In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor

Stadt-Menschen

Sein Verein »Jugend hilft« unterstützt gute Taten: Andreas Gürtler. Foto: nan

Sein Verein »Jugend hilft« unterstützt gute Taten: Andreas Gürtler. Foto: nan

Schwabing · »Wenn einer schneller hundert Meter laufen kann als andere – dann hat er eine Medaille verdient«, findet Andreas Gürtler. »Als noch rühmenswerter aber empfinde ich es, wenn sich jemand sozial engagiert.« Der 34-Jährige macht vor, woran er glaubt: nach seinem zweiten Staatsexamen hat er seinen ursprünglichen Job als Sportlehrer an den Nagel gehängt und sich vor gut einem halben Jahr um die Stelle als Projektleiter bei »Jugend hilft!« beworben, einer Aktion des Kinderhilfsvereins »Children for a better World.«.

Soziale Ader statt Muskeln: Andreas Gürtler leitet das Projekt »Jugend hilft«

Jetzt sitzt der hoch gewachsene Ravensburger in einem Hinterhof-Häuschen an der Nikolaistraße 7, hinter einem großen Schreibtisch gleich an der Eingangstür. »Manche halten mich für die Empfangsdame, wenn sie hereinkommen«, sagt er mit einem Grinsen – doch irgendwie ist er dies auch: Zumindest empfängt der frisch gebackene Projektchef nun gut 250 Anträge im Jahr von Schülern, deren soziale Adern stark ausgeprägt sind – und die auf finanzielle Unterstützung ihrer Projekte hoffen.

Mit bis zu 2.500 Euro werden diese pro Jahr bezuschusst, das Geld kommt aus diversen Spendentöpfen. Wer damit unterstützt wird – das entscheidet die »Children for a better World«-Jury, die alle drei Monate tagt. Seit fünf Jahren beispielsweise engagieren sich 20 Schüler zwischen 11 und 17 Jahren der Realschule Weil am Rhein für Ältere und Behinderte; sie organisieren Generationenfeste, PC-Kurse und Filmabende für die Senioren.

Aber auch bayrische Schüler helfen: die Oberstufe der Schwabinger Rudolf-Steiner-Schule beispielsweise greift Roma-Familien in Rumänien unter die Arme. »Mal organisieren Jugendliche Konzerte, deren Erlöse guten Zwecken zu Gute kommen, mal buchen sie eine kleine Reise, auf die sie Behinderte mitnehmen«, zählt Gürtler auf.

Unabhängig von der finanziellen Förderung übrigens können sich Engagierte noch bis 31. März beim »Jugend hilft!«-Wettbewerb anmelden: Wer ein gemeinnütziges Projekt am Laufen hat, kann mit seinen Mitstreitern zu einem Ferienlager nach Berlin eingeladen werden. Dessen krönender Abschluss ist die Siegerehrung auf Schloss Bellevue (www.jugendhilft.de). »Für alles mögliche kann man Preise gewinnen: für Schachspielen, Sport, Theater – und wir wollen, dass Jugendliche, die anderen helfen, im Rampenlicht stehen«, sagt Gürtler. »Überhaupt glaube ich, dass es in Zukunft immer wichtiger sein wird, dass sich Menschen ehrenamtlich engagieren. Das gehört einfach zu einer funktionierenden Gesellschaft.«

Gürtler selbst hat in seiner Jugend freilich auch ehrenamtlich gearbeitet: Im Sportverein hat er die jüngeren Handballer trainiert und diverse Feste mitorganisiert. »Da hab ich gemerkt, dass es unglaublich viel Spaß macht, irgendwo mit anzupacken.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 01.03.2006
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