Nachbarn klagen: Die Bar »Insomniac« bietet Führungen durchs Nachtleben

Altstadt · Zechtouren für Touristen

Bei Tageslicht sieht alles ruhig aus, gegen 20.30 Uhr allerdings starten vom »Insomniac« aus berüchtigte Zechtouren durchs alkoholisierte München. Foto: maho

Bei Tageslicht sieht alles ruhig aus, gegen 20.30 Uhr allerdings starten vom »Insomniac« aus berüchtigte Zechtouren durchs alkoholisierte München. Foto: maho

Altstadt · Der Name der Kneipe scheint Programm zu sein: Ein »Insomniac« ist ein Mensch, der an Schlaflosigkeit leidet. Über die gleichnamige Sportler-Bar an der Ecke Herrn-/ Marienstraße beschweren sich die Nachbarn – die abendliche Lärmbelästigung sei kaum auszuhalten. »Es ist unerträglich laut«, schimpfte etwa Anwohner Rudolf Clotten auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA1).

Und ein Hausbesitzer beklagte, dass seine Mieter wegen des Lärms Mietminderung beantragten.

Zugegeben: Das Problem besteht nicht darin, dass das »Insomniac« den Anwohnern den Schlaf rauben würde. Die Nachbarn stören sich in erster Linie an dem Lärmpegel, der bereits zwischen 20.30 und 21.30 Uhr herrscht. »Aber eine solche Art des Lärms muss man auch um diese Zeit unterbinden«, findet BA-Mitglied Stefan Blum (CSU), der ebenfalls in der Gegend wohnt.

Zwischen 20.30 und 21.30 Uhr starten im »Insomniac« so genannte »Pub Crawls«, Kneipentouren nach britischem Vorbild. Deren Teilnehmer – zumeist junge US-Touristen – zahlen 15 Euro, hierfür dürfen sie eine Stunde lang unbegrenzt Alkohol trinken. Anschließend werden sie auf einer Tour durch weitere Kneipen geführt. »Diese Art Zechtour wird sich, drastisch gesagt, wie ein Krebsgeschwür in der Innenstadt verbreiten«, prophezeit Clotten.

Gegen das »Insomniac« als Vorreiter des Trends hat sich inzwischen eine breite Front gebildet. Sogar eine Studentenvereinigung, die selbst Beschwerden wegen Lärms hinnehmen musste, gehört nach Clottens Angaben zu den Gegnern des »Insomniac«: »Mit den Studenten haben wir einen Modus vivendi gefunden – ich glaube aber nicht, dass uns dasselbe mit dem ›Insomniac‹ gelingt.«

Die Gegner der Kneipe haben inzwischen alle denkbaren Instanzen eingeschaltet: Neben dem BA wurden auch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) sowie die Baubehörde kontaktiert, welche die Baugenehmigung überprüfen soll. Auch die Polizei wurde bereits mehrmals zur Kneipe geschickt – hat aber nach Angaben des KVR keinen Geräuschpegel feststellen können, der über das normale Maß hinausgeht. Blum überlegte jetzt, ob die Praxis, die Gäste für eine Pauschale unbegrenzt Alkohol trinken zu lassen, eine Grundlage für den Entzug der Gaststättenkonzession bilden könnte.

Alexander Bründl, Betreiber des »Insomniac« und Veranstalter der Trink-Touren, weist den Gedanken vehement zurück: »Mehr als zwei, drei Bier kann man in einer Stunde gar nicht trinken – und für alles, was die Gäste auf der anschließenden Tour trinken, müssen sie wieder normal bezahlen.«

Generell versteht er die Aufregung nicht: »Ich mache diese Touren seit drei Jahren – ohne dass es Beschwerden gab. Plötzlich sind sie ein Riesenproblem.« Er wundert sich vor allem, »dass mich bislang keiner der Anwohner persönlich angesprochen hat«.

Nachdem ihn jetzt das KVR auf die Beschwerden aufmerksam gemacht hat, müht sich Bründl, die Wogen zu glätten: Nach eigenen Angaben hat er nun die »Pub Crawls« ins Lokalinnere verlagert – außer bei zu starker Hitze. Es wird sich zeigen, ob das reicht, um in der Gegend die gewünschte Ruhe herzustellen. Martin Hoffmann

Artikel vom 03.07.2007
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