Am Sonntag, 17. Februar, um 12.00 Uhr wird der rund 52 Meter hohe Agfa-Turm an der Tegernseer Landstraße gesprengt werden. Auf dem Areal soll in den kommenden Jahren ein neues Viertel, der sogenannte »Agfa-Park«, geschaffen werden. Details der Sprengung und der nachfolgenden Geländenutzung wurden von seiten der Bauherren und projektbetreibenden Büschl Unternehmensgruppe und der für die Sprengung und Flächensanierung beauftragten Geiger Unternehmensgruppe vorgestellt.
»Agfa-Park« in Giesing
»Agfa-Park« in Giesing Themenseite über den Agfa-Park an der Tegernseer Landstraße in Giesing
Demnach haben am 17. Februar vor allem auch die Anwohner wie die örtlichen Verkehrsteilnehmer mit einigen Beeinträchtigungen zu rechnen. Das Gebäude selbst wird bei der Sprengung in Fallrichtung Nord-Osten und dabei in ein eigens erstelltes Fallbett auf dem Agfa-Areal kippen.
Am Sonntag der Sprengung wird ab 9.00 Uhr und bis zum Abschluss der Sprengarbeiten eine Sicherheitszone von 200 Metern Radius rund um das Hochhaus errichtet. Dafür werden rund 200 Wohneinheiten und Gebäude im Umfeld evakuiert und die Bewohner in nahegelegenen Turnhallen der Fromund- und der Weißenseeschule untergebracht. Zu den Schulen verkehren Pendelbusse. Wer bei der Evakuierung Hilfe benötigt, erreicht die eingesetzten Sicherheitskräfte unter Telefon 0 81 45/92 83 80.
Betroffen von der Maßnahme sind insbesondere die Anwesen entlang der Tegernseer Landstraße (gerade Hausnummern von 146 bis 174 sowie Hausnummer 161), die Häuser Spixstraße 18, 20 und 22, das Anwesen Otkerstraße 2 sowie die Häuser entlang der Weissenseestraße 87 bis 101.
Ab 9.00 Uhr bis zum Abschluss der Sprengung ist hier nach Informationen der Polizei jeglicher Aufenthalt verboten. Ab 11.00 Uhr bis zum Abschluss der Sprengung darf auch die gesamte 200-
Meter-Sperrzone nicht betreten werden. Das Münchner Kreisverwaltungsreferat informiert per Wurfpost zudem alle Haushalte über die zeitlichen Details. Per Lautsprecherdurchsagen wird die Polizei dann das Ende der Sprengung vermelden. Neben den umliegenden Straßen wird nach Informationen der Sicherheitskräfte vor allem der Mittlere Ring in seinem Streckenabschnitt entlang der Tegernseer Landstraße und im Bereich der Candidunterführung ab »spätestens 11.00 Uhr« für den Verkehr gesperrt sein. Der Personaleinsatz bei der Durchführung einer der laut Geiger »spektakulärsten Sprengungen in der Geschichte Münchens« ist vonseiten der Sicherheits- und Sprengkräfte enorm.
Allein das Arbeitsteam der Geiger Unternehmensgruppe vor Ort wird nach Firmeninformationen »etwa 50 Fachkräfte umfassen«. Zudem werden nach Informationen von KVR, Polizei und Feuerwehr rund 200 Polizisten, Feuerwehrleute sowie Rettungsdienstmitarbeiter eingesetzt sein. Indes hatte die Firma Geiger bereits Anfang Oktober 2007 mit den Sanierungsarbeiten des AGFA-Industrieareals begonnen. Zudem wurde auch die Hülle des Turms mit seinen 14 Stockwerken von Glas-Elementen und Dämmstoffen befreit, wurden leichte Trennwände und Deckenabhängungen entfernt zudem wurde der Bau von Schadstoffen ebenso befreit wie von Sanitär- oder Elektroleitungen.
Bestmögliche Voraussetzungen sollen so geschaffen werden mit dieser vollkommenen Entkernung und Schadstoffsanierung für die eigentliche Spreng-Arbeit von Sprengmeister Eduard Reisch und seinem Team am 17. Februar. Nachdem die Industriekletterer in den vergangenen Wochen ganze Arbeit entlang von rund 6.000 Quadratmetern Fassade geleistet haben, werden in diesen Tagen rund 750 Löcher zur späteren Bestückung mit Sprengstoff gebohrt.
Im direkten Vorfeld der eigentlichen Sprengung wird das Gebäude dann mit insgesamt rund 125 Kilogramm Sprengstoff sowie mit Sprengschnüren von bis zu 100 Gramm pro Laufmeter Nitropenta bestückt. Sprengmeister Eduard Reisch ist sicher, dass damit »wohl die größte Sprengung in der Geschichte Münchens durchgeführt wird!«
Um Staubentwicklung zu unterdrücken, werden die einzelnen Etagen am Tag des Sprengens umfangreich bewässert. Verantwortlich für den Gesamtablauf ist die Unternehmensgruppe Geiger mit ihren insgesamt rund 1.200 MitarbeiterInnen, die im Gebiet Süddeutschlands, der Anrainerstaaten und Rumäniens seit vielen Jahren ähnliche Großprojekte stemmt.
Der 1959 errichtete Agfa-Büroturm ist das Wahrzeichen des rund zehn Hektar großen Geländes der »Agfa-Camerawerke«. Seit 1982 waren hier die Forschungsaktivitäten der Agfa-Gevaert Gerätetechnik und bis heute der Agfa-Gevaert Health
Care GmbH konzentriert. Die dort existierenden Gebäude entsprachen jedoch zuletzt den modernen Anforderungen nicht mehr, zudem ging über die Jahre auch der Flächenbedarf der Firma Agfa merklich zurück.
Intensive Gespräche des Nutzerunternehmens mit dem örtlichen Grundstückseigentümer, der Bayer AG aus Leverkusen, dem künftigen Projektentwickler der Büschl-Unternehmensgruppe und der Stadt München folgten. Ergebnis der intensiven Planungen war, das Areal entsprechend der geänderten Anforderungen neu zu strukturieren.
Aus dem bislang allein industriell genutzten Terrain soll deshalb ein vielseitiger Wohn- und Gewerbepark entstehen (wir berichteten). Man darf gespannt sein auf den Sonntag und die kommenden Jahre der Neuentwicklung.
Harald Hettich
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