Der 150. Psalm von Heinz Werner Zimmermann

Maxvorstadt · München-Premiere

Maxvorstadt · Samstag, 5. November, findet um 20 Uhr in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl-Platz, ein Konzert statt, in dessen Verlauf auch der 150. Psalm gespielt wird. Dieses Konzert wird zu Ehren des 75. Geburtstags des Komponisten Heinz Werner Zimmermann stattfinden. Er selbst wird an dem Abend zugegen sein.

Sein 150. Psalm wurde in München noch nie aufgeführt. Dazu schreibt der Komponist: »Mein 150. Psalm ist 1978 für ein amerikanisches Bach-Fest entstanden, zieht dafür außer dem Orchester zwei Chöre heran. Und wohl zum ersten Mal in der reichen Vertonungsgeschichte des 150.

Psalms vertraue ich dabei die Hauptrolle einem Koloratursopran an. Das ist neu, – und ist es nicht auch etwas extravagant? Koloraturen in einem Psalm? Es ist aber keineswegs extravagant. Der 150. Psalm ist ja nichts anderes als eine überschwängliche Umschreibung des Wortes »halleluja«, das wir in allen seine Versen finden. Und dieses Wort »halleluja«, vor allem seine Endsilbe, wurde schon vor über 1.000 Jahren mit weitläufigen Melismen ausgeschmückt, wie uns die überlieferten gregorianischen Melodien zeigen. Aber was sind Melismen anderes als Koloraturen? In ihnen steigt das Singen zu wortlosem Jubel. Zu einem Jauchzen, das keine Worte mehr findet.

Noch ein weiteres spricht für die Verwendung des Koloratursoprans. Im Zusammenwirken mit zwei Chören und Orchester hat es jede andere solistische Gesangsstimme schwer, »durchzudringen«. Ein Koloratursopran aber setzt diesem sehr großen Klangkörper gewissermaßen eine Klangkrone auf; er überstrahlt mit seinen hohen Soprantönen auch die »doppelte« Konkurrenz der Sopran-Chorstimmen in den beiden Chören. Das Orchester ist mit Harfe und mit den »wohlklingenden Zimbeln« Vibraphon und Marimbaphon angereichert, die in den Psalmversen erwähnt und damit gefordert werden.

Die Uraufführung dieses englisch-sprachigen Werks fand im Juli 1978 beim 6. amerikanischen Bach-Fest in Iowa-City unter Helmuth Rilling statt.«

Artikel vom 03.11.2005
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