lösen.« Gefragt sei eine intelligente Zusammenstellung verschiedener Schritte, die zusammen eine rasche Reduzierung herstellen soll. »Auch wenn es dabei vermeintlich nahe liegt: Die Sperrung einzelner Straßenzüge ist jedoch nicht sinnvoll, denn dann weicht der Verkehr nur in die Nebenstraßen aus. Also sind wir zu dem Schluss gekommen, das Befahren der Innenstadt grundsätzlich kostenpflichtig zu machen«, so der OB. In Berlin jubelt Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) über die City-Maut: »Es ist sehr erfreulich, dass München so schnell ein Zeichen setzt! München hat sich eindeutig für die Gesundheit der Bürger entschieden.«
Scharfe Kritik dagegen von der CSU; Stadtratsfraktionschef Hans Podiuk sieht gar die Grundrechte bedroht: »Jeder Bürger hat ein Grundrecht auf uneingeschränkte Mobilität!« Er forderte die Autofahrer auf, sich der Maut zu widersetzen, sie zu boykottieren. Das dürfte allerdings schwer fallen, denn Polizei und Verkehrswacht sind angehalten, keine Gnade walten zu lassen.
Da in der Kürze der Zeit noch kein eigenes Maut-System entwickelt werden konnte, wird vorerst auf Nachbarschaftshilfe zurückgegriffen: Österreich stellt übriggebliebene Autobahn-Vignetten des letzten Jahres zur Verfügung. Ude: »Das ist ein glücklicher Zustand, denn viele kennen die Pickerl schon aus dem Urlaub.« Vorerst gelten die Vignetten drei Monate, sie sind für 45 Euro an allen Tankstellen erhältlich. Um die unangenehme Überraschung für die Autofahrer etwas positiver zu gestalten, will sich der Oberbürgermeister zur Einführung am 1. April selbst an das Siegestor stellen und die Pickerl für das Zentrum verkaufen.
Florian Falterer
Maut-Pläne schon wieder gekippt!
Also, eigentlich wollten wir Sie mit der City-Maut-Geschichte in den April schicken und – um die Kfz-Fahrer zu beruhigen: Die Geschichte ist natürlich frei erfunden. Wenngleich man sagen muss: Die Ereignisse der letzten Tage lassen die City-Maut ja wirklich wieder in den Bereich des Möglichen rücken. Die »vorgezogene Berichterstattung« soll aber nicht zur Gewohnheit für die Leser des »Münchner Zentrum« werden – höchstens mal zum 1. April. Aber der ist ja erst wieder in einem Jahr. Vorerst wird die Fahrt in die Innenstadt nur für die Falschparker teuer. Die City-Maut gibt es in München (noch) nicht!
Artikel vom 01.04.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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