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Verein “Frauen beraten e.V.” übernimmt kirchliche Schwangerenberatung
Einsatz für das Leben
Zentrum · “Die Arbeit dieser Frauen als Ungehorsam gegenüber der katholischen Kirche zu erklären, sei eine Überziehung des christlichen Gehorsamsverständisses”, so der Münchner Moraltheologe Johannes Gründel, bei der Eröffnung des neuen Beratungszentrums für Schwangere in der Herzog-Wilhelm-Straße 16.
Die Rede ist von den Beraterinnen der neuen Stelle, die den sprichwörtlichen “Sprung ins kalte Wasser” gewagt haben.
Da die katholische Kirche aus der Schwangerenberatung ausgestiegen ist und katholische Beratungsstellen keinen Schein mehr ausstellen dürfen, der Frauen eine straffreie Abtreibung ermöglicht, mussten die fünf Sozialpädagogen und die drei Verwaltungsangestellten ihre bisherige Unterkunft, die von der Caritas zur Verfügung gestellt wurde, räumen. Immerhin, die zweite Beratungsstelle in der Lindenschmittstraße, durfte in ihrem Büro bleiben, da dieses nicht Besitz der Kirche ist.
Zum 1. Januar 2001 wurde deshalb der Verein “Frauen beraten e.V.” gegründet, der in der letzten Woche sein neues, 300 Quadratmeter großes, Beratungszentrum eröffnete.
Bürgermeisterin Gertraud Burkert, der Präsident des Diakonischen Werks, Heino Liebl und Ministerialrätin Johanna Huber, die Gesundheitsministerin Barbara Stamm vertrat, wiesen auf die Notwendigkeit einer solchen Beratungsstelle hin.
“Einen ungeschickten Zug der katholischen Kirche”, nennt Claudia Fischer, Leiterin der Beratungsstelle, den Ausstieg der Kirche. Frauen in einer solchen Situation alleine zu lassen sei unverantwortlich. Die Kosten für das neue Büro trägt, wie schon die Jahre zuvor, das Sozialministerium zu 95 Prozent. Lediglich die verbleibenden 5 Prozent steuerte die Kirche bei. Seit diesem Monat wird der Anteil von Sponsoren übernommen.
Rund 300 Beratungen finden jeden Monat statt. Dabei handelt es sich aber nicht ausschließlich um Frauen, die auf grund von sozialen Schwierigkeiten einen Abbruch erwägen. Der Schwerpunkt liegt viel mehr bei der Beratung behinderter Frauen, bei denen Komplikationen während der Schwangerschaft zu erwarten sind. Aber auch bei Frauen, die durch pränatale Diagnostik von einer Behinderung oder schweren genetischen Schädigung ihres Ungeborenen erfahren haben. In diesen Fällen muss ein Abbruch aus medizinischen Gründen überlegt werden. Da die Schwangeren immer älter werden, nahmen diese Fälle in den letzten Jahren stark zu, weiß Fischer. “Viele erfahren erst durch die Beratung, welche Unterstützung sie zu erwarten haben und entscheiden sich dann doch für ihr Kind.” ct
Artikel vom 25.01.2001Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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