Zwei Siege: Der EHC tut, was er tun muss

Eingenetzt und ins Eck gezirkelt!

Der EHC bringt Schwung auf die Eisfläche. Weiter so! Foto: avb

Der EHC bringt Schwung auf die Eisfläche. Weiter so! Foto: avb

Das mit dem Toreschießen ist beim Eishockey so eine Sache. Vor allem für Journalisten. Auf der einen Seite steht die Berichtspflicht, die einen – unter anderem – Tore vermelden lässt. Auf der anderen Seite steht das Sprachgefühl, das Begriffsvariationen schätzt.

Beim Eishockey gerät man damit in eine Zwickmühle: Während der geneigte Fußballfan bei der Ball-Berichterstattung beinahe jedes Tun-Wort erlaubt – vom Lupfen und Schießen übers Dreschen bis hin zum Ins-Eck-Zirkeln, sind die Fans beim Eishockey anspruchsvoller. Man solle doch bitte das Wort „Einnetzen“ verwenden, wird dem Schreiber da vom Fan geraten. Das Einnetzen würde am besten zu dieser Sportart passen. Wieso aber gerade beim Eishockey eingenetzt werden soll, während dieses Wort beim Fußball, das ja auch Tore aus Netz sowie ein rechteckiges Spielfeld hat, völlig unbekannt ist, darüber könnte man beim Bier und am besten noch im EHC-Fanblock trefflich – Vorsicht, Wortspiel! – diskutieren.

Am vergangenen Sonntag hätte es für eine solche Debatte gleich vier freudige Anlässe gegeben: 4:2 hatte sich der EHC München von Bremerhaven im zweiten Play-Off-Spiel getrennt, vier wunderbare Tore hatten die EHC-Spieler geschossen, oder viel mehr: eingenetzt. Womit sie Münchens Trainer Pat Cortina freilich in Höchstlaune versetzt hatten: „Ich bin glücklich“, meinte der Italo-Kanadier hernach völlig entspannt. Eine Genugtuung sei es, dass die Spieler genau das machen, was sie machen sollen.

Jeder soll das Seine tun – so lautete nicht nur die Losung im antiken Athen. Diese Regel gilt auch beim Eishockey, auch bei den Play-Offs 2007 der zweiten Eishockey-Liga, die inzwischen auch unter dem sperrigen Namen „Asstel Bundesliga“ bekannt ist. Der EHC jedenfalls machte das Seine am Sonntag ganz vorzüglich: Das Tor hütete ein aufmerksamer Harti Wild – bei den beiden Treffern war er machtlos. Die Münchner Verteidigung war zwar wie alle anderen Spieler auch zum Ende hin ein wenig müde, aber sie agierte doch recht fehlerlos. Und auch der Sturm tat am Sonntag das, was er tun sollte: Tore schießen. Stefan Schröder begann in der 10. Minute, der angeschlagene Neville Rautert legte in der 16. nach, während einer 4:3-Überzahlsituation. Sekunden später hätte Robby Sandrock das 3:0 auf dem Schläger gehabt – aber das Spielgerät wollte nicht so recht. Statt eines fulminanten Schusses aus halblinker Position zerbröselte der Stock des Top-Verteidigers. Erst Patrick Saggau erhöhte in der 27. Minute auf eben jenes komfortable 3:0, das schon wie der sichere Sieg schmeckte. Aber die Bremerhavener hielten kämpferisch dagegen, im letzten Drittel waren sie bedrohlich nahe gekommen. Nur noch 3:2 hieß es für die Münchner, die jetzt mit vereinten Kräften in der Deckung standen – kaum noch war das filigrane und beschwingte Spiel zu sehen, dass der EHC im ersten Durchgang geboten hatte.

Zwei Minuten vor Schluss setzte Bremerhaven schließlich alles auf eine Karte. Auszeit, Torwart raus – und Powerplay: 6 Fischköppe gegen 5 Münchner. Das musste – wir erinnern uns, jeder soll das Seine tun – mit einem Tor für die Münchner enden. Und in der Tat versenkte Mike Kompon 30 Sekunden vor Schluss den eroberten Puck nach einem Konter im leeren Tor der Nordlichter. 4:2 hieß es für den EHC bei der Schlusssirene. Damit sind die Münchner im „Best of Seven“-Schlagabtausch mit zwei Spielen in Führung gegangen, denn schon am Freitag hatte das Auswärtsspiel gegen Bremerhaven nach dem Penalty-Schießen mit 4:3 glücklich geendet. Die Duelle Nummer 3 und 4 sind am Dienstag auswärts in Bremerhaven (Ergebnis bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt) und am Freitag wiederum zuhause im Olympiaeisstadion am Oberwiesenfeld.

Wenn es bei der Spiellaune bleibt („Von nicht schlecht zu sehr gut“, urteilte Pat Cortina über die letzten Spiele seines Teams), dann wird von den Münchnern wohl auch in diesen folgenden Partien eingenetzt, gelupft, gelocht und geschossen, was das Zeug hält. Oder kurz gesagt: Hervorragend gespielt und gewonnen. MAX HÄGLER

Artikel vom 19.03.2007
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