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Die Meiserstraße wird künftig nach Katharina von Bora benannt sein
Maxvorstadt · Ehre für Luthers Ehefrau
Nach Frau von Bora (im kl. Bild in einem Gemälde von Cranach) soll die Straße zwischen Arcisstraße und Altem Botanischen Garten benannt werden. Foto: nan
Maxvorstadt · Nach langer Diskussion bekommt die Meiserstraße einen neuen Namen: Der Stadtrat wird am heutigen Mittwoch aller Voraussicht nach beschließen, sie nach Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora zu benennen. Den Vorschlag dazu hatte das evangelische Dekanat München geliefert. Einige Stadträte allerdings sind mit dieser Wahl nicht ganz glücklich, der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) etwa will den ursprünglichen Straßennamen beibehalten.
Länger als ein halbes Jahr ist es her, dass der Stadtrat beschlossen hat, der Meiserstraße ihren Namen zu entziehen. Jetzt aber steht erst fest, wie die Straße zwischen Arcisstraße und Altem Botanischen Garten künftig heißen soll: Das evangelische Stadtdekanat hat sich dafür ausgesprochen, sie Katharina von Bora zu widmen. »Mit ihr begann ein Paradigmenwechsel in der Kirche«, sagt Stadtdekanin Barbara Kittelberger. »Sie war eine starke, emanzipierte Persönlichkeit, die selbstständig ein Familienunternehmen führte.« Der stellvertretende SPD-Fraktionssprecher im Rathaus, Alexander Reißl, begrüßte die Entscheidung der Kirche: »Wir werden dem Vorschlag des Dekanats zustimmen«, kündigte er an. Seine Partei habe zwar auch darüber diskutiert, eine evangelische Persönlichkeit zu benennen, die im Widerstand gegen die Nazis aktiv gewesen sei. »Den meisten von ihnen aber ist bereits eine Straße gewidmet«, erklärte er. Katharina von Bora sei keine schlechte Wahl, »sie war mehr als nur die Frau von Luther und hat mit ihrer Flucht aus dem Kloster ihr Leben riskiert.«
Eine andere Haltung vertritt der Grünen-Fraktionssprecher Siegfried Benker. Seine Partei hätte sich einen Namenspatron aus dem Widerstand wie etwa Pfarrer Karl Alt gewünscht, der die Geschwister Scholl 1943 zum Schafott begleitet hatte. »Die evangelische Kirche hat hier die Chance vertan, ein Zeichen zu setzen«, kritisierte er. Dennoch werde auch seine Partei dem Vorschlag des Dekanats folgen, »aber wir tun dies ohne Euphorie.«
Hans Podiuk hingegen, stellvertretender Fraktionssprecher der CSU, lehnt die Umbenennung der Meiserstraße grundsätzlich ab. »Wir waren immer dagegen«, sagte er. Außerdem habe Hans Christian Meiser, der Enkel des bisherigen Namenspatrons Hans Meiser, gerichtlich gegen die Umwidmung geklagt. »Bevor wir uns für einen neuen Namen entscheiden, sollten wir abwarten, wie das Verfahren ausgeht«, riet Podiuk. Auch die Einwohner der Maxvorstadt wollen den ursprünglichen Straßennamen behalten – auf der Bürgerversammlung im vergangenen Oktober hatten sie den Stadtrat dazu aufgefordert, die Umbenennung zu stoppen. Der BA lehnt diese ebenfalls ab – und ist mit dem Namensvorschlag des Dekanats ganz und gar nicht einverstanden.
»Katharina von Bora hat keinen Verdienst vorzuweisen, außer mit Luther verheiratet gewesen zu sein«, sagte der Vorsitzende Klaus Bäumler (CSU). Entschieden hatte der Stadtrat die Entnennung der Meiserstraße bereits im vergangenen Juli. Der Grund: Wegen antisemitischer Äußerungen war der ehemalige evangelische Landesbischof Hans Meiser, dem die Straße bislang gewidmet war, in die Kritik geraten. Die Dekanatssynode hatte sich damals übrigens gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Julia Stark
Artikel vom 19.02.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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