Neue Obdachlosen-Sammelunterkunft in Riem sorgt für Wirbel

Strafe für Wahlergebnis?

München-Riem · Der Umbau des stadteigenen Anwesens Theodor-Kober-Straße 33/35 zur Unterbringung von ortsansässigen Obdachlosen, erregt den Fraktionsvorsitzenden im Münchner Stadtrat, Hans Podiak: 3Die Riemer werden von Rot/Grün für ihr Stimmverhalten bei der letzten Stadtratswahl abgestraft.

Das Sozialreferat hat sich von Rot/Grün im Feriensenat eine neue Obdachlosenunterkunft im Stadtteil Riem mit 100 Plätzen absegnen lassen. Damit werden zu zwei bestehenden Asylbewerberunterkünften mit schon jetzt 700 Plätzen weitere hundert Problemfälle in Riem untergebracht.

Wohlgemerkt in dem kleinen, gewachsenen Münchner Stadtteil Riem, nicht in Neu-Riem mit der Messestadt, das mit Alt-Riem räumlich überhaupt nichts zu tun hat. Der zuständige Bezirksausschuss hat einstimmig, also auch mit den Stimmen von SPD und Grünen, die weitere Errichtung einer Unterkunftsanlage abgelehnt. Dabei hat der Bezirksausschuss auch die Tatsache berücksichtigt, dass mit nunmehr 800 Unterkunftsfällen bei nur 1.500 Einwohnern von Alt-Riem die Sozialverträglichkeit auf eine schwere Probe gestellt wird.

Gleichzeitig fehlen schon jetzt in Riem Schul- und Kindergartenplätze. In der Sitzung des Feriensenates habe ich ausdrücklich auf diese Problematik hingewiesen, was vom Sozialreferat mit dem lapidaren Hinweis quittiert wurde, da müsse man eben für Schulen und Kindergärten Notlösungen suchen. Das ist angesichts bereits bestehender Notlagen in diesem Bereich nicht nur mangelnde Sensibilität, sondern eine absolute Provokation.

Bei der letzten Kommunalwahl haben die Bürger Riems zu 60 % CSU gewählt. Da ist es klar, daß dieser Stadtteil nicht auf Rot/Grüne Einsicht hoffen darf. Riem wird abgestraft, das ist der wahre Grund!3 Das Sozialreferat- Wohnungs- und Flüchtlingsamt - befindet sich im Bereich der Unterbringung obdachloser Haushalte in einer Notlage. In den letzten Jahren wurde gezielt die vorübergehende Unterbringung in Pensionen und gewerblichen Wohnheimen abgebaut. Die Betriebe, die vormals mit der Stadt hier zusammengearbeitet haben, orientierten sich daraufhin anderweitig und stehen, für den seit 1999 wieder deutlich ansteigenden Bedarf, nicht mehr zur Verfügung.

Das Anwesen Theodor-Kober-Straße 33/35 ist Anfang 2000 vom Kommunalreferat zunächst dem Flüchtlingsamt als mögliche künftige Städtische Gemeinschaftsunterkunft angetragen worden. Angesichts der prekären Situation bei der Unterbringung von Wohnungslosen wurde ab April das Anwesen als Wohnheim für Obdachlose geprüft. Die Schaffung von ausreichenden und geeigneten Obdachlosenunterkünften ist gemeindliche Pflichtaufgabe. Die Behandlung im Feriensenats war für das Sozialreferat zwingend erforderlich. Das Flüchtlingsamt ist dringend darauf angewiesen, dass neue Kapazitäten geschaffen werden, weil ansonsten bis Herbst 2000 die Unterbringung vieler Personen nicht mehr gewährleistet werden kann. Für die Riemer BürgerInnen ist diese Sichtweise sicher einleuchtend. Aber sie fragen sich schon, warum so viele Problemfälle in ihrem Stadtviertel untergebracht werden. N. F.

Artikel vom 30.08.2000
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