Schwabinger Bürger kämpft mit seinen Lieben für ein Familienzentrum

Schwabing · »Gesang« statt Geschrei

Raffaele, Sonja und ihre beiden Töchter kämpfen für ihr Familienzentrum in Schwabing. 	Foto: ko

Raffaele, Sonja und ihre beiden Töchter kämpfen für ihr Familienzentrum in Schwabing. Foto: ko

Schwabing · Raffaele kämpft für ein Schwabinger Familienzentrum. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sonja möchte er einen »besonderen Ort« schaffen, an dem sich Menschen »austauschen, beraten und gegenseitig unterstützen können«. Aber der jungen Familie werden bei ihrem Vorhaben Steine in den Weg gelegt. Und zwar von manchen Vermietern, die einen Rückzieher machen, sobald sie hören, dass in ihrem Mietobjekt künftig unter anderem Kinder spielen sollen.

Mit mindestens zehn Vermietern hat Raffaele bisher telefoniert, zu einer Besichtigung von Räumen ist es gar nicht erst gekommen. Denn alle Anbieter haben Raffaele telefonisch eine Abfuhr erteilt, sobald sie von der geplanten Nutzung erfahren haben. »Kinderlärm ist nicht erwünscht«, sagt der rührige Familienvater. Was er als Italiener überhaupt nicht verstehen kann. »In meiner Heimat heißt es nicht Kinderlärm, sondern Kindergesang.«

Und deswegen geben er und seine Lebensgefährtin auch nicht auf. Die beiden orientieren sich an einem Familienzentrum in Moosach, bei dem die Räume von einer »sozial eingestellten« Privatperson zur Verfügung gestellt wurden. Und Raffaele ist überzeugt, sobald das »Hauptproblem Immobilie« vom Tisch ist, wären in Schwabing genug Bürger dabei, sein Vorhaben zu unterstützen. Das Schwabinger Familienzentrum soll laut der Familie eine Begegnungsstätte für Menschen jeden Alters sein, mit unterschiedlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten. Außerdem sehen sie darin eine Kontakt- und Informationsstelle der Familienselbsthilfe. Gewaltprävention bei Kindern steht dabei ebenso auf der Tagesordnung wie etwa Erfahrungsaustausch junger Mütter.

»Wie soll zum Beispiel eine 18-Jährige wissen, wie sie mit ihrem Neugeborenen umgehen muss. Hilfe kann sie sich bei uns holen«, sagt Erzieherin Sonja. Junge Familien würden häufig allein gelassen, in Familienzentren könnten sie aufgefangen werden. Münchenweit gebe es bisher 19 solcher Zentren, nur in Schwabing eben noch nicht.

Die Familie hoffen deshalb auf die Unterstützung der Stadt, vor allem finanziell. Auf Anfrage bei der Stadt München gibt Fabian Riedl, Pressesprecher des Sozialreferates, den Tipp, sie sollten sich an das Jugendamt, Abteilung Kinder, Jugend und Familie, für einen Gesprächstermin wenden. Dort könne eventuell geklärt werden, wie es mit Räumen und einer Förderung aussehe. »Obwohl ich mit dem Hinweis keine Hoffnungen machen möchte«, sagt Riedl. Aber jeder Bürger hätte selbstverständlich das Recht, einen Antrag zu stellen und Anspruch auf eine ordentliche Beratung.

Die Familie lässt sich von Bürokratismus jedenfalls nicht abschrecken. »Ich mache so lange weiter, bis wir unser Familienzentrum haben«, sagt Raffaele. Aber nun gelte es zuerst einmal, die »Hürde Immobilie« zu nehmen.

Dem Bezirksausschuss (BA) 12, Schwabing-Freimann, hat Raffaele sein Konzept in der vergangenen Woche bereits vorgestellt. Von den BA-Mitgliedern hält es unter anderem Marianne Weinzierl (SPD) für »sinnvoll, Schwabings Nachbarschaft zu vernetzen«. Sie schlug vor, eventuell eine Gruppe in der Seidlvilla zu starten. »Bevor die Verantwortlichen so rumtingeln müssen, sollten sie doch versuchen, vorhandene Strukturen zu nutzen«, sagte sie.

Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.familienzentrum-schwabing.de

K. Ossoinig

Artikel vom 07.10.2008
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