Kostenlose Stadtteilführung zu Juwelen und Schandflecken in Alt-Schwabing

Schwabing · Die Zukunft des Mythos

Der Wedekindplatz ist Werner Lederer-Piloty zu schmuddelig.Foto: em

Der Wedekindplatz ist Werner Lederer-Piloty zu schmuddelig.Foto: em

Schwabing · Selbst Touristen, die sich auf ihrer »Europa in zwei Wochen«-Tour nur einen Tag lang durch München fotografieren, haben einen Stadtteil auf jeden Fall in ihrem Programm: Schwabing. Der Ruf als idyllisches Künstlerviertel ist zumindest in nicht-europäischen Köpfen immer noch lebendig und will mit persönlichen Eindrücken aus dem 21. Jahrhundert verglichen werden. Doch wie fallen die wohl aus?

Hat Schwabing im Jahr 2007 seine alte Stadt-Idylle ganz an Funktionalität und Kommerz verloren? Oder bietet es vielleicht ganz neue, zeitgemäße Umsetzungen des alten Mythos?

Ein leidenschaftlicher Schwabinger hilft mit den Augen eines Profis den eigenen Blick auf den, vermeintlich so vertrauten, Stadtteil freizumachen. Der Architekt Werner Lederer-Piloty, Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), bietet eine kostenlose Volkshochschul-Führung zu beispielhaften Juwelen und Schandflecken des Stadtteils: am Dienstag, 15. Mai, unter dem Titel »Quo vadis, Schwabing?«. Treffpunkt für den zweistündigen Rundgang ist um 18 Uhr am Wedekindplatz, Ecke Feilitzschstraße. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Der Wedekindplatz ist nicht nur Treffpunkt, sondern auch erstes Thema der Tour. Lederer-Piloty wünscht sich hier einen Platz, der diesen Namen auch verdient: Eben nicht nur eine Adresse, an der man sich verabredet, um gemeinsam woanders hinzugehen, sondern ein Ort, an dem man verweilt. »Der Bedarf wäre da«, meint Lederer-Piloty und deutet auf Menschen, die sich auf kaputte Bänke und Wegbegrenzungen setzen, viele von ihnen mit Bierflaschen in der Hand und um sich herum. »Hier sehen Sie, wie sehr die Umgebung die Menschen beeinflusst: Der Platz ist lieblos und schäbig gestaltet, mit einer Alibi-Begrünung, die man nicht betreten darf. Stellen Sie sich vor, er böte mehr Platz für die Menschen, schön gepflastert, vielleicht mit einem kleinen Café – und dafür mit weniger Autoverkehr drumherum«, gerät der Schwabinger ins Schwärmen. Er ist überzeugt, die Beschwerden der Anwohner über den Wedekindplatz als Treffpunkt von Alkoholikern und sonstigen Drogenabhängigen würden sich damit von selbst erledigen.

Schräg gegenüber in der Feilitzschstraße findet der Architekt aber auch Beispiele für gelungene Stadterneuerung: Die Umgestaltung des ehemaligen Stadtwerke-Areals mit Umspannwerk, Werkshof und Bürogebäuden zu einem Ensemble von »Schwabinger Höfen« macht den BA-Vorsitzenden stolz. Er lenkt den Blick nicht nur auf raffinierte Fassadendetails, sondern betont auch die entstandene Lebensqualität: »Schauen Sie, wie die neu entstandenen Durchgänge und Passagen angenommen werden, wie entspannt die Leute in den Cafés und Restaurants sitzen. Das hat nichts mehr von der dunklen Trutzburg, die hier vorher stand – statt dessen sind Geschäfte, Serviceeinrichtungen und Wohnraum vereint und laden zum Entdecken ein.

Diese und viele weitere Beispiele sollen Licht und Schatten im Schwabing von heute aufzeigen. Dabei blickt Lederer-Piloty auch zurück: von der Seidlvilla, die in den achtziger Jahren abgerissen werden sollte, bis zur Münchner Freiheit, die ein »Zufallsprodukt« des U-Bahn-Baus der Siebziger ist, und für die er ehrgeizige Pläne hat. Die Führung will Antworten geben: Wohin es mit Schwabing gehen wird. Eva Mäkler

Artikel vom 30.04.2007
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