»Gefährliche« Schildkröte aus Speichersee stellt sich als harmlos heraus

Aschheim · »Schnappi« schnappt nicht wirklich

Die tut nix: bei der Presserunde der Polizei am vergangenen Donnerstag war die Schmuckschildkröte »Schnappi« trotzdem der Star.	 Foto: ms

Die tut nix: bei der Presserunde der Polizei am vergangenen Donnerstag war die Schmuckschildkröte »Schnappi« trotzdem der Star. Foto: ms

Aschheim · »Schnappschildkröte im Aschheimer Speichersee gefunden« – mit dieser durchaus spektakulären Meldung wartete die Münchner Polizei vergangenen Donnerstag auf. Schließlich hatte erst vor kurzem der angebliche Biss einer tatsächlich gefährlichen Schnappschildkröte in den Finger einer 16-Jährigen im Eichsee bei Garmisch für breites (Medien-)Interesse und eine groß angelegte Fangaktion gesorgt.

Und wie sich jetzt herausstellte, wurde auch im Ismaninger Eisweiher vor zwei Monaten eine größere Schildkröte gesichtet, informierte die Gemeinde die Polizei Ende Mai.

Vergangene Woche, am 20. Juli, ging der Polizei das Reptil vermutlich ins Netz. Eine Ismaningerin hatte der Polizei eine Schnappschildkröte übergeben, die ihr ein Bekannter in die Hand gedrückt habe. Als diese wurde das 17 Zentimeter lange Tier auch von Martin Herrmann von der Polizei Ismaning wegen ihres spitzen, nach oben zeigenden Mauls und vorstehenden Oberkiefers identifiziert. Der 28-Jährige, der sich privat auch für Reptilien interessiert und das Fundtier eine Nacht beherbergte, vermutete, dass die dungelbraungefärbte Schildkröte, intern schon »Schnappi« genannt, über einen Wasserweg in den Aschheimer Speichersee gewandert ist. »Doch da es sich bei der festgenommenen Schnappschildkröte um kein ausgewachsenes Tier handelt, bestand für die Ismaninger Bevölkerung keine Gefährdung.« Zu keiner Zeit.

Denn in Wirklichkeit ist »Schnappi« nicht mehr als ein harmloser Verwandter der tatsächlich nicht ungefährlichen Schnappschildkröte: die im Speichersee gefundene Schildkröte ist eine Gelbwangenschmuckschildkröte. Das stellte sich heraus, nachdem das Tier von den Experten in der Reptilien-Auffangstation des Zoologischen Instituts an der Kaulbachstraße begutachtet wurde. Ob es sich allerdings um die im Eisweiher geortete Schildkröte handelt oder ob weitere Exemplare im See schwimmen, ist bislang ungeklärt.

»Schnappi«, der gar kein Schnapper ist und vermutlich von einem verantwortungslosen Halter ausgesetzt wurde (ein zunehmendes Problem in Münchner Parks und Seen, so die Polizei), hat jedenfalls im Institut ein neues Zuhause gefunden. Dort lebt auch »Eugen«. Der hatte vor zwei Jahren als »Ungeheuer vom Loch Dornach« für Schrecken gesorgt. Badegäste hatten damals eine riesige Wasserschildkröte in einem Aschheimer Weiher entdeckt und fotografiert.

Das Institut für Zoologie identifizierte »Eugen« eindeutig als äußerst gefährliche Geierschildkröte, die Kindern, die im flachen Wasser spielen, durchaus Zehen oder Teile des Fußes abbeißen kann, sollte man ihr zu nahe kommen. Mithilfe des ansässigen Fischereivereins, der Feuerwehr und Polizei von Aschheim und Instituts-Mitarbeitern wurde tagelang nach dem »Ungeheuer« gesucht und schließlich von einem beherzten Studenten ergriffen. Seither sitzt Eugen in der Kaulbachstraße in einem großen teichähnlichen Wasserbecken, zusammen mit seiner neuen Herzensdame »Eugenie«. Da Geierschildkröten als gefährdet gelten, wurde Eugen in das Zuchtbuch für Geierschildkröten aufgenommen, um die Art zu erhalten. dk/ms

Artikel vom 26.07.2005
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