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Kirchheimer Nachbarschaftshilfe unterstützt Angehörige Demenzkranker
Kirchheim · Die Sorge ist immer da
Der Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, Manfred Engl, Heidi Freudenblum (vorne) und Jacqueline Weber (r.) unterstützen mit dem Helferkreis Demenzerkrankte und deren Angehörige wie auch Elfriede Witzleben (Mitte). Foto: ko
Kirchheim · Wenn Elfriede Witzleben ab und zu ausgeht, ist sie mit ihren Gedanken trotzdem immer zu Hause. Denn dort braucht ihre an Demenz erkrankte Mutter ihre Hilfe. Rund um die Uhr betreut Witzleben die ältere Frau, zusätzlich kümmert sie sich um ihren eigenen Zwei-Personen-Haushalt.
Die viele Arbeit schreckt die 66-Jährige dabei nicht. Schlimm ist für die Kirchheimerin vielmehr »das ständige Damoklesschwert im Hinterkopf, ob daheim ja nichts passiert«. Unterstützung bekommt Witzleben durch die örtliche Nachbarschaftshilfe, die aktuell einen ehrenamtlichen Helferkreis für Demenzkranke gegründet hat.
Elfriede Witzleben freut sich, wenn das Fernsehprogramm eine Musiksendung ankündigt. Denn das schaut ihre 87-jährige Mutter gerne. Und sie selbst kann sich eine kurze Verschnaufpause gönnen. Sonst pendelt die Kirchheimerin täglich mehrfach zwischen ihrer Wohnung und der ihrer Mutter im gleichen Haus im ersten Stock. Kochen, waschen, putzen in zwei Haushalten und zusätzlich Besuche mit der erkrankten Angehörigen etwa beim Zahnarzt oder beim Ergotherapeuten prägen Elfriede Witzlebens Alltag. Da bleibt nicht viel Zeit, selber für professionelle Beschäftigung der 87-Jährigen zu sorgen.
Hierfür bietet die Nachbarschaftshilfe von Kirchheim, Heimstetten und Landsham seit diesem Jahr den Helferkreis und eine Betreuungsgruppe an: Ehrenamtliche Mitarbeiter des Helferkreises betreuen Demenzerkrankte zu Hause – nicht in Vollzeit, aber so, dass die Verwandten ein paar Stunden Zeit für sich haben. In der Betreuungsgruppe, in der gespielt, gesungen und Bewegungsübungen gemacht werden, kümmern sich jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr momentan in Räumen der Heimstettener katholischen Kirche Sankt Peter geschulte Helfer um die Erkrankten. Allen voran Jacqueline Weber und Heidi Freudenblum, beide von der Nachbarschaftshilfe. Weber ist die verantwortliche Pflegefachkraft der Einrichtung, Freudenblum Krankenschwester und gerontopsychiatrische Fachkraft, also spezialisiert auch auf die Arbeit mit altersverwirrten Menschen. Die Helfer wollen »jeden Einzelnen genau wahrnehmen und die Erkrankten dort ›abholen‹, wo sie stehen«, sagt Heidi Freudenblum.
Für Helferkreis und Betreuungsgruppe sucht die Nachbarschaftshilfe sozial engagierte Freiwillige. Interessierte werden bei einer 40-stündigen Schulung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft mit Zertifikat im Pfarrheim der Kirchheimer katholischen Kirche Sankt Andreas ausgebildet. Vermittelt wird unter anderem Basiswissen über Demenz, Umgang mit Erkrankten, Pflegeformen, rechtliche Grundlagen sowie Methoden der Betreuung und Beschäftigung. Schulungsteilnehmer müssen eine Gebühr von 30 Euro entrichten, die nach einem Jahr Tätigkeit für die Nachbarschaftshilfe wieder erstattet wird.
In Bayern gibt es etwa 170.000 Demenzerkrankte, von denen ungefähr 80 Prozent zu Hause von Angehörigen betreut werden. Die Verwandten stoßen dabei oft an ihre psychischen und physischen Grenzen. Elfriede Witzleben versucht seit den ersten Anzeichen der Krankheit bei ihrer Mutter vor zwei Jahren nun das Beste aus ihrer Situation zu machen. Trotzdem liegt sie nachts wach und grübelt, wie es weitergehen soll. Das Angebot der Nachbarschaftshilfe gibt ihr Kraft, weiterzumachen. Infos zur Helferkreis-Schulung gibt es bei der Nachbarschaftshilfe in Kirchheim unter Telefon 0 89/9 03 07 59. K. Ossoinig
Artikel vom 20.01.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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