Münchner Stadtrat erteilt Elton John, Sting und Santana »Königsplatz-Verweis«

Münchner Zentrum · Die Stadt will keine Stars

Nur an zwei Wochenenden im Jahr darf der Königsplatz bespielt werden. Da bleibt kein Termin für internationale Superstars.	 Foto: Archiv

Nur an zwei Wochenenden im Jahr darf der Königsplatz bespielt werden. Da bleibt kein Termin für internationale Superstars. Foto: Archiv

Münchner Zentrum · Wir müssen draußen bleiben – heißt es für Sting, Elton John und Santana im neuen Jahr: Eine eigens für Königsplatz-Veranstaltungen gegründete städtische »Vergabe-Kommission« gab den Weltstars kürzlich einen Korb für ihre Auftritte auf dem historischen Gelände. Birgit Roth-Wiehler, Geschäftsleiterin der zuständigen Konzertagentur Promoters Group Munich (PGM), musste aus der Tageszeitung von der Absage erfahren.

Und sie tobt: »Ich kann es nicht fassen: Das ist eine absolute Indiskretion. Die Stadt ist mit unseren vertraulichen Reservierungen an die Presse gegangen!«

Die »Wise Guys« dürfen, Santana darf nicht, Crosby, Stills, Nash & Young dürfen, Elton John darf nicht: »Die Entscheidung darüber, wer auf dem Königsplatz auftreten darf und wer nicht, hat nicht unbedingt etwas mit der Qualität der Künstler zu tun«, erklärt Kulturstadtdirektor Wolfgang Lippstreu die Auswahl. »Im vergangenen Jahr wurde schlicht und ergreifend beschlossen, dass ab 2006 lediglich an zwei Wochenenden im Jahr Konzerte auf dem Königsplatz steigen dürfen – und da musste der Stadtrat nun einigen Künstlern absagen.«

Immer wieder habe es in der Vergangenheit Anwohner-Beschwerden über die Konzerte am Königsplatz gegeben: Der Lärm während der Auftritte sei nicht zu ertragen, der Verkehr werde behindert, die Grünflächen seien zugemüllt. Zudem waren sich die Verantwortlichen im Rathaus häufig uneins: dem Rockabilly-Musiker Dick Brave beispielsweise hatte das Kulturreferat 2004 zunächst eine Abfuhr erteilt, Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ließ ihn schließlich doch spielen.

Um des lieben Friedens Willen wurde im Februar 2005 schließlich eine Kommission gegründet, bestehend aus fünf Stadträten, die fortan in nichtöffentlicher Sitzung die Entscheidung darüber fällen sollte, wer auftreten darf und wer nicht. Warum ausgerechnet den drei Weltstars eine Abfuhr erteilt wurde – darüber kann nur spekuliert werden. Möglich ist, dass Großkonzerte künftig noch mehr als bisher im Olympiapark stattfinden sollen, weil man das Fußball-Vakuum im Olympiastadion füllen möchte.

Und in der Tat argumentiert die Stadt, dass die Absagen kein Problem seien – schließlich könnten Sting, Elton John und Santana auch größere Hallen füllen könnten. »Das stimmt sicherlich«, so Roth-Wiehler. »Das Problem aber ist: Als uns die Stadt die Absage erteilte, waren diese größeren Hallen längst ausgebucht – einzig für Santana konnte noch die Olympiahalle reserviert werden.«

Was die PGM-Geschäftsleiterin aber noch mehr ärgert, ist, dass die Stadt über das gesamte Procedere mit der Tagespresse sprach: »Als ich das gelesen habe, dachte ich, ich fall’ vom Stuhl«, schimpft sie. »Ich konnte es nicht fassen, dass die Stadt mit ihrer Vergabepraxis an die Presse gegangen ist. Unsere Anfragen waren vertrauliche Reservierungen. Das hätte aus Konkurrenzgründen nicht nach außen dringen dürfen.« Warum das dennoch passierte, bleibt vorerst unklar. Im Rathaus fand sich für uns auch auf mehrmalige Nachfrage kein Ansprechpartner. nöh

Artikel vom 03.01.2006
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