Bezirksausschuss: »Gartenstadtcharakter geht immer mehr verloren«

Waldtrudering · Neues Bauvorhaben erregt die Gemüter

Am Birkhahnweg 17 sollen zwei Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Foto: Föll

Am Birkhahnweg 17 sollen zwei Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Foto: Föll

Waldtrudering · Ein neues Bauprojekt im Birkhanweg 17 hat den Bezirksauschuss (BA) Trudering-Riem dazu veranlasst, endlich klare Verhältnisse in Bezug auf die künftige Bebauung im Stadtbezirk 15 zu schaffen.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellte in der letzten Sitzung einen Antrag auf die Erstellung einfacher Bebauungspläne bzw. deren Ergänzungen für Trudering mit dem Ziel, »die Nachverdichtung in geordnete Bahnen zu lenken und die Flächenversiegelung zu begrenzen«. Außerdem sollen künftig PKW Stellplätze und deren Zufahrten nur unmittelbar von der Straße aus zulässig sein. Dazu sei eine Begrenzung der Geschossflächenzahl (GFZ) und der Grundflächenzahl (GRZ) sowie eine Aussage zur Lage von PKW Stellplätzen ebenso wünschenswert wie Angaben zu hinteren Baulinien. Im Birkhanweg 17 sind nach Aussagen der Lokalbaukommission (LBK) zwei Mehrfamilienhäuser mit Duplexgaragen auf dem zirka 1.000 Quadratmeter großen Grundstück geplant, mit fünf Metern Abstand zur Straße und drei Metern Abstand zur hinteren Grundstücksgrenze.

Gegen diese nahezu durchgängige Bebauung protestieren die umliegenden Anwohner nun heftig. Die Baulinie nach hinten sei mit 15 Metern festgelegt, den Eigentümern von Birkhanweg 19 und 13 wurden 1997 bzw. 2002 beim Bau ihrer Häuser eine Verschiebung nach hinten verweigert. »Jetzt genehmigt die Stadt plötzlich die Planung, weil angeblich in der Nachbarschaft auch schon ein Haus so weit hinten steht«, echauffiert sich Peter Wagner, einer der betroffenen Nachbarn. Die LBK bezieht sich in einem Antwortschreiben an Wagner auf ein Haus in der Sperberstraße 32/32a, wo es ein Vorder- und ein Rückgebäude gibt, sowie auf ein Haus an der Waldtruderinger Straße 24a, das auf dem hinteren Teil des Grundstücks steht. »Das Haus in der Waldtruderinger Straße wurde damals vor 15 Jahren nach hinten versetzt, um vorne eine mächtige Buche zu schützen«, erklärt Herbert Danner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im BA und Mitglied im Unterausschuss (UA) Bau und Verkehr. »Jetzt wird es als Referenz benutzt, um ein ganzes Grundstück zu verdichten. Paragraf 34 ist gescheitert in Trudering«, stellte er lakonisch fest.

Denn §34 des Baugesetzbuches (BauGB) schreibt vor, dass »ein Vorhaben nur dann zulässig ist, wenn es sich ... in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt...«. Der LBK gelänge aber keine geordnete Siedlungsentwicklung bzw. Nachverdichtung im 15. Stadtbezirk, vielmehr seien in jüngster Zeit immer mehr Bauvorhaben genehmigt worden, die sich nicht in den vorhandenen Siedlungsrahmen einfügen, monieren die Grünen in der Begründung ihres Antrags, der von allen Fraktionen einstimmig angenommen wurde. Bereits einen ersten Vorbescheid im Mai 2008, bei dem die Zufahrt zu den seitlich neben den Häusern gelegenen Garagen noch über das Grundstück hätte erfolgen müssen, hatte der BA abgelehnt. Variante 2, die dem BA im November vorgelegt wurde, sieht die Situierung der Garagen nun an der Straße vor. »Das ist zwar lobenswert«, sagt Danner, »aber uns geht es trotzdem noch um die Baumasse«. Trudering entferne sich immer mehr vom Gartenstadtcharakter, dem müsse man einen Riegel vorschieben. »Es gibt einen Gerichtsbeschluss, dass inzwischen eine rückwärtige Bebauung möglich ist«, sagt Michael Hardi, Pressesprecher des Planungsreferates. Alte Baumbestände müssten dabei natürlich geschützt werden.

Das Planungsreferat hat nach Aussagen Danners nun angeregt, ab Januar künftig monatliche Treffen mit dem UA Bau und Verkehr einzurichten, um alle geplanten Bauvorhaben im Stadtbezirk 15 zu besprechen. »Das ist zwar mehr Aufwand für uns, aber letztendlich besser, als alles immer schriftlich abzuwickeln.

Sybille Föll

Artikel vom 17.12.2008
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