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Bund Naturschutz baut auf Renaturierung dank gestiegenem Umweltbewusstsein
Unterschleißheim · Chance für die Moosach?
So einen unnatürlichen schnurgeraden Bachlauf will Birgit Annecke-Patsch vom Bund Naturschutz in Zukunft an der Moosach nicht mehr sehen müssen.Foto: sh
Unterschleißheim · Ein reizvolles Stück Natur hat die Stadt Unterschleißheim mit einer Teil-Renaturierung des Bachs Moosach im Gewerbegebiet zurückgewonnen. Dieses Gebiet ist gleichzeitig Lebensraum für Tiere – und Erholungsoase für die vielen Mitarbeiter der anliegenden Büros während der Mittagspause.
Nun bietet die geplante 25. Änderung des Flächennutzungsplans im Westen Unterschleißheims aus der Sicht des Bund Naturschutz die Gelegenheit, ein weiteres Stück der Moosach zu renaturieren. Die neuen Ergänzungen sehen unter anderem die Planung von Kleingartenanlagen und eine weitere Ausweisung eines Gewerbegebiets vor. Dass diese Planungen eine Behebung vergangener Bausünden an der Natur nicht ausschließen, zeigt der bereits renaturierte Bachabschnitt. Birgit Annecke-Patsch fordert als Vorsitzende des Bund Naturschutz Unterschleißheim, den etwa 50 Zentimeter tiefen Bach wieder in Mäandern sowie mit weiterem Abstand zu Straßen und Feldern fließen zu lassen.
Durch eine Verbreiterung des Flussbetts und Verwirbelungsmöglichkeiten des Gewässers würden Unterstände für Fische geschaffen. »Heimische Fische wie Bachforelle, Elritze, Bachschmerle und Mühlkoppe könnten so wieder Lebensraum zur Vermehrung finden. Gerade die Elritze lebt vorwiegend in Niedermoorbächen, wie die Moosach einer ist«, hofft Birgit Annecke-Patsch.
Auch vor Jahren betonierte Staustufen hindern die Fische an ihrer Wanderung entlang des Bachs und schränken ihre Lebensräume beträchtlich ein. Durch Flurbereinigungen und zur besseren Kontrollierbarkeit des Flüsschens wurde es vor Jahrzehnten bereits in einen schnurgeraden Graben gepresst, der dem Straßenverlauf folgt. In Teilbereichen ähnelt die Moosach daher mehr einem Straßengraben als einem Bach. Streusalze, Düngemittel und Pestizide schwemmt der Regen direkt in das klare Wasser, wo ein starker Rückgang von Unterwasserpflanzen bereits erste Reaktionen zeigt. »Die Moosach benötigt mehr Möglichkeiten zur Selbstregeneration, und dafür braucht der Bach Fläche, die bei einem geraden Flusslauf nicht gegeben ist«, meint Birgit Annecke-Patsch und fügt hinzu: »Es ist eine Besonderheit, ein fließendes Gewässer in einem Ort zu haben. Nur wird so etwas aus Gewohnheit oft nicht geschätzt.«
Der Bach entspringt im gleichnamigen Münchner Stadtteil Moosach, von wo er durch den Oberschleißheimer Berglwald fließt und teilweise die Schlosskanäle speist. Von Mittenheim nimmt er seinen Lauf über Riedmoos nach Unterschleißheim. Hinter dem dortigen Badesee ist die Moosach in die Landschaftsgestaltung einbezogen, und im Sommer kühlen einige Badegäste gerne die Füße im klaren Fließgewässer. »Leider wird ein schnurgerader Bach als normal empfunden. Dass diesem irgendwann einmal der natürliche Lauf genommen wurde, fällt fast niemandem mehr auf«, bedauert Birgit Annecke-Patsch. »Im Rathaus ist die Stellungnahme des Bund Naturschutz zum Flächennutzungsplan nur eine von vielen Stellungnahmen.
Deren Behandlung erfolgt im Abwägungsverfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes im Frühjahr 2009 durch den Stadtrat«, lautet die Antwort aus dem Rathaus auf die Anfrage der Münchener Nord-Rundschau. Der Stadtrat und Mitglied des Bauausschusses Ludwig Pettinger steht einer Renaturierung der Moosach grundsätzlich positiv gegenüber: »Es müssen dabei jedoch die Vor- und Nachteile aller Betroffenen abgewägt werden. Der Bach wurde vor etwa 50 Jahren als Entwässerungsgraben zur Trockenlegung feuchter Moosgebiete begradigt«, beschreibt Pettinger die Ausgangssituation.
Franz Schuster ist Hofeigentümer und liegt mit seiner landwirtschaftlichen Betriebsstelle an der Moosach. Wie vielen anderen ist auch ihm der gerade Verlauf des Bachs ein gewohntes Bild, mit dem er bereits aufgewachsen ist. »Es kann sein, dass bei strengem Frost der Straßenbelag gesalzen wird, aber unsere kleine Straße entlang der Moosach wird meist gerieselt«, überlegt er zum Thema Wasserqualität. Der Bund Naturschutz möchte im Rathaus sensible Ohren wecken, die »Liebe zur Natur und Heimat« empfinden. Und Birgit Annecke-Patsch ist überzeugt: »Von der weiteren Renaturierung der Moosach würden nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch jeder Naturliebhaber und Spaziergänger profitieren.« Siglinde Haaf
Artikel vom 10.02.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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