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Immer weniger Kinder lernen Schwimmen – jetzt schreitet die Stadt ein
Münchner Norden · Sprung ins warme Wasser
»Platsch« … Mit Hilfe der Schwimmtrainerinnen verlieren die Kinder schnell die Scheu vorm Wasser. Foto: em
Münchner Norden · Laut ist es in der Schulschwimmhalle der Toni-Pfülf-Straße an diesem Freitagmittag, sehr laut. Im Stundentakt begrüßen die Schwimmlehrerinnen Linda Ludewig und Susanne Müller eine neue Gruppe mit Kindergartenkindern, die zu ihrer ersten Schwimmstunde anrücken.
Bald werden sich auch diese Kinder laut juchzend und vor Aufregung kreischend ins Wasser stürzen, wo die Trainerinnen sie mit offenen Armen empfangen. Was für die Kinder vor allem ein Riesenspaß ist, hat einen ernsten Hintergrund. Das Sportamt im Schulreferat musste feststellen, dass auch in München gilt, was der Deutsche Schwimmverband deutschlandweit konstatiert: Fast ein Drittel der Unter-14-Jährigen können nicht schwimmen.
Annette Hofner, im Sportamt zuständig für die Belegung der Schulschwimmbäder, musste feststellen, dass sie mit zunehmendem Nachmittagsunterricht die Becken immer weniger Freizeitgruppen zur Verfügung stellen kann. »Außerdem kriegen wir von den Leuten vor Ort mit, dass immer weniger Kinder überhaupt mit ins Wasser gehen«, berichtet sie. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathrin Gansler überlegte sie, wie man Abhilfe schaffen könnte. Der Ansatz: schon bei den ganz jungen Kindern anfangen – in den Kindergärten. »In dem Alter haben sie auch noch richtig Spaß daran, Schwimmen zu lernen«, meint Kathrin Gansler. Die Geräuschkulisse im Nichtschwimmerbecken gibt ihr recht.
Aus der Idee der beiden engagierten Sportamt-Mitarbeiterinnen ist jetzt ein Programm für zunächst fünf Kindergartengruppen aus dem Münchner Norden geworden, das nach und nach auf ganz München ausgedehnt werden soll: Die ausgewählten Kinder bekommen zehn Wochen lang von ausgebildeten Trainerinnen pro Woche eine Stunde lang altersgerechten Wassergewöhnungs- und Schwimmunterricht. Am Ende sollen sie in der Lage sein, das »Seepferdchen«-Abzeichen zu machen, wofür sie 25 Meter schwimmen müssen, vom Beckenrand springen und im schultertiefen Wasser nach einem Gegenstand tauchen.
Wolfgang Sommerfeld, Leiter der Abteilung »Schulsport und Gesundheitsförderung« im Schulamt, sieht den Münchner Norden aus mehreren Gründen als sinnvollen Vorreiter in Sachen Kindergarten-Schwimmen. Ausschlaggebend waren die umliegenden Badeseen, bei denen sich im und am Wasser leicht Unfälle ereignen können. Doch Sommerfeld denkt auch an die relativ vielen Muslime, die in den nördlichen Stadtteilen leben: »Oft schon im Grundschulalter, aber spätestens danach gibt es Probleme, wenn muslimische Mädchen mit Jungen zusammen in den Schwimmunterricht gehen sollen. Die Mädchen dürfen dann nicht mitmachen. Im Kindergartenalter hingegen taucht diese Frage noch nicht auf.«
3.500 Euro kostet der Unterricht für die Kindergartengruppen, die vergangenen Freitag den Anfang gemacht haben. Eine überschaubare Summe. Doch wenn aus allen städtischen Kindergärten eine Gruppe die Chance haben soll, teilzunehmen, bedeutet dies eine Verhundertfachung der Summe.
Sponsoren sind also willkommen. Und natürlich Eltern, die es sich nicht nehmen lassen, mit ihren Kindern selbst ins Wasser zu gehen und ihnen das Schwimmen beizubringen. Eva Mäkler
»Platsch« … Mit Hilfe der Schwimmtrainerinnen verlieren die Kinder schnell die Scheu vorm Wasser. Im Hintergrund freuen sich Kathrin Gansler (stehend, links) und Annette Hofner sowie Dr. Josef Tress, stellvertretender Stadtschulrat, und Janina Melcher, st
Artikel vom 27.01.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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