Zwergerl feiern am St.-Wolfgangs-Platz

Haidhausen · Eine Zeitreise im Kindergarten

32 Jahre im Kindergarten St. Wolfgang im Dienst: Elisabeth Jänchen. Foto:VA

32 Jahre im Kindergarten St. Wolfgang im Dienst: Elisabeth Jänchen. Foto:VA

Haidhausen · Die Melodie auf dem St.-Wolfgangs-Platz kommt Passanten bekannt vor, doch der Text lässt sie stutzen. Was die hellen Kinderstimmen zu »Wer will fleißige Handwerker sehen« singen, passt so gar nicht in die Gegenwart. Von Althaidhausen ist da die Rede, von Schmuckmeistern und Töpfern, von Steinmetzen und Bäckern. Und von einem lustigen Markttreiben.

Tatsächlich tauschen die Kleinen nicht Panini-Bilder oder düsen mit modernen Rollern durch die Gegend, sondern backen ihr eigenes Brot, modellieren sich eine Tasse oder bemalen sich Schmucksteine. Die Mädchen und Buben des städtischen Kindergartens am St.-Wolfgangs-Platz machen mit ihren Erzieherinnen eine Reise in die Vergangenheit.

Wie hat es hier ausgesehen in Haidhausen als München noch gar nicht existierte und das erstmals 808 erwähnte Dorf mitten auf dem Land lag? Das ganze Jahr über haben sich die Kinder des Kindergartens St. Wolfgang mit dem Jubiläum ihres Stadtviertels beschäftigt. Die Erzieherinnen haben für die Erforschung der für Drei- bis Sechsjährige so unvorstellbaren Vergangenheit sogar eine Expertin gewinnen können: die Historikerin Barbara Specht.

Mit ihr haben sie ein altersgerechtes Konzept für ein Stadtjubiläum erarbeitet. Die Kleinsten treffen sich das Jahr über zur Projektarbeit immer in der eigens geschaffenen »Steinegruppe«. Sie gehen zur Isar hinunter und stellen sich vor, wie es hier ausgesehen hat ohne Brücken und Autos, ohne Häuser und Trambahnen. Oder sie bemalen Fundstücke als Schmuck.

Die Vier- bis Fünfjährigen versammeln sich in der Töpfergruppe. Sie lernen unter anderem, dass man Geschirr nicht schon immer in Kaufhäusern kaufen kann. Sie formen nur mit ihren Händen Gebrauchsgegenstände und besuchen sogar eine Töpferei, um zu sehen, wie man den weichen Ton im Ofen für den Gebrauch erhärten kann. Die Vorschulkinder reisen in der »Schlüsselgruppe« durch die Geschichte Haidhausens. Sie besuchen alte Gebäude wie das Isartor oder die Residenz und natürlich eine Schlosserei, um zu sehen, wie mit Handarbeit Türen zu öffnen sind.

Zum Jahresabschluss begrüßen Kindergarten-Leiterin Elisabeth Jänchen und ihr Team zusammen mit den Kindern alle Eltern zu einem bunten Markttreiben am St.-Wolfgangs-Platz. An den Ständen präsentieren die Kinder die Ergebnisse ihrer kleinen Forschungsarbeiten.

Für Elisabeth Jänchen beschließt das Markttreiben nicht nur das Jubiläumsjahr ihres Stadtviertels: Sie tritt nach 32 Berufsjahren Ende Juli in den Ruhestand.

Artikel vom 22.07.2008
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